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Jumbi ist nicht Schrödingers Katze
Jumbi ist nicht Schrödingers Katze

Die Photovoltaik ist eine faszinierende Technologie. Aber die Entwicklung der letzten Jahre war insbesondere in Deutschland ernüchternd. Es stellt sich die Frage, wie es zu den verschiedenen Fehlentwicklungen gekommen ist. Angesichts der Bedeutung der Energiewende und der enormen finanziellen Belastung, die von der Allgemeinheit noch über viele Jahre zu tragen sein wird, müssen die Vorgänge selbstverständlich untersucht werden.

 

Zunächst sind die Sachverhalte zu dokumentieren. Doch das Internet ist offenbar ein flüchtiges Medium. Immer mehr wichtige Unterlagen werden aus dem Netz genommen und dem allgemeinen Zugriff entzogen. Das kann auch nicht im Interesse der Allgemeinheit sein. Deshalb will das PV-Archiv die Sachverhalte auch dokumentieren und aufbereiten, bevor sie unwiderbringlich verloren sind.


Der Tagesspiegel und Kai Kupferschmidt

Die Datenbank pvArchiv enthält inzwischen etwa 65000 Veröffentlichungen. Es hat sich weiter bestätigt, dass der Berliner Tagesspiegel seit 1995 vielfach an Unregelmäßigkeiten zum Nachteil seiner Leser und der Allgemeinheit beteiligt war. In der Redaktion scheint man schon vor Jahren vergessen zu haben was Journalismus ist.

 

Aktuell wurden weitere Sachverhalte über die vom Tagesspiegel verwendeten Methoden wie auch über den früheren Tagesspiegel-Redakteur Kai Kupferschmidt (Qualifikation, Autorentätigkeit, Seuchen, HIV und blau) berichtet. Es ist kaum zu fassen, was sich eine angeblich renommierte Tageszeitung alles erlaubt.

 

Die gute Nachricht für Kupferschmidt: er dürfte umfassende Schadenersatzansprüche gegen den Tagesspiegel haben. Schon sein Beitrag "Positiv und negativ - die Angst vor HIV" hätte vom Tagesspiegel keinesfalls öffentlich gemacht werden dürfen. Nicht nur der Tagesspiegel-Leser darf gespannt sein, ob Kupferschmidt Ansprüche gegen seinen früheren Arbeitgeber geltend machen wird. (14.12.2020)

Käuflicher Journalismus: GIZ, BWE, WHH

Journalismus in Deutschland ist käuflich. Jedenfalls für den, der Geld und die richtigen Beziehungen hat. Es kann offenbar gerne auch mit öffentlichen Mitteln und Spenden bezahlt werden.

 

Inzwischen wurden mehr als 25000 Veröffentlichungen untersucht und über 1200 detaillierte Textvergleiche angefertigt. Damit ist ersichtlich geworden, dass die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der Bundesverband Windenergie (BWE) und die Welthungerhilfe (WHH) zur Selbstdarstellung oder Einwerbung von Spenden seit 1995 bzw. 1996 regelmäßig Journalisten kaufen. Eine Übersicht ist auf Journalismus abrufbar.

 

Ein GIZ-Autor hat dies wie folgt bestätigt: "Als ich [...] in Kontakt zur GIZ (damals noch: GTZ) kam, wurde ich ausdrücklich darum gebeten, meine Geschichten, die ich für die GTZ schrieb, über meine sonstigen journalistischen Kontakte auch anderswo anzubieten. Auf diese Weise wollten die damaligen Öffentlichkeitsarbeiter der GTZ erreichen, daß die GTZ in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen wird."  (schriftliches Zitat)

 

Die Vorgehensweise war den "Medienpartnern" offenbar bekannt. Zu den ersten Zeitungen, die sich an der Verbreitung von Eigenplagiaten beteiligt haben, gehörten die Frankfurter Rundschau, Handelsblatt, taz und der Berliner Tagesspiegel.

 

Entsprechend wurde der erste vorliegende gekaufte Bericht am 13.11.1995 in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht. Bei der Berichterstattung für die GTZ aus Mosambik wurde auch das Foto aus dem Originalbericht erneut verwendet. Auszug aus der Falldokumentation (D1006) (26.11.2018):

Update zum Erneuerbaren "Journalismus"

GIZ:

 

Die Texte der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ, früher GTZ) in der Hauszeitschrift Akzente wurden weiter untersucht. Seit 2000 erschienen in Akzente mindestens 508 Beiträge von 185 freien Autoren oder Journalisten. Bisher liegen 148 Veröffentlichungen vor, die den Texten in Akzente zugeordnet werden können.

 

Die 148 Reproduktionen verteilen sich ungleichmäßig auf die Autoren. Zu den Originalen von 141 Autoren konnten keinerlei Plagiate gefunden werden. Dagegen wurden zu den Originalen von neun Autoren relativ viele Plagiate recherchiert (4 bis 35). Rückfragen haben ergeben, dass die GIZ den Autoren in einigen Fällen ausdrücklich gebeten hat, weitere Veröffentlichungen in anderen Medien zu platzieren. Anderen Autoren wurde jegliche Weiterverwertung vertraglich untersagt.

 

Übersicht (Stand: 1/2018)
Übersicht (Stand: 1/2018)

FTD und Jan Oliver Löfken:

 

Die Financial Times Deutschland (FTD) erschien als Börsenpflichtblatt ab 2000. Die Zeitung erreichte die Gewinnzone nie und wurde am 7.12.2012 eingestellt. Lobbyisten hatten offenbar von Beginn an  freien Zugang und konnten die FTD zur Verbreitung ihrer „Nachrichten“ nutzen.

 

Beispiellos dürfte die Geschichte eines Beitrags von Jan Oliver Löfken über Masdar-City sein, ein inzwischen gescheitertes Projekt in Abu Dhabi. Vorlage war ein Bericht in Neue Energie, der später mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Offenbar ahnte die Jury nichts von dem FTD-Eigenplagiat.

