Die Helmholtz-Gemeinschaft ist als eingetragener Verein ein Zusammenschluss von Forschungsinstituten. Nach eigener Aussage möchte die Gemeinschaft Beiträge
zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch strategisch-programmatisch ausgerichtete Spitzenforschung in den Bereichen Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr, Schlüsseltechnologien sowie Struktur der Materie (Helmholtz-Gemeinschaft, Homepage)
leisten.
Einschließlich des Helmholtz-Zentrums Berlin gehören der Vereinigung 18 Forschungsinstitute mit insgesamt 36.000 Beschäftigten an. Das jährliche Gesamtbudget beziffert sich auf etwa 3,8 Milliarden Euro. Damit verfügt die Gemeinschaft über beachtliche Ressourcen, die hauptsächlich über Steuermittel zur Verfügung gestellt werden. Entsprechend darf die Allgemeinheit erwarten, dass die Institute ernsthaft und verantwortungsbewusst das selbst erklärte Ziel anstreben, tragfähige Grundlagen für die Gestaltung der Zukunft zu schaffen. (Helmholtz-Gemeinschaft, Homepage)
Die Soltecture GmbH (ehemals Sulfurcell GmbH) war eine Ausgründung des Helmholtz-Zentrums Berlin. Die Firma war vollkommen erfolglos und hat kein einziges wesentliches Ziel wie geplant erreicht. Die wenigen produzierten Solarmodule waren mangelhaft. Vor der Insolvenz im Mai 2012 wurden einige Geschäftspartner und Anlagenbetreiber heimlich entschädigt. In der Berichterstattung der Helmholtz-Gemeinschