Das Zentrum für Photovoltaik (ZPV) ist ein Projekt in Berlin Adlershof, das massiv mit EU-, Bundes- und Landesmitteln kofinanziert wurde. Im Internet sind Bilder einer Webcam des Projekts abrufbar.
Inzwischen ist erkennbar, dass das ZPV als rein politisches Projekt ursprünglich vom Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) angestoßen worden ist. Ein tatsächlicher Bedarf für das ZPV war zu keinem Zeitpunkt gegeben. Trotzdem ist das ZPV ab 2011 errichtet worden.
Allein die Verschiebung der ursprünglich anvisierten Fertigstellung des Gebäudes von 2010 auf 2013 weist darauf hin, dass den Verantwortlichen bekannt war, dass die Flächen nicht für PVcomB benötigt werden würden. Offenbar war den Verantwortlichen schon früh klar, dass das Projekt PVcomB gescheitert war.
Ursprünglich sollte die Einrichtung 2010 bezugsfertig sein. Ein Protokoll der 230. Sitzung des wissenschaftlich-technischen Rats des Hahn-Meitner-Instituts Berlin (HMI) vom 28.4.2008 liegt vor. Demnach sollte laut Aussage des Geschäftsführers Michael Steiner das Kompetenzzentrum Photovoltaik und Nanotechnologie Berlin (PVcomB) das ZPV als Hauptmieter 2010 beziehen:
Bezüglich PVcomB berichtet Herr Steiner, dass der Aufsichtsrat der WISTA beschlossen habe ein Technologiezentrum in Adlershof zu bauen. In diesem stehe ab 2010 eine Fläche von rund 4000 m² für PVcomB zur Verfügung. Gegebenenfalls könne später in einem zweiten Bauabschnitt zusätzliche Fläche angeboten werden. Damit seien die Voraussetzungen geschaffen, jetzt konkret die Übergangsphase bis 2010 zu planen. (HZB, Protokoll der 230. Sitzung des wissenschaftlich-technischen Rats des HMI am 28.4.2008).
Der Plan wurde jedoch nicht umgesetzt. Inzwischen ist klar ersichtlich, dass PVcomB nicht in das Gebäude einziehen wird.
Wie der nebenstehenden Mitteilung der Wista Management GmbH vom Februar 2010 zu entnehmen ist, war der Baubeginn offenbar auf März 2011 verschoben worden. Als Fertigstellungstermin war das Jahr 2013 angepeilt. Die geplanten Baukosten lagen angeblich bei 26 Millionen Euro "netto".
Angeblich fehlten für weitere Ansiedlungen von Firmen der Photovoltaik-Branche Flächen. Entsprechend war das ZPV speziell auf die Belange von Unternehmen der PV-Branche ausgelegt:
Durch die Baumaßnahme entsteht ein modernes, auf die Belange von PV-Firmen zugeschnittenes Hallen-, Labor- und Bürogebäude mit einer vermietbaren Fläche von ca. 8000 m², das schon von
außen durch seitliche PV-Installationen an seiner Süd- und Ostseite als solches erkennbar sein soll. (WISTA MANAGEMENT GmbH, 2.2.2010)
Inzwischen ist ersichtlich, dass das ZPV eine Fehlplanung war und die Nachfrage aus dem PV-Bereich tatsächlich nicht gegeben war. Wahrscheinlich wurde der nebenstehende Beitrag deshalb kürzlich aus dem Internet entfernt.
Erst am 30.3.2011 erfolgte der erste Spatenstich für das ZPV. Die Berichterstattung belegt, dass es sich dabei um ein rein politisches Projekt handelte. Anwesend waren auch der damalige Berliner Senator Zöllner und ein Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Dünnschichtphotovoltaik längst als nicht konkurrenzfähig erwiesen. Trotzdem wurden Projekte wie PVcomB und die Errichtung des ZPV unsinnigerweise weiter verfolgt. Weitere öffentliche Mittel wurden wohl auch verschwendet, damit die Fehlplanungen und Mißerfolge nicht sichtbar wurden und eingestanden werden mussten.
In einer weiteren Mitteilung vom Mai 2012 wurde angekündigt, dass der Bau Anfang 2013 bezugsfertig sein würde. Offensichtlich konnte auch dieser Plan nicht eingehalten werden.