 

Doch auch der Neue Energie Text war nicht das Original. Die Recherchen wurden von Kevin Bullis durchgeführt, der vor Ort in Abu Dhabi war und die Interviews durchführte. Löfken hat die Vorarbeit seines amerikanischen Kollegen für seine Zwecke genutzt.  Der Originalbericht von Bullis erschien im März 2009 in MIT Technology Review.

 

 

Photon:

 

1996 haben Autoren der taz das Solarmagazin Photon gegründet und als Chefredakteurin Anne Kreutzmann eingesetzt, die bis heute die Redaktion leitet. Die Photon-Geschichte ist untrennbar mit dem Namen Kreutzmann verbunden.

 

Photon hat auch kritisch berichtet, allerdings nur über ausgewählte meist ausländische Firmen. Die wichtigste Autorin investigativer Berichte war Ines Rutschmann. Rutschmann war auch verantwortlich für die Rubrik "Murks des Monats".

 

Rechercheergebnisse über einen Berliner Solarmodulhersteller werden bis heute unterschlagen. Rutschmann hat die Ergebnisse in einem gerichtlichen Schriftsatz als „äußerst brisant“ bezeichnet.

 

Nicht weniger dubios war die Tätigkeit von Olga Papathanasiou als frühere Photon Redakteurin. Papathanasiou verfügt als Absolventin des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) über wichtige Kenntnisse. Aber auch die Physikerin, die wahrscheinlich zur Familie des früheren griechischen Wirtschaftsministers Yannis Papathanasiou gehört, deckt die Verantwortlichen bis heute.

 

 

Bernward Janzing:

 

Bernward Janzing zählt seit 1998 zu den produktivsten Auftragsschreibern des BWE.  Die Zahl der Veröffentlichungen ist überwältigend. Noch immer liegt keine vollständige Übersicht der Veröffentlichungen Janzings und seiner Auftraggeber vor.

 

Allerdings wurde eine quantitative Übersicht der Veröffentlichungen bei Neue Energie von 1998 bis 2005 erstellt. In der Zeit hat Neue Energie mindestens 216 Beiträge Janzings veröffentlicht. Bisher konnten diesen Auftragstexten 141 Veröffentlichungen Janzings an anderer Stelle zugeordnet werden. 93 dieser Plagiate erschienen bei der taz.

 

 

Ergebnisse seit 2009

 

Seit 2009 wird ein Archiv über die Entwicklung der Photovoltaik aufgebaut. Auf dieser Seite wird dazu berichtet. Anfang 2014 sind Veröffentlichungen von Sascha Rentzing aufgefallen, die auf den ersten Blick als dubios zu erkennen waren. Rentzing bezeichnet sich zwar als „freier Journalist”, tatsächlich muss er als Lobbyist und Auftragsschreiber betrachtet werden. 2002 heuerte Rentzing beim Bundesverband Windenergie (BWE) als Pressesprecher und Redakteur an. Bis Dezember 2016 gehörte er zu den produktivsten Autoren des Magazins.

 

In einer ersten Reaktion auf die ermittelten Sachverhalte verortete sich Rentzing selbst auf der „falschen Seite der Journaille“. Kurz darauf folgten Drohgebärden und der „Rat“, das PV-Archiv aus dem Internet zu nehmen.

 

Inzwischen ist ersichtlich, dass Dr. Ralf Köpke ab 1996 die Kontrolle in der Redaktion von Neue Energie an sich gezogen hatte. Köpkes Hauptaufgabe bestand darin, bei Neue Energie Methoden zur Fälschung und Verbreitung von Texten einzuführen. Offensichtlich sollten bestimmte “Informationen” so breit wie möglich gestreut werden. Andere Nachrichten sollten nur bestimmte Leserkreise erreichen oder unterdrückt werden.

 

Schon der erste im August 1996 bei Neue Energie erschienene Artikel Köpkes zeigt das bis heute verwendete Strickmuster: “Wind vom Meer” war eine manipulierte und erweiterte Version eines Artikels der Frankfurter Rundschau. Das Plagiat enthielt keinerlei Hinweis auf den Ursprung. Als typisch haben sich auch manipulierte Zitate erweisen.

 

Eine Hauptfunktion von Neue Energie war und ist, geeignete Autoren auszusuchen und in die Techniken Köpkes einzuweihen. Zu den Autoren, die von Köpke möglicherweise persönlich angelernt wurden, zählen Michael Franken (ca. 1998), Bernward Janzing (ca. 1998), Dierk Jensen (ca. 2000) und Klaus Sieg (ca. 2002). Michael Franken hat seine journalistische Laufbahn 2003 beendet.

 

Bis 2005 war Neue Energie ein reines Verbandsblatt. Seit Ende 2005 wird das Magazin als angeblich unabhängige Informationsquelle auch allgemein zum Kauf angeboten. Im Zeitschriftenhandel war und ist Neue Energie jedoch kaum erhältlich.

 

Sascha Rentzing ist 2006 in die spezielle Arbeitsweise eingewiesen worden. Gleichzeitig bekam er Zugang zum Netzwerk der Lobbyisten, das zu der Zeit schon eng geknüpft war. Wie Janzing, Jensen und Sieg hat Sascha Rentzing auch für kommerzielle Auftraggeber gearbeitet.

 

Die ersten Plagiate Rentzings erschienen ab 2006 in der FTD.

 

Seit 2009 arbeitet Rentzing inkognito für die Messe Düsseldorf. Für die Messe Düsseldorf hat Rentzing über 100 Texte, zumeist Plagiate, erstellt. Die Texte wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und fast immer anonym oder unter falschen Autorennamen verbreitet.

 

Rentzing hat nicht nur Eigenplagiate erstellt, sondern auch Fremdquellen verwertet.

 

Janzing, Jensen und Rentzing haben auch komplette Interviews umgeschrieben und, sicher ohne die Kenntnis ihrer Gesprächspartner, später erneut veröffentlicht.

 

Regelmäßig wurden auch wörtliche Zitate manipuliert. Rentzing hat auch Zitate des früheren Umweltministers Norbert Röttgen dem Amtsnachfolger Peter Altmaier in den Mund gelegt.

 

Inzwischen wurden zahlreiche wichtige Dokumente aus dem Internet entfernt. Bisher sind mehr als zehn Internetseiten mit relevanten Unterlagen ganz aus dem Internet verschwunden, darunter eine Seite der Solar Promotion Gmbh.

