Hans-Werner Schock ist ein Wissenschaftler mit langjähriger Erfahrung in der Dünnschichtphotovoltaik.
Zunächst war Schock für die Universität Stuttgart am Institut für Physikalische Elektronik (IPE), inzwischen umbenannt in Institut für Photovoltaik (IPV), maßgeblich an der Entwicklung einer selenbasierten CIS-Technologie für die Firma Würth Solar beteiligt. Im Oktober 2004 wechselte der Wissenschaftler zum Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und unterstützte unter anderem die Ausgründung Soltecture.
Das Magazin Sichtbar berichtete 2007 mit dem Artikel "Auf dünnen Schichten" über die Tätigkeit Schocks am HZB (damals noch HMI). Wie im Text erläutert, produzierte Soltecture (damals noch Sulfurcell) zu der Zeit CIS-Module auf der Basis von Kupfer, Indium und Schwefel. Unterdessen arbeitete Schock schon an einer neuen Generation von CIS-Zellen, in der das Element Schwefel durch Selen ersetzt wurde:
Im neuen Technologie-Labor entstehen nun Dünnschicht-Solarzellen der nächsten Generation, zum Beispiel Kupfer-Indium-Selenid (CISe) und Kupfer-Indium-Gallium-Selenid (CIGSe). (Sichtbar 1 / 2007)
Im September 2010 zeichnete die EU-Komission Schock mit dem Becquerel-Preis aus. Laut HZB wurde der Wissenschaftler damit für sein "Unermüdliches Engagement für die Sonnenenergie" geehrt.
Die Tallinn University of Technology (TUT) hat Schock im November 2013 die Ehren-Doktorwürde verliehen. Das HZB berichtete am 8.11.2013 mit einer Mitteilung.
Weniger bekannt ist bisher, dass Hans-Werner Schock sich außerdem noch auf anderen Gebieten betätigt hat.
Wie inzwischen ersichtlich geworden ist, haben die Wissenschaft und insbesondere das HZB nicht nur die Allgemeinheit desinformiert und abweichende Meinungen ignoriert, ja sogar bekämpft. Wie weit sich die Wissenschaftler von den Idealen ihrer Profession entfernt haben, zeigt beispielhaft die nebenstehende Abbildung.
In diesem Fall hatte Schock zusammen mit seinen Forscherkollegen Bernhard Dimmler und Michael Powalla einen Vortrag für die 1. Dünnschichtkonferenz der Industrielobbyorganisation EPIA (European Photovoltaic Industry Association) am 13.11.2008 erstellt. Ausgerechnet zu Beginn einer 4-jährigen Branchenkrise, die die Deutsche Bank rechtzeitig vorhergesagt hatte, ging es wohl darum einen Hype zu entfachen. Dazu betätigten sich Schock, Dimmler und Powalla als Wahrsager und prophezeiten der Dünnschichtphotovoltaik einen Marktanteil von sagenhaften 30 Prozent bis 2012. Bis dahin sollten Produktionskapazitäten von fast 9 Gigawatt errichtet sein.
Erstaunlicherweise glaubte Schock offenbar, auf jegliche Begründung für diese Multi-Milliarden Dollar Phantasie verzichten zu können. Jegliche vergleichende Betrachtung des Dünnschichtsektors mit anderen Ansätzen unterblieb nämlich in dem Vortrag. Es wurde gar nicht der Versuch unternommen, die gewaltige vorausgesagte Verschiebung der Marktanteile zu begründen. Offenbar sollten die Zuhörer dem Propheten nur glauben und nicht verstehen. Möglicherweise ist hier eine neue Fachrichtung entstanden, die als wissenschaftliche Wahrsagerei bezeichnet werden könnte. Beschämend für die ehrwürdigen Wissenschaften ist auch, dass die Finanzbranche in dieser Disziplin viel besser zu sein scheint. Die Vorhersage der Deutschen Bank hat zwar nicht so viel Beachtung erhalten wie die Behauptungen der Wissenschaftler, dafür hat sie sich als vollkommen korrekt erwiesen.
