EMPA und Flisom

Das EMPA gehört zur Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich und befasst sich unter anderem mit der anwendungsorientierten Erforschung von Dünnschichttechnologien. In dem Bereich gehört das EMPA zu den dubiosesten Akteuren.

 

Das Labor für Dünnfilme und Photovoltaik um den leitenden Wissenschaftler Ayodhya N. Tiwari will angeblich einen vielversprechenden Ansatz zur Herstellung flexibler CIS-Solarmodule entwickelt haben. 2010 bot das EMPA diesen Ansatz mit einer sogenannten Technology Offer zum Kauf an. Möglicherweise ist kein entsprechender Käufer gefunden worden. Deshalb soll nun die 2005 von der ETH ausgegründete Flisom AG flexible Solarmodule produzieren und vermarkten.

 

Seit etwa 2009 wird mit einer regelrechten Desinformationskampagne für den Ansatz geworben. Dabei schrecken das EMPA und Flisom auch nicht vor der Verbreitung von Falschinformationen zurück. Entsprechende Unterlagen, die inzwischen im Internet entfernt worden sind, belegen jedoch, dass den Verantwortlichen die tatsächlichen Sachverhalte selbstverständlich bekannt sind.

Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE)

Das ISE in Freiburg ist auf die kristalline Photovoltaik spezialisiert. Dennoch "zertifizierte" das ISE auch Messungen für Dünnschichtspzeialisten, wobei unter Zertifizierung wohl schlicht die Durchführung von Messungen zu verstehen ist, die der Auftraggeber auch selbst durchführen könnte. Das ist auch deshalb merkwürdig, weil das ISE keinerlei spezielle Kompetenzen im CIS-Dünnschichtsektor vorweisen kann. Sinn dieser Zertifizierungen ist also offensichtlich, dass die Auftraggeber Werbung mit dem Markenzeichen ISE machen können.

New efficiency record: 18,74 %
New efficiency record: 18,74 %

 

Die Möglichkeit wurde auch mehrfach vom EMPA genutzt. Jedenfalls enthalten die meisten vorliegenden Unterlagen entsprechende Hinweise auf eine Zusammenarbeit des EMPA bzw. Flisoms mit dem ISE.

 

Wie nebenstehend dargestellt lobte sich das EMPA für einen neuen Wirkungsgradrekord, der durch das ISE bestätigt worden war. Verschwiegen wurde allerdings, dass die Übertragbarkeit von Laborwerten in die industrielle Praxis grundsätzlich zweifelhaft ist und dass Maximalwerte für die Beurteilung einer industriellen Fertigung keinerlei Relevanz besitzen. Entsprechend hat beispielsweise das Fachblatt photovoltaik berichtet:

 

In der Industrie zählt dieser Maximalwirkungsgrad nichts.

 

Für die Bewertung einer industriellen Fertigung sind tatsächlich andere Faktoren wie die Robustheit, Ausfallquoten, Kosten und durchschnittliche Werte von entscheidender Bedeutung.

Austausch von Geschäftsgeheimnissen mit Konkurrenten

Das EMPA zählte zu den Teilnehmern jährlicher Konferenzen, die unter dem Dach des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) von der Arbeitsgruppe PVcomB organisiert wurden. Es ist schon erstaunlich genug, dass Vertreter direkter Konkurrenten in einer hart umkämpften Branche sich zu derartigen Versammlungen zusammen gefunden haben, da das HZB selbst Gründungsgesellschafter und exklusiver Forschungspartner des Dünnschichtmodulherstellers Soltectures war.

 

Hinzu kommt, dass des Leiter des PVcomB Rutger Schlatmann sensible Unterlagen der Konferenzteilnehmer gesammelt und im Intranet allen HZB-Mitarbeitern zur Verfügung gestellt hat. Die Unterlagen der Konferenz im April 2011, darunter auch ein Dokument des EMPA, liegen vor. Die Unterlagen enthalten Informationen, die auf jeden Fall hätten vertraulich behandelt und keinesfalls an Konkurrenten hätten weitergegeben werden dürfen. Entsprechend ist der Sachverhalt als Verrat von Betriebsgeheimnissen zu betrachten.