 

2012 hat Rentzing eine Kampagne für die Dekabank durchgeführt, mit der offensichtlich der Verkauf von Solaranlagen angekurbelt werden sollte.

 

Rentzing hat wahrscheinlich mehr als 100 Texte für die Firma Bauking verfasst. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Fremdplagiate. Eine Bestätigung der Autorenschaft Rentzings steht jedoch noch aus. Seit Dezember 2015 wird die Bauking-Seite nicht mehr gepflegt.

 

Sascha Rentzing hat mehrfach mit anderen Autoren zusammen gearbeitet. Besonders intensiv war die Zusammenarbeit mit Jürgen Heup, der von 2008 bis 2015 der Neue Energie Redaktion angehörte. Auch Jürgen Heup hat gelegentlich Plagiate erstellt und neben seiner Tätigkeit für Neue Energie auch für andere Auftraggeber (FTD, ÖKO-Test, Messe Düsseldorf) geschrieben.

 

Die Redaktion des Verbrauchermagazins Öko-Test scheint von allen guten Geistern verlassen zu sein. Ab 2009 wurde die Berichterstattung über Photovoltaik und Solarthermie fast vollständig in die Hände der Solar-Lobbyisten gelegt. Seither haben Rentzing und Heup über 60 Berichte bei Öko-Test verbreitet, zum Teil ohne Autorennennung. Obwohl Öko-Test schon 2014 über die Hintergründe informiert wurde, gehört Rentzing noch immer zu den Stammautoren.

 

Im November 2016 durfte Rentzing für Öko-Test unter dem Titel „Viele Mängel, wenig Kulanz“ über die Mängel an Photovoltaikanlagen referieren und die Leser “beraten”. Der Bericht ist ohne Autorennennung auch in Öko-Test MUM erschienen.

 

Seit Jahren wiegt das „Verbrauchermagazin“ seine Leser mit dem Informationsmüll von Lobbyisten in Sicherheit, und nun geriert sich an gleicher Stelle ausgerechnet Sascha Rentzing als Erklärer. Und wie schon oft hält Rentzing wichtige Informationen zurück, so zum Beispiel, dass manche Mängel technologiebedingt sind, also unvermeidlich und den Herstellern bewusst waren.

 

Statt seriös zu informieren hat der Text offenbar nur den Zweck, Betroffene an bestimmte Rechtsanwälte weiter zu leiten. Zwei Anwälte, Dr. Christina Bönning und Kilian Libal, kommen in dem Bericht ausführlich zu Wort.

 

Weiter ist festzustellen, dass das 1996 gegründete Magazin Photon keineswegs ein unabhängiges Fachblatt war und ist. Photon und das Schwesterblatt Haus & Energie waren ein Gemeinschaftsprojekt der Solarlobby und der taz. Der Start von Photon wurde maßgeblich durch taz-Autoren betrieben. Gleichzeitig wurde Neue Energie wie beschrieben von taz-Autoren, allen voran Ralf Köpke, kontrolliert.

 

Zu den taz-Autoren, die maßgeblich am Photon-Projekt mitgewirkt haben, zählen Gerd Rosenkranz, Ralf Köpke, Bernward Janzing, Jochen Siemer, Andreas Lohse, Anne Kreutzmann und weitere. Teilweise haben diese Autoren auch für Neue Energie geschrieben.

 

Von Beginn an wurden auch Texte zwischen taz, Neue Energie und Photon ausgetauscht. Andererseits hat man sich gegenseitig beworben. So veröffentlichte die taz Werbung für Neue Energie und Photon. In Neue Energie wurden Werbeanzeigen für Photon und taz geschaltet. Und Photon warb wiederum für Lobbyorganisationen und die taz.

 

Unterstützt wurde das Trio taz - Neue Energie - Photon offensichtlich durch weitere Medien, zum Beispiel das Handelsblatt und die Frankfurter Rundschau. In der Folge wurde die Medienlandschaft in Deutschland fast vollständig unterwandert. Wie das abgelaufen ist, kann durch die Untersuchung von Veröffentlichungen zur „Energiewende“ leicht nachvollzogen werden. Dazu wurden bisher exemplarisch Texte der taz, der Financial Times Deutschland (FTD), der Firma John Deere und der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) untersucht und veröffentlicht.

 

Ein gesellschaftliches Vorhaben wie die “Energiewende” muss zwingend von unabhängigen, kompetenten und kritischen Medien begleitet werden. Andernfalls wären Verschwendung, Missbrauch und Fehlentwicklungen unvermeidlich programmiert. Doch eine seriöse Fachberichterstattung scheint es in Deutschland schon lange nicht mehr zu geben. Offenbar haben Lobbyisten im Verein mit selbsternannten Journalisten die Medienlandschaft bis 2010 fast vollständig unterwandert und instrumentalisiert.

 

Inzwischen liegen mehr als 20000 angeblich journalistische Veröffentlichungen vor. Davon wurden über 9000 Texte vorläufig ausgewertet. Es wurden über 850 detaillierte Textvergleiche erstellt. Nach derzeitigem Stand müssen die Veröffentlichungen von mindestens 40 Autoren vollständig ermittelt und untersucht werden. Einige dieser Autoren sind offensichtlich in bestimmten Verfahren zur Reproduktion von Texten, die an keiner Journalistenschule gelehrt werden, “geschult” worden. (31.5.2017)

 

Abbildung und Text als PDF zum Download:

Übersicht (Stand: 1 / 2018)
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Zusammenfassung (Stand: 6 / 2017)
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"Es ist verfassungswidrig, die Wissenschaft der Wirtschaft zu überlassen"

Allmählich fügen sich die Teile zusammen und das große Bild wird sichtbar. Die Wirtschaft, hier in Gestalt der Solar-, Wind- und anderer erneuerbaren Energien, hat die Wissenschaften gekapert. Und diese haben sich willfährig instrumentalisieren lassen, wie die Konvertierung des Physikers Eicke Weber zum Lobbyismus anschaulich macht. Der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hat nicht nur die Stelle eines Cheflobbyisten eingerichtet und mit dem ehemaligen BSW-Funktionär Gerhard Stryi-Hipp besetzt. Mit dem Bundesverband Energiespeicher (BVES) hat Weber 2013 auch gleich selbst einen Branchenverband gegründet und sich als dessen Präsident inthronisiert.

