Die Bank Sarasin ist speziell im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv und hat seit 1999 jährliche Studien zur Photovoltaik veröfffentlicht. Diese Berichte sind branchenweit als "Sarasin-Studien" bekannt und wurden vielfach zitiert.
Zum Verständnis erscheinen die Sarasin-Studien und weitere Unterlagen der Bank besonders relevant. Umso erstaunlicher ist, dass die Bank Sarasin ihre Homepage im Frühjahr 2013 überarbeitet und bei der Gelegenheit wichtige Unterlagen entfernt hat. Das ist sicher nicht im Interesse der Allgemeinheit, die einen Anspruch darauf hat, dass die enttäuschende Entwicklung der Photovoltaik der letzten Jahre aufgearbeitet wird.
Eine Aufstellung von Unterlagen der Bank Sarasin, die mittlerweile im Internet entfernt wurden, ist hier einsehbar.
Nachfolgend wird die Berichterstattung der Bank Sarasin über die Dünnschichtphotovoltaik zusammengefasst und bewertet.
Eine Betrachtung der Studien von 2002 bis 2012 ergibt ein erstaunliches Bild. Zunächst wurden die Chancen alternativer Ansätze im Vergleich zu den bewährten waferbasierten Technologien zutreffend als gering eingeschätzt. Der Bank Sarasin war bekannt, dass die Umsetzung von Laborergebnissen schwierig und langwierig war:
Doch gleichzeitig sprach die Bank Sarasin schon 2002 von angeblich aussichtsreichen sogenannten CIS-Zellen "zweiter Generation", ohne eine bestimmte Quelle zu nennen.
In der Studie 2004 wurde schließlich klar, dass mit CIS-Zellen "zweiter Generation" ein Ansatz der Berliner Firma Sulfurcell (später Soltecture) gemeint war. Dem Firmengründer Nikolaus Meyer wurde in dieser Ausgabe eine Plattform zur Vorstellung des Ansatzes gegeben. Es ist unverständlich, warum die Bank Sarasin ausgerechnet dieser Firma diese Möglichkeit eingeräumt hat.
Der Erfolg der waferbasierten Photovoltaik hatte zu einer kurzfristigen Siliziumknappheit geführt. 2008 hatte sich die Situation durch den Ausbau von Kapazitäten jedoch wie von der Bank Sarasin richtig vorhergesagt entspannt. Ausgerechnet in dem Jahr bescheinigte die Solarstudie den Dünnschichttechnologien jedoch ausdrücklich positive Aussichten und einen Marktanteil von 23 % bis 2012, obwohl noch dazu eine Marktbereinigung unmittelbar bevor stand. Gleichzeitig wurde die Firma Sulfurcell in dieser und in allen weiteren Studien nicht mehr erwähnt.
2010 wurde sogar ein Marktanteil der Dünnschichtmodule von 30 % bis 2012 vorhergesagt. In dem Jahr wurde das gesamte Segment von der Bank Sarasin jedoch schließlich ohne weitere Erläuterungen sang und klanglos begraben.
Die merkwürdige Berichterstattung der Bank Sarasin über den Dünnschichtsektor wird leicht bei Betrachtung einiger Kernaussagen in den Studien von 2002 bis 2012 erkennbar:
2002: Trotz dem Aufkommen neuerer Technologien (Dünnschicht, Schmelz-Ziehverfahren u.a.) bleiben wir überzeugt, dass Polysilizium auf absehbare Zeit das Mass der Dinge bleiben wird. [...] Erfahrungsgemäss dauert es denn auch 10 Jahre oder länger, bis sich eine Technologie, die sich im Labor als erfolgreich erwiesen hat, auch im Markt durchsetzt.
2003: Die kristalline Siliziumtechnologie hat ihre Vormachtsstellung auch im letzten Jahr nicht nur behauptet, sondern weiter ausgebaut.
2004: Optimierung ja, aber grosse Kostensprünge nur mit neuen Technologien möglich.