Ulfert Rühle neuer Chef von Flisom

Am 5.6.2013 teilte Flisom mit, dass die Position des CEO mit Ulfert Rühle besetzt worden war. Rühle gehört zu den Hauptverantwortlichen im Fall Soltecture. Der Berliner Solarmodulhersteller musste im Mai 2012 Insolvenz anmelden. Bis 2006 war Rühle einer der Geschäftsührer Soltectures, danach besetzte er die Position des Produktionsleiters.

 

Entsprechend war Rühle über die Qualitätsprobleme der Module Soltectures voll informiert. Insbesondere war die Dauerhaltbarkeit der mit der sogenannten CIS-Schwefeltechnologie hergestellten Module indiskutabel. Messungen einer Fachzeitschrift ergaben jährliche Degradationsraten im Bereich von zehn Prozent. Trotz intensiver Recherchen konnte keine einzige einwandfrei funktionierende Anlage mit Soltecture Modulen ermittelt werden. Ein Experte bestätigte, dass der Fachwelt bekannt war, dass das eingesetzte Fertigungsverfahren untauglich war.

 

Die gravierenden Probleme wurden von Rühle und den weiteren Verantwortlichen jedoch vertuscht. Die Module wurden bis zur Insolvenz trotzdem als angeblich einwandfreie "Premiummodule" hergestellt und vertrieben. Kunden, Vertriebspartner, Investoren und die Allgemeinheit sind damit planmäßig betrogen worden.

 

Offensichtlich fühlt Rühle sich mit dieser Vorerfahrung nunmehr qualifiziert, mit Flisom einen weiteren Dünnschichtmodulhersteller, der wiederum über keinerlei Erfolgsaussichten verfügt, zu leiten.

Schlussfolgerungen

Angesichts der Branchenentwicklung und der vorliegenden Unterlagen muss Flisom als unseriöses Projekt ohne jegliche Erfolgsaussichten betrachtet werden.

 

Es ist davon auszugehen, dass den Verantwortlichen bewusst ist, dass das Projekt chancenlos ist. Deshalb werden planmäßig und systematisch Falschaussagen und irrelevante Informationen gestreut. Mit der Verbreitung irrelevanter im Labor erzielter sogenannter Rekordwerte soll offenbar ein positiver Eindruck erweckt werden. Verräterische Unterlagen, die die relevanten Sachverhalte zumindest teilweise zutreffend beschreiben, sind nachweislich schon aus dem Internet entfernt worden. Zusätzlich versucht man mit dem Verweis auf das bekannte Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) Eindruck zu schinden. Dabei fällt unter den Tisch, dass das ISE nur praktisch irrelevante Messwerte bestätigt hat.

 

Es ist weiter belegt, dass proprietäres Know-how des EMPA und Flisoms, das unbedingt hätte geschützt werden müssen, im Rahmen jährlicher Konferenzen unter dem Dach des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) Konkurrenten bekannt geworden ist.

 

Es ist das gleiche Muster erkennbar, das auch im Fall Soltecture angewendet worden ist. Soltecture hatte von Beginn an keinerlei Erfolgsaussichten und ist nur gegründet worden, weil die öffentliche Hand entscheidende Hilfestellung geleistet hat. Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet ein "Experte" wie der ehemalige Produktionsleiter Soltectures Rühle nun zum Chef Flisoms ernannt worden ist. Geschäftspartnern, Kunden und Investoren Flisoms kann nur empfohlen werden, sich über die Geschichte und Insolvenz Soltectures zu informieren. Dazu sei auch auf eine Zusammenfassung der bisherigen Rechercheergebnisse verwiesen.

23.8.2013 / Letzte Änderung:

Freiheit stirbt immer zentimeterweise:

Typologie der PV-Module:

Typologie der Herstellungsverfahren für Solarmodule

Eine herzliche Bitte:

Fundamentaler Fehler:

Für Hinweisgeber:

Warnungen für Hinweisgeber