 

Wolfgang Wodarg, Arzt und früherer Bundestagsabgeordneter, warnt vor derartigen Entwicklungen schon lange und betont: „Nur ein vertrauenswürdiges Wissenschaftssystem kann seine Funktion für die Gesellschaft erfüllen“. Es ist bemerkenswert, dass auf diese Selbstverständlichkeit hingewiesen werden muss. Für Wodarg sind die Übergriffe der Wirtschaft auf die Wissenschaften schlicht verfassungswidrig (Kölner Studierendenzeitung: „Es ist verfassungswidrig, die Wissenschaft der Wirtschaft zu überlassen“, Juni 2012). Für weiteres sei hier auf den Artikel "Die Aufgabe der Wissenschaft" vom 10.6.2012 auf der Internetseite Wodargs verwiesen.

 

Aber offensichtlich ist die Krankheit im Fall der Erneuerbaren Energien inzwischen weiter fortgeschritten. Die verirrten Wissenschaftler haben ihrerseits die Medien vereinnahmt. So bedient sich Weber der Dienste des freien Journalisten Sascha Rentzing, der offenbar alles zu Papier bringt, was ihm diktiert wird. Ein Anruf Webers scheint zu genügen, und Rentzing berichtet über „wissenschaftliche“ Studien, ohne sie jemals in der Hand gehabt zu haben.

 

Die betrügerische Funktion des Netzwerks und die Arbeitsweise Rentzings lassen sich schon mir den zwei folgenden Beispielen verdeutlichen.

 

Wie die nachfolgend einsehbaren Textvergleiche zeigen, wurde der Text "Die perfekte Solarzelle" (Wasserkraft & Energie, 3 / 2010) aus zwei älteren Rentzing Texten zusammengebaut, die am 12.6.2008 von der Frankfurter Rundschau und im September 2009 in Spektrum der Wissenschaft erschienen sind. Neben anderen Manipulationen wurde insbesondere ein Zitat des Wissenschaftlers Hansjörg Gabler (Absatz 7) im Plagiat kurzerhand Michael Powalla (Absatz 8) zugeschrieben.

Quellen Plagiat Vergleiche

 Wettlauf um den Wirkungsgrad (FR, 12.6.08)

 

Die perfekte Zelle (SW, 9 / 09)

 

Die perfekte Solarzelle (W&E, 3 / 10)

 

FR - W&E

 

SW - W&E

 

FR - SW - W&E

Im zweiten Fall, der hier einleitend vorgestellt werden soll, wurden stark manipulierte Plagiate eines Spiegel-Online Artikels 5 bzw. 23 Monate später vom Handelsblatt und von der Süddeutschen veröffentlicht.

Quelle Plagiate Vergleiche

 

Solarfirmen jubeln über Rekord-Ölpreis (SO, 3.6.08)

 

Heiztechniker setzen auf Öko (HB, 29.10.08)

 

Heizen mit der Sonne (SZ, 17.5.10)

SO - HB

 

SO - SV

"Erneuerbare Textproduktion"
"Erneuerbare Textproduktion"

Die weitere Nachschau ergibt, man kann es kaum glauben, dass der Fraunhofer-Hofberichterstatter Rentzing früher selbst Pressesprecher des Bundesverbands Windenergie (BWE) und Redakteur der Verbandszeitung Neue Energie war. So „informiert“ eine degenerierte Wissenschaft also die Allgemeinheit, die diesen grotesken Unfug finanzieren muss. Man könnte auch sagen, dass eine Gesellschaft, die die Wissenschaften trägt und ihnen Vertrauen schenkt, nicht perfider verhöhnt werden könnte.

 

Wenn schon die Vereinnahmung der Wissenschaften durch Wirtschaftsinteressen wie von Wodarg beschrieben als verfassungswidrig anzusehen ist, dann trifft dies auf das nebenstehend abgebildete Konstrukt erst recht zu. Hier sind die Wissenschaft, Medien und Industrie zu einer Einheit verschmolzen. Niemand kontrolliert irgendetwas, jeglicher produktiver und notwendiger Wettstreit von Ideen, Ansichten und Unternehmen wurde ausgeschaltet. Fast alle sind bestens informiert, nur die Allgemeinheit nicht, denn die soll diesen kriminellen Unfug ja bezahlen.

 

Die Veröffentlichungen von Sascha Rentzing und das Netzwerk werden weiter untersucht. Aktuell wird insbesondere über die Texte berichtet, die bei ÖKO-Test und Spiegel Online erschinenen sind. Außerdem erschließt sich aus den vorliegenden Berichten, dass Rentzing Anfang 2012 eine Werbeaktion, offenbar im Auftrag der Dekabank, durchgeführt hat. (22.4.2014 Letzte Änderung: 24.5.2016)

Evidenzen

"Evidence", so heißt eine Ausstellung Ai Weiweis, die vom 3.4. bis zum 7.7.2014 im Berliner Martin-Gropius-Bau zu betrachten sein wird. Die Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen. Wie die Berliner Morgenpost meinte, soll Berlin der richtige Ort für die Botschaften des Künstlers sein. Hier ist Ai Weiwei auch Mitglied der Akademie der Künste.

"Katzen oder Wie man Türen öffnet"

Evi
Evi

Der Tagesspiegel hat eine Reportage über den chinesischen Künstler veröffentlicht. Christiane Peitz berichtet im dritten Teil über "Katzen oder Wie man Türen öffnet".

 

Ai Weiweis Studio in Peking wird von 30 bis 40 Katzen bevölkert. In der Kindheit des Künstlers wurden Katzen und Hunde in China getötet. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen Tiere umbringen. Aber in dem Fall war das Massaker ein Teil der "Kulturrevolution".