2006: Dünnschichtbasierte Solartechnologien haben ein grosses Potential.
2007: Dünnschichtmodule mit attraktiven Eigenschaften. Attraktive Unternehmen der Dünnschichtphotovoltaik.
2008: Dünnschichtmodule werden ihren Marktanteil bis 2012 auf 23 % steigern können.
2009: Dünnschicht in der Entwicklung zurückgeworfen.
2010: Dünnschicht mit neuer Zuversicht. [...] Bis 2012 wird sich der Anteil der Dünnschicht an der gesamten Zellproduktion auf 30 % erhöhen, und sie wird deutlich schneller als der Markt wachsen.
2011: Interessanterweise sind unter den TopTen weiterhin alle Dünnschichttechnologien vertreten. Die Spitzenunternehmen zeigen einen raschen Ausbau der Kapazitäten.
2012: Einzige Überlebende sind First Solar (CdTe) und Solar Frontier (CIGS).
Offensichtlich war die Berichterstattung nicht rational begründet, sondern interessengeleitet. Schon 2002 hatte die Bank Sarasin die Sachverhalte grundsätzlich korrekt eingeschätzt, sich jedoch auch sofort durch die Erwähnung angeblich aussichtsreicher CIS Zellen "zweiter Generation" selbst widersprochen.
Überdeutlich wurde der Widerspruch durch die Aussage 2004, dass große Kostensprünge nur durch neue Technologien möglich seien. Diese Aussage war in keiner Weise sachlich nachvollziehbar.
Auffallend ist weiter, dass über die Marktbereinigung ab 2009 nicht angemessen berichtet wurde. Schon 2008 war eine Konsolidierung in Fachkreisen vorhergesagt worden, die die Deutsche Bank brutal nannte. Andere Finanzinstitute, wie die Citibank, die LBBW und die Unternehmensberatung Lux Research, schlossen sich der Einschätzung an.
Entsprechende Warnungen der Bank Sarasin liegen jedoch nicht vor. Allein die Titel der Studien belegen, dass die Bank die Entwicklung der Photovoltaik in der Krisenzeit schön zu reden versuchte:
Wiederum wird deutlich, dass die Berichterstattung der Bank Sarasin nicht sachgerecht, sondern offensichtlich interessengeleitet war.
Die Berichterstattung der Bank Sarasin über den Dünnschichtsektor muss insgesamt als oberflächlich, unseriös und teilweise unrichtig bewertet werden. Es wird zu klären sein, wie die Bank Sarasin darauf gekommen ist, ihre Kunden und die Allgemeinheit in dieser Art und Weise zu desinformieren.
Inzwischen ist deutlich ersichtlich, dass insbesondere auf die Solarstudien 2002 und 2004 von interessierter Seite Einfluss genommen worden ist. Während die Studie 2003 ein klares und schlüssiges Bild zeichnete und seriös erscheint, hat die Bank Sarasin 2002 und 2004 auch Desinformationen und Falschinformationen über die Dünnschichtphotovoltaik verbreitet.
Teilweise wurden diese Informationen, die offensichtlich von Nikolaus Meyer, dem Mitgründer und Geschäftsführer Soltectures stammten, ohne Quellenangabe veröffentlicht. Soltecture hatte 2003, damals noch als Sulfurcell, mit der Errichtung einer Pilotfertigung begonnen. Offenbar empfanden es die Verantwortlichen als bedrohlich, dass die Bank Sarasin 2003 ein klares und korrektes Bild der Sachverhalte gezeichnet hatte und haben beschlossen dem mit Falschinformationen etwas entgegen zu setzen.
Es stellen sich insbesondere diese Fragen:
Studie 2002
Studie 2004
Studie 2006
Studie 2007
Studie 2008
Studie 2009
Studie 2010
Studie 2012
Weitere Fragen
Mit einem Schreiben vom 24.6.2013 wurde die Bank Sarasin auf diese Internetseite hingewiesen.
24.6.2013 / Letzte Änderung:10.1.2014