Es ist offensichtlich, dass es Probleme mit der Vermietung gab. Angeblich hatten "bereits" elf Firmen Interesse an einem Viertel der Fläche bekundet. Es ist keine Rede mehr davon, dass PVcomB 4000 m² und damit 50 Prozent der verfügbaren Gesamtfläche von 8000 m² belegen sollte.
Auch die Zielgruppe war ausgeweitet worden. Entsprechend stand das Kürzel ZPV inzwischen nicht mehr für Zentrum für Photovoltaik, sondern für Zentrum für Photovoltaik und Erneuerbare Energien. Die angebotenen Flächen sollen zu "attraktiven" Preisen vermietet werden und seien flexibel nutzbar. Wie oben dargelegt, war das Zentrum jedoch ausdrücklich auf die speziellen Bedrüfnisse der Photovoltaik ausgelegt worden.
Nunmehr war überdeutlich, dass das ZPV eine Fehlplanung war, nur dazu gedacht, den Misserfolg des PVcomB zu vertuschen und die erfolgreiche Entwicklung der Photovoltaik in Berlin vorzugaukeln. Es passt ins Bild, dass offenbar auch die Baukosten gestiegen sind. Inzwischen ist von Gesamtkosten in Höhe von 33 Millionen Euro die Rede.
Im Mai 2013 schien das Gebäude praktisch fertig gestellt zu sein. Doch der Eindruck täuscht. Ein Blick ins Innere offenbart, dass hier nur ein leeres Gebäude mit ansehnlicher Fassade steht. Alle Hallen befanden sich im Mai 2013 in dem unten auf den Bildern gezeigten Bauzustand.
Bei der Beobachtung des Baufortschritts ist aufgefallen, dass der Bau auch Abends und an Wochenenden mehrfach frei zugänglich war, obwohl niemand zugegen und keinerlei Bautätigkeit zu erkennen war.
Um den Sachverhalt zu dokumentieren, ist der Bau in einem Fall betreten worden. Es hielt sich tatsächlich niemand in dem Gebäude auf. Bei der Gelegenheit ist festgestellt worden, dass das ZPV nunmehr zwar errichtet ist, jedoch vollständig leer steht. Weder in den Hallen noch in den Büros waren irgendwelche Einbauten zu sehen. Es waren keinerlei Anzeichen dafür erkennbar, dass das Gebäude demnächst tatsächlich bezogen und in Betrieb genommen werden soll.
Da die Aufsicht in diesem Fall beim Land Berlin liegt, wurde eine Oppositionsfraktion des Berliner Landtags entsprechend informiert. Es ist davon auszugehen, dass die Sicherheitsmängel inzwischen beseitigt worden sind und das Gebäude nun nicht mehr frei zugänglich sein sollte.
Inzwischen ist im Internet eine "Gebäudebeschreibung" abrufbar. Das Dokument zeigt mit eindruckvollen Hochglanzfotos und Grundrisszeichnungen die verschiedenen Ebenen des ZPV und die wohl aktuelle Belegungsplanung.
Angeblich sind einige Flächen für Firmen reserviert, die in den Unterlagen als "PV-Firma 1", "Batteriefirma 1", "Beschichtungsfirma" und "Wasserstoffhersteller" bezeichnet sind. Damit kann wohl nunmehr definitiv festgestellt werden, dass PVcomB nicht in dem Gebäude einziehen wird. Damit stellt sich die Frage, warum die ursprünglichen Pläne, nach denen PVcomB als Hauptmieter 4000 m² belegen sollte, verworfen worden sind.
Eine Ortsbesichtigung führt zu weiteren Schlussfolgerungen, die sich nicht mit der oben genannten "Gebäudebeschreibung" decken. Offenbar steht das Gebäude noch weitgehend leer und mit Integrated Lab Solutions (ILS) ist bisher erst eine Firma eingezogen. (3.1.2014)
In die Hallen im Erdgeschoss kann leicht Einblick genommen werden. Dabei zeigt sich, dass fast alle Hallen am 1.1.2014 noch leer standen oder als Abstellplatz für Möbel dienten.
25.7.2013 / Letzte Änderung: 21.2.2014