 

"Alles, was private Gefühle wecken könnte, jedes Geschöpf, das man hätte behüten können, war verboten", erzählte Weiwei der deutschen Journalistin. Katzen wurden offenbar als bedrohtlich empfunden, sie standen dem Ziel der Entmenschlichung der Menschen im Weg. Denn "nur wenn ich in die Augen einer Katze blicke, kann ich mich selber als Mensch sehen", erkannte Weiwei.

 

Und noch etwas hat eine der Katzen Weiweis uns Zweibeinern voraus: sie kann Türen öffnen, indem sie an die Klinke springt, aber nicht wieder schließen. Bei manchen Menschen scheint es umgekehrt zu sein. Sie sind offenbar auf das Schließen von Türen spezialisiert und haben längst verlernt sie zu öffnen.

 

In Berlin gibt es zwar keinen Ai Weiwei, dafür jedoch andere Möglichkeiten. Das Tierheim unterhält ein Gehege, in dem ehemalige Streuner und Findlinge behütet werden. Die Tiere haben die erstaunliche Leistung vollbracht, in der allzu oft unmenschlichen Großstadt zu überleben. Wer weiß, vielleicht warten sie jetzt nur darauf, dass wir Menschen uns endlich trauen ihnen zu begegnen und in die Augen zu blicken. (1.4.2014)

Nichts gegen Lobbyisten und Wissenschaftler

Nichts gegen Lobbyisten, aber die Entwicklung einer Branche sollte man ihnen nicht überlassen. Das scheint klar zu sein. Auch nichts gegen Wissenschaftler. Aber der Aufbau von Unternehmen ist keine wissenschaftliche Angelegenheit, sondern, wie der Name sagt, eine unternehmerische Herausforderung. Wem also hat man die Entwicklung der Photovoltaik anvertraut? Richtig: Lobbyisten und Wissenschaftlern. Nicht nur die jährlichen OTTI-Symposien belegen das eindrucksvoll.

 

Leider bestätigen die Zusammenkünfte auch, dass die Branche zu keinerlei Selbstkritik fähig ist. Jeder kleine Verkehrsunfall mit Blechschaden wird untersucht. Doch auf den jährlichen OTTI-Familientreffen begnügt man sich damit, sich gegenseitig zu loben und die "Medienpartner" zu instruieren. Es ist schließlich der Lebensinhalt von Lobbyisten Forderungen durchzusetzen. Und es gehört nicht zum Geschäft von Wissenschaftlern, sich mit der Umsetzung oder Wirtschaftlichkeit ihrer Ideen zu befassen.

 

Unterdessen gehen in Berlin Adlershof die letzten Solarlichter aus. Wie das Handelsblatt aktuell berichtet, verabschiedet sich die Firma Solon aus Berlin. 230 Menschen verlieren ihre Jobs und das erst 2008 errichtete monströse Firmengebäude wird zu einem weiteren Mahnmal verfehlter Berliner Förderpolitik. Aber es ist wohl davon auszugehen, dass auch dieser Sachverhalt für die Teilnehmer des demnächst anstehenden 29. OTTI-Symposiums keinerlei Bedeutung haben wird. (7.3.2014)

OTTI-Familientreffen: Winfried Hoffmanns "herzliche Bitte"

"OTTI" ist im Jahreskalender der Solarbranche eine feste Größe. Das Ostbayerische Technologie-Transfer-Institut ist Veranstalter einer jährlichen Zusammenkunft, die man als Familientreffen der Solarbranche bezeichnen könnte. Das 29. Symposium findet vom 12. bis 14.3.2014 im Kloster Banz statt.

 

Die Versammlungen sollen wohl den Zusammenhalt stärken, deshalb ist die Allgemeinheit ausgeschlossen. Berichtet wird über ausgewählte "Medienpartner", die speziell instruiert werden. So richtete der Cheflobbyist und spätere Präsident der Vereinigung der europäischen Solarindustrie (EPIA) Winfried Hoffmann 2011 unter anderem diese "herzliche Bitte" an die Medienvertreter:

 

Und da kann die Photovoltaik einen Riesenbeitrag leisten und das positiv zu verkaufen und zu schreiben. Da würde ich Sie also ganz herzlich bitten, nicht die Probleme in den Vordergrund stellen, sondern die Möglichkeiten, dass es technologisch alles funktioniert. (Winfried Hoffmann, Pressegespräch, OTTI-Symposium Photovoltaische Solarenergie 2011)

 

Nichts deutet darauf hin, dass die anwesenden Journalisten, darunter der ehemalige stellvertretende PHOTON-Chefredakteur Christoph Podewils, dieser "Bitte" nicht entsprochen haben. Es ist auch nicht erkennbar,  dass sich die betroffenen Zeitungen und Magazine gegen diesen unglaublichen Versuch der Vereinnahmung und Angriff auf die Pressefreiheit verwahrt oder gewehrt hätten. Weiteres dazu wird hier berichtet. (25.2.2014)

Die X-GW-Story: Eicke Webers Beitrag zum Solardesaster

Ein weiteres Beispiel für die gute Zusammenarbeit der "Medienpartner" mit der Wissenschaft und der Solarlobby stammt von dem Fachjournalisten Sascha Rentzing. Dessen Bericht "Gigafabrik gegen den Ruin" wurde im Magazin Erneuerbare Energien veröffentlicht.

 

Zu Beginn dieser unglaublichen Story benötigte das Umweltministerium Baden-Württemberg offenbar eine Rechtfertigung für die jahrelange erfolglose Förderung der Dünnschichtphotovoltaik. So wurde eine "Studie" in Auftrag gegeben, deren Ergebnis von Anfang an fest stand. Die CIS-Dünnschichtphotovoltaik sollte zumindest als einigermaßen aussichtsreich erscheinen, der Abstand zu anderen Technologien als nicht zu groß dargestellt werden. Deshalb verglichen die Auftragnehmer, zwei Fraunhofer-Institute, die unrealistischen Phantasiekenndaten einer nicht existierenden Dünnschichttechnologie mit den Daten von relativ leistungsschwachen multikristallinen Technologien. Das angeblich wissenschaftliche Werk war am 5.12.2013 wie bestellt fertig.

 

Nach eigener Aussage lag Rentzing die Studie gar nicht vor, als er seinen Bericht erstellt hatte. Er wurde offenbar nur telefonisch unterrichtet. Dass die in dem Bericht genannten Angaben Webers noch nicht einmal vollständig mit den ohnehin unstimmigen Aussagen der Studie vereinbar waren, fiel dann auch nicht weiter ins Gewicht. Jedenfalls hinterfragten weder Rentzing noch die Erneuerbare Energien-Redaktion die Angaben und druckten den ganz offensichtlich vom ISE beauftragten Bericht.

 

So viel hier zur "Partnerschaft" der Solarbranche mit den Medien, die wohl nicht nur auf den jährlichen OTTI-Symposien gepflegt wird. Weiteres über diese geradezu sagenhafte X-GW-Story ist hier nachlesbar. (10.3.2014 / Letzte Änderung: 22.4.2014)

Der fundamentale ISE-Fehler

Der fundamentale ISE-Fehler
Der fundamentale ISE-Fehler

Abgesehen von der fragwürdigen Zusammenarbeit der Wissenschaft mit den Medien und einer Branchenlobby, muss die ISE-Studie auch inhaltlich hinterfragt werden. Auch wenn das Papier bisher kein Journalist in die Hand genommen zu haben scheint, es ist ja nicht verboten es zu lesen.

 

Neben anderen Auffälligkeiten ist dabei insbesondere auf einen Befund hinzuweisen: das ISE hat einen analytischen Ansatz verfolgt und versäumt, die unternehmerische und verfahrenstechnische Perspektive zu berücksichtigen. Die Wissenschaftler scheinen damit einem Phänomen erlegen zu sein, das hier als fundamentaler ISE-Fehler bezeichnet werden soll. (16.3.2014)

Die PHOTON-Methode

Das Fachmagazin PHOTON ist unter anderem durch eine teilweise sehr kritische und sogar aggressive Berichterstattung aufgefallen. Außerdem hat das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) wohl insbesondere über die ehemalige PHOTON-Redakteurin Olga Papathanasiou Einfluss ausgeübt.

PHOTON: Kritische Berichte gegen Modulhersteller (vorl. Auswertung 2006-13)
PHOTON: Kritische Berichte gegen Modulhersteller (vorl. Auswertung 2006-13)

Die nebenstehende Tabelle zeigt eine vorläufige Auswertung der kritischen Artikel über Solarmodulhersteller. Es ist deutlich zu erkennen, dass die deutschen Hersteller keinen Grund haben, sich über eine zu kritische Berichterstattung zu beklagen. Hingegen sind ausländische Firmen vielfach massiv von PHOTON angegangen worden. Insbesondere sind auch US-Firmen wie First Solar, Nanosolar und Solyndra angegriffen worden, die in direkter Konkurrenz zum HZB-Netzwerk standen.

 

Begleitet wurden die Angriffe auch von Drohungen, die wohl beispiellos sein dürften. So wurde weiterer Druck auf die französische Firma Photowatt angekündigt: Und vermutlich bleibt dies so lange der Fall, bis der Druck auf Photowatt von allen Beteiligten so gesteigert wird, dass dem Unternehmen nichts übrig bleibt, als zu dem Verarbeitungsfehler zu stehen und eine Rückrufaktion einzuleiten. (Ines Rutschmann, PHOTON November 2009)

 

Der chinesischen Jinko Solar wurde eine Untersuchung durch das hauseigene Labor angedroht: Daher habe ich jetzt erst einmal einen Schwung von Jinko-Steckern bestellt. [...] Zum anderen hat das PHOTON-Labor angeboten, sie in den nächsten Steckertest einzubeziehen. Jinko sollte sich warm anziehen, wenn sich die neuen Stecker nicht als ebenbürtig gegenüber denen von ZJRH erweisen. (Ralf Heuser / Christoph Podewils, PHOTON Juni 2011)

 

Eine "weltweit führende" deutsche Solarindustrie sollte eigentlich nicht auf eine derartige unverschämte und verzerrte Berichterstattung angewiesen sein. Diese PHOTON-Methode ist vielmehr beschämend und mehr als das. Auf einem solchen mit Desinformationen und Halbwahrheiten gedüngten Boden wächst letztlich auch Fremdenfeindlichkeit. Weiteres dazu ist im Abschnitt PHOTON - "Murks des Monats" hinterlegt. (23.2.2014 / Letzte Änderung: 23.3.2014))

Wissenschaftliche Wahrsagerei

H.-W. Schock: "Expected Share of Thin Films in PV market", 13.11.2008
H.-W. Schock: "Expected Share of Thin Films in PV market", 13.11.2008

Wie inzwischen ersichtlich geworden ist, hat die Wissenschaft nicht nur die Allgemeinheit desinformiert und abweichende Meinungen ignoriert, ja sogar bekämpft. Wie weit sich die Wissenschaftler von den Idealen ihrer Profession entfernt haben, zeigt beispielhaft die nebenstehende Abbildung.

 

Der HZB-Wissenschaftler Hans-Werner Schock hatte zusammen mit seinen Forscherkollegen Bernhard Dimmler und Michael Powalla einen Vortrag für die 1. Dünnschichtkonferenz der Industrielobbyorganisation EPIA (European Photovoltaic Industry Association) am 13.11.2008 erstellt. Ausgerechnet zu Beginn einer 4-jährigen Branchenkrise, die die Deutsche Bank rechtzeitig vorhergesagt hatte, ging es wohl darum einen Hype zu entfachen. Dazu betätigten sich Schock, Dimmler und Powalla als Wahrsager und prophezeiten der Dünnschichtphotovoltaik einen Marktanteil von sagenhaften 30 Prozent bis 2012. Bis dahin sollten Produktionskapazitäten von fast 9 Gigawatt errichtet sein. (Weiter lesen...) (21.2.2014)

 

Inzwischen ist nachzutragen, dass wiederum nach dem schon bekannten Muster auf die Veröffentlichungen reagiert wurde. Statt einer Antwort oder Erklärung zu den Sachverhalten wurden weitere Vortragsunterlagen Schocks zusammen mit anderen wichtigen Dokumenten Anfang März 2014 aus dem Internet entfernt. (27.3.2014)

Nichts als die Wahrheit

Auch wenn diese Seite ursprünglich als "Die Dünnschichtlüge" gestartet ist, soll es hier hauptsächlich darum gehen, die tatsächlichen Sachverhalte aufzuklären. Und es ist keineswegs so, dass die Wahrheit nicht bekannt gewesen wäre. Doch manchmal muss wohl etwas tiefer gegraben werden, um den Tatsachen auf die Spur zu kommen. So fördert eine eingehende Recherche Interessantes zu Tage.