Bisher ist nicht bekannt, ob und gegebenenfalls in welchem Umfang die beteiligten Wissenschaftler Schock, Dimmler und Powalla persönlich an Dünnschichtmodulherstellern beteiligt waren. (6.2.2014 / Letzte Änderung: 12.2.2014)
Die Dünnschichtlüge, Freitag, 7. Februar 2014
Wie „Die Welt“ am 6.2.2014 berichtete, haben 200 Autoren einen offenen Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin geschickt:
Die Autoren fordern die russische Regierung auf, ihre Verpflichtung zur Anerkennung von bürgerlichen und politischen Rechten wahrzunehmen. Russland müsse "freie Meinungen und Meinungsäußerungen sowie Weltanschauungen – inklusive das Recht, nicht zu glauben – respektieren und ein Umfeld schaffen, in dem alle Bürger die Vorteile des freien Meinungsaustausches genießen können. ... Eine gesunde Demokratie muss die unabhängigen Stimmen aller ihrer Bürger hören." (Die Welt, Nobelpreisträger senden offenen Brief an Putin, 7.2.2014)
Damit bezieht sich „Die Welt“ auf den Artikel „Russian laws choking free speech must be repealed now“, den „The Guardian“ am gleichen Tag veröffentlichte. Die Gelegenheit scheint günstig, um darauf hinzuweisen, dass die Meinungsfreiheit auch anderswo bedroht sein könnte.
Die Geschichte der modernen Wissenschaft ist eine Geschichte des dramatischen, nahezu bebenhaften Wandels. Wissenschaftlichen Stimmen wurde schon immer aus gutem Grund Respekt gezollt. Die Vernunft und die wissenschaftliche Freiheit sind Errungenschaften, die dazu beigetragen haben, die Menschheit aus den Klauen des Mittelalters zu befreien.
Wir in Deutschland sind den Alliierten verpflichtet, die uns von einer grausamen Diktatur befreit haben. Viele Menschenleben wurden geopfert, damit auch die Wissenschaften wieder frei sein konnten. Besonders sind wir den Russen verpflichtet, die uns eine friedliche Wiedervereinigung ermöglicht haben.
Doch ausgerechnet die Wissenschaften bedrohen unsere Gesellschaft nun in dreifacher Weise: durch Ignoranz, Desinformation und Gier. Seit einigen Jahren scheint die Sachlichkeit keinen Wert mehr zu besitzen. Wer abweichende Meinungen vertritt wird diffamiert und kriminalisiert, die Allgemeinheit wird mit Lügen abgespeist. Die Gier nach Geld und Macht hat die segensreiche wissenschaftliche Neugierde verdrängt.
Die Behörden sind deshalb gefordert, diesen Bestrebungen entgegen zu treten. Diesem Rückfall in mittelalterliche Zeiten muss Einhalt geboten werden, denn eine gesunde Demokratie muss die unabhängigen Stimmen aller ihrer Bürger hören.
Und nicht zuletzt ist dies ein Tag, Russland und allen Athleten, die sich nun im fairen Wettstreit miteinander messen wollen, ganz herzlich viel Glück und friedliche Olympische Winterspiele 2014 zu wünschen.
N. N.
In den Jahren nach der oben genannten Prognose vom November 2008 hatte sich die Photovoltaik bekanntlich rasant weiter entwickelt. Die kristallinen Technologien hatten sich behauptet, die Preise entsprechender Module konnten durch die Industrialisierung der Branche wie geplant gesenkt werden. Die eindrucksvolle Entwicklung bestätigte Hans-Werner Schock mit nebenstehendem Diagramm der Entwicklung von 2001 bis 2012.
Wie der Darstellung zu entnehmen ist, hatten sich die Preise von $ 3,25 (2008) auf $ 1,05 (2012) um 68 Prozent verringert. Deutlicher kann die phantastische Entwicklung der Photovoltaik kaum dargelegt werden. Inzwischen ist das Preisniveau weiter gesunken. Gleichzeitig teilte die Bank Sarasin mit, dass von der Existenz eines Dünnschichtsektors keine Rede mehr sein konnte. Die Preise von Dünnschichtmodulen wurden von den Medien teilweise gar nicht mehr erfasst und ausgewiesen.
Statt die Tatsachen zu akzeptieren legte Schock jedoch im Gegenteil eine Neuauflage der Prognose von 2008 vor, die eigentlich nur als Wahnvorstellung bezeichnet werden kann. Wie nebenstehend ersichtlich glaubte der Wissenschaftler wiederum eine deutliche Steigerung der Kapazitäten der Dünnschichthersteller voraussehen zu können. Dabei bezog Schock sich erneut auf Angaben seines Forscherkollegen Bernhard Dimmler.
Diese Phantasie war jedoch in keiner Weise begründet und sogar in sich widersprüchlich. Einerseits attestierte Schock den Bereichen Cadmiumtellurid und Silizium-Dünnschicht zwar Schwächen, andererseits sollten angeblich auch diese Segmente weiter wachsen.
Im Text sah Schock einerseits keine Zunahme im Bereich Cadmiumtellurid ("no significant increase"), was zutreffend war. Zu der Zeit baute die Firma First Solar schon Kapazitäten ab, die Schließung der Fertigung in Frankfurt (Oder) stand kurz bevor. Andererseits sollten sich die weltweiten Kapazitäten für Cadmiumtellurid-Module laut Schock bis 2015 dennoch von knapp 2 Gigawatt auf fast 4 Gigawatt etwa verdoppeln. Ein Unterschied, der sicher als "signifikant" zu betrachten ist.