 

Michael Vesper, Mitgründer der Partei Die Grünen, hatte schon 1998 verstanden, dass die Förderung unterlegener Ansätze unsinnig war: Solange Dünnschichtmodule nicht wie die kristallinen Module ebenfalls 15 Prozent Wirkungsgrad bringen, ist an eine Förderung nicht zu denken. (Michael Vesper, 1998)

 

Was Vesper wohl zu dem Irrsinn sagen würde, dass das Bundesumweltministerium mit HT-CIGS sogar bis 2012 ein Projekt gefördert hat, mit dem der mittlere Wirkungsgrad eines ohnehin untauglichen Ansatzes von etwa 6 Prozent auf 6,6 Prozent angehoben werden sollte? Jedenfalls war auch Walther Fuhs, einem Wissenschaftler des Hahn-Meitner Instituts (HMI), die Überlegenheit der Siliziumtechnologien früh bewusst:  Die traditionelle Si-Wafertechnologie hat noch ein hohes Entwicklungspotenzial, sie wird auf lange Zeit die tragende Technologie der Photovoltaik sein. (Walther Fuhs, Photovoltaik - Stand und Perspektiven, 2000)

 

Was die Wissenschaft wusste, das war auch der Finanzbranche bekannt. Die Bank Sarasin stellte fest: Der PV-Markt wird auch heute noch von etablierten und bewährten Technologien beherrscht. Spezifische Ergebnisse aus Laborversuchen lassen sich (leider) meist nur beschränkt auf die industriellen Fertigungsprozesse und realen Anwendungsbedingungen übertragen. Erfahrungsgemäss dauert es denn auch 10 Jahre oder länger, bis sich eine Technologie, die sich im Labor als erfolgreich erwiesen hat, auch im Markt durchsetzt. (Bank Sarasin, PV 2002 - Markt, Akteure und Prognosen, August 2002)

 

Die kristallinen Solarzellentechnologien haben ihre Dominanz noch ausgebaut. (Bank Sarasin, Solarenergie - heiter oder bewölkt?, November 2003)

 

Die Schwierigkeiten der Dünnschichtphotovoltaik waren der Fachwelt bekannt, wurden aber nur selten öffentlich gemacht. Mit Bernd Sprecher räumte ein leitender Mitarbeiter Würth Solars große Probleme ein: "Sehr schwierig wird's nach unserer Einschätzung aber mit Spitzenwirkungsgraden von elf Prozent und mehr." (Jochen Siemer, Als erster auf der Zielgeraden, PHOTON Dezember 2006)

 

Offensichtlich war man auch bei der Unternehmensberatung McKinsey über die unterlegene Dauerhaltbarkeit informiert: Furthermore, the longevity of the [thin-film] modules is uncertain;silicon-wafer-based photovoltaics, by contrast, maintain their output at high levels for more than 25 years. (The McKinsey Quarterly, Juni 2008)

 

Die HZB-Absolventin Olga Papathanasiou berichtete inkognito als PHOTON-Redakteurin immerhin einmalig angemessen über die Probleme des Dünnschichtansatzes, wenn auch leider nur in englischer Sprache: Of course, large amounts of the carcinogen thiourea [Thioharnstoff] and hazardous cadmium are undesirable. On top of that, according to buffer expert Christian-Herbert Fischer, a senior scientist at Helmholtz Center Berlin (HZB), "Often just a small window for process parameters, like pH-Value, concentration, temperature and reaction time, allows useful results. Additionally, thiourea from various suppliers and even different batches from the same supplier can lead to CdS layers with different material properties." (Olga Papathanasiou, Toward Cd-free CIS-modules, PHOTON International November 2008)

 

Kein Wunder, dass auch die PHOTON-Chefredakteurin Anne Kreutzmann bestens informiert war: Um es gleich vorweg zu nehmen: First Solar wird kaum einen wahrnehmbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten. [...] Die Welt retten werden dann die Solarworlds dieser Welt, die vernünftigerweise mit Silizium auf einen deutlich häufigeren Rohstoff für ihre Solarmodule setzen. (Anne Kreutzmann, Editorial, PHOTON März 2009)

 

Den Gipfel dieser Fehlentwicklung markierte der Anlagenhersteller Applied Materials im Juli 2010 mit seinem Ausstieg aus dem Segment, über den PHOTON wie folgt berichtete: In der Finanzwelt kam die Entscheidung durchweg positiv an. [...] "Wir glauben, das Zurückfahren der Sunfab und das Voranbringen des kristallinen Siliziums ist der richtige Schritt", schreiben die Anlageberater der Deutschen Bank AG Steve O´Rourke, Hari Polavarapu und Peter Kim nun in einer Mitteilung an ihre Kunden. Die Umstrukturierung "beseitige einen Bremsklotz im Geschäftsmodell", so die Analysten. (Garrett Hering / Andreas Beneking, Das Kreuz mit der Dünnschicht, PHOTON September 2010)

 

Laut PHOTON sprach die Bank Sal. Oppenheim sogar davon, dass die Beseitigung der "Dünnschicht-Warze" bei Applied Materials längst überfällig gewesen sei.

 

Der Journalist Sascha Rentzing bestätigte die Sachverhalte mehrfach: Wissenschaftler glauben deshalb, dass an der konventionellen Solartechnik auch künftig kein Weg vorbeiführen wird. „Kristalline Siliziumzellen werden weiterhin eine dominierende Rolle spielen“, sagt Stefan Glunz, Leiter der Abteilung Entwicklung und Charakterisierung von Siliziumsolarzellen am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. (Sascha Rentzing, Dünnschicht contra kristalline PV, Energy 2.0 September 2009)

 

Dünnschicht-Fotovoltaik war der Hoffnungsträger der deutschen Branche, viele Unternehmen investierten in die Technik. Jetzt geraten sie ins Hintertreffen: Die Anbieter klassischer Module setzen sich durch – mit höherem Wirkungsgrad zum besseren Preis. (Sascha Rentzing, Jürgen Heup, Schatten über der Solarindustrie, FTD 2010)

 

An anderer Stelle bezeichnete Rentzing die neuen Ansätze der Wissenschaftler sogar als absehbar chancenlos. Ein vernichtenderes Urteil kann wohl kaum gefällt werden:

 

Heute müssen die Innovatoren eingestehen: Ihr anvisierter Technologiewechsel ist geplatzt. Denn gegen die praxisbewährten und leicht herstellbaren Multis konnten sich die neuen Solartechniken nicht durchsetzen. [...] Beispiel CIS: [...] Allerdings dümpeln industriell gefertigte CIS-Zellen noch bei durchschnittlichen Wirkungsgraden von zehn Prozent, und auch bei den Produktionskosten liegen sie offensichtlich noch über ihren kristallinen Konkurrenten. (Sascha Rentzing, Lastesel der Photovoltaik, Neue Energie 1 / 2012)

 

In China war die Chancenlosigkeit der Dünnschichtphotovoltaik offenbar ebenfalls bekannt. In einem Artikel über die chinesische Firma Suntech berichtete Rentzing:

 

Mit diesem PV-Segmaent [gemeint ist die Dünnschichtphotovoltaik] haben die Chinesen sich bisher kaum befasst. (Sascha Rentzing, Made in China, Elektropraktiker 1,2 / 2011)

 

Ein weiterer Beleg dafür, dass den Insidern die schlechten Aussichten der Dünnschichtphotovoltaik früh bekannt waren, ist der Artikel "Ausgedünnt". In dem Bericht werden ein Branchenexperte der Landesbank Baden Württemberg und Arnulf Jäger-Waldau vom Forschungsinstitut der Europäischen Kommission mit deutlichen Worten zitiert:

 

Wolfgang Seeliger, Solarexperte der Landesbank Baden Württemberg: "Die Siliziumdünnschicht ist 2010 zu einer No-Go-Area geworden." Naht das Ende der Siliziumdünnschicht? "Amorphes Silizium hat keine Chance", sagt Jäger-Waldau ganz deutlich. (Jürgen Heup, Ausgedünnt, Neue Energie, 7 / 2010)

 

In der Folge wurde immer oberflächlicher über die Dünnschichtphotovoltaik berichtet. Aufschlussreiche Ausführungen sind jedoch auch in der Folgezeit dokumentiert. Am 21.7.2011 erklärte Eicke Weber, der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE): Bis 2020 werden die c-Si und mc-Si PV Technologien den Markt dominieren (Eicke Weber, Wohin bewegen sich die Techniken der Photovoltaik?, 21.7.2011)

 

Die Bank Sarasin stellte 2012 schlicht fest, dass der Dünnschichtsektor nicht mehr existierte: Im derzeitigen Umfeld [...] fokussiert die gesamte Branche auf kristalline Standardmodule und zeigt sich eher skeptisch gegenüber neuen Produkten. Existierende Dünnschichtmodule haben ihre Kostenvorteile eingebüsst. Einzige Überlebende sind First Solar (CdTe) und Solar Frontier (CIGS). (Bank Sarasin, Gemeinsam zu einer sauberen und sicheren Stromversorgung, Dezember 2012)

 

Jürgen H. Werner, der Leiter des Instituts für Photovoltaik der Universität Stuttgart (IPV), hatte sich schon 2010 gegen die Verwendung giftiger Substanzen in Dünnschichtmmodulen ausgesprochen. Schließlich plädierte der Dünnschichtexperte vehement dafür, endlich das Selbstverständliche zu akzeptieren:

 

Keine Alternative in Sicht zu kristallinem Silizium! (Jürgen H. Werner, Status und Zukunft der Photovoltaik, 5.2.2013)

 

Und jetzt? Realität akzeptieren: (Zell-) Materialdiskussion längst entschieden: Si-Modul ist Standard (Jürgen H. Werner, Braucht man eigentlich noch Photovoltaik-Forschung?, 14.1.2014)

 

Es wäre wohl sinnvoll, dass Werner sich einmal mit seinen Kollegen vom Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE) zusammen setzen würde. Dort scheint man die Realität nämlich noch immer nicht anerkennen zu wollen. Einerseits bestätigt auch der FVEE: Die kristalline Siliciumtechnologie dominiert weiterhin den deutschen und weltweiten Photovoltaik-Markt aufgrund der großen Fortschritte bei Effizienz und Kosten sowie der über viele Jahre bewiesenen Zuverlässigkeit. Trotz dieser Fortschritte gibt es noch sehr große Kostenreduktionspotenziale, [...] (FVEE, Energiebereitstellung - Photovoltaik, April 2013)

 

Andererseits werden unverdrossen weitere Mittel für eine "breit gefächerte" Forschung gefordert: Forschungs- und Entwicklungsbedarf: [...] Da eine abschließende Bewertung der unterschiedlichen Technologieansätze im Hinblick auf langfristige Entwicklungen derzeit noch nicht möglich ist, muss die breit gefächerte Förderung verschiedener Technologien beibehalten werden. (FVEE, Energiebereitstellung - Photovoltaik, April 2013)

 

Die letzte Aussage ist jedoch nicht richtig. Natürlich hätten die verschiedenen Ansätze bewertet werden können, wenn man die relevanten Kriterien und ein wenig verfahrenstechnisches Know-how herangezogen hätte. Sich darum zu kümmern, das wäre eine Hauptaufgabe des FVEE im letzten Jahrzehnt gewesen. (2.2.2014 / Letzte Änderung: 11.5.2015)

Freiheit stirbt immer zentimeterweise:

Typologie der PV-Module:

Typologie der Herstellungsverfahren für Solarmodule

Eine herzliche Bitte:

Fundamentaler Fehler:

Für Hinweisgeber:

Warnungen für Hinweisgeber