Anders als von Schock behauptet, war der Transfer von CIS-Technologien aus dem Labor in die Praxis auch nicht erfolgreich verlaufen, sondern gescheitert. Schon bis 2012 waren zahlreichen Projekte abgebrochen worden oder insolvent.
Was hier gemacht wurde, hat mit Wissenschaft sicher nichts zu tun, sondern ist das Gegenteil dessen, was die Allgemeinheit von seriöser Wissenschaft erwarten darf. Sachlichkeit und eine professionelle Vorgehensweise waren jedoch offensichtlich durch andere Leitprinzipien ersetzt worden.
Das Helmholtz-Zentrum Berlin und ihr leitender Wissenschaftler Hans-Werner Schock versuchten sich jedoch nicht nur in der Kunst der Wahrsagerei, es wurden auch schamlos Lügen verbreitet. Ein Beispiel dafür findet sich in den zuletzt genannten Vortragsunterlagen Schocks vom November 2012.
Wie nebenstehend ersichtlich verbreitete Schock in seinem Vortrag Angaben zu den Fertigungsleistungen 2011 und 2012 einiger Modulhersteller. Die Aufstellung muss jedoch als unglaubwürdige Phantasie bewertet werden. Die Zahlen scheinen insgesamt viel zu hoch gegriffen. Es ist ausgeschlossen, dass Solar Frontier eine Produktionsleistung von insgesamt 1500 MW erreicht hat. Mehrere Anfragen an Solar Frontier Deutschland, mit denen auch verschiedene dubiose Sachverhalte mitgeteilt wurden, sind bisher jedoch unbeantwortet. Die genannten Zahlen wurden auch nicht von Solar Frontier veröffentlicht. Auch in anderen Fällen stellt sich die Frage, aus welchen Quellen die Angaben eigentlich stammten.
Im Fall Soltecture hatte Schock als Angehöriger des Gründungsgesellschafters sicher Zugang zu verlässlichen Quellen. Doch hier sind die Angaben nicht nur unglaubwürdig, sondern definitiv falsch. Wie hier ausgeführt, war die Geschäftsentwicklung Soltectures insbesondere ab 2010 katastrophal. Die Fertigungsleistung lag 2011 bei maximal 3,5 MW. Entsprechende Angaben wurden offenbar vom Insolvenzverwalter Hartwig Albers frei gegeben. Die von Schock angegebene Fertigungsleistung von 14 MW im Jahr 2011 übersteigt den tatsächlichen Wert also mindestens um das Vierfache.
Sicher lagen Schock auch Angaben zur Fertigungsleistung 2012 vor, doch diese wurden verschwiegen. Stattdessen behauptete der Wissenschaftler, dass ein Wechsel des Besitzers erfolgt wäre. Doch auch das war falsch, denn Soltecture hatte im Mai 2012 Insolvenz anmelden müssen und keine neuen Investoren gefunden.
Ebenso unseriös sind die Angaben über die Modulwirkungsgrade. Wieder einmal wurden hier nur Maximalwerte genannt, die jedoch zur Charakterisierung von Dünnschichttechnologien wertlos sind. Viel wichtiger wären Angaben zur Verteilung der Werte, zum Mittelwert und zur Robustheit der Technologien, die Schock jedoch verschwieg. Außerdem nannte Schock nicht die Modulwirkungsgrade, sondern die Werte bezogen auf die sogenannte Aperturfläche. Diese Werte überschätzen die tatsächlichen Leistungen und sind nicht vergleichbar. Damit wurde also mit irrelevanten und unglaubwürdigen Informationen ein verzerrtes Bild gezeichnet.
Als wissenschaftliche Leistung kann die nebenstehende Tabelle sicher nicht betrachtet werden. Es scheint kaum möglich, dass noch mehr Lügen, Halbwahrheiten und irrelevante Angaben auf einer Vortragsfolie unter gebracht werden könnten. (21.2.2014)
Erneut wiederholt sich auch in diesem Fall ein nun schon gut bekanntes Muster. Bisher haben weder das HZB noch Hans-Werner Schock als Autor der oben zitierten Vortragsunterlagen vom 7.11.2012 auf diese Veröffentlichung geantwortet. Stattdessen wurde das Dokument zusammen mit anderen wichtigen Unterlagen Anfang März 2014 aus dem Internet entfernt. (27.3.2014)
12.2.2014 / Letzte Änderung: 27.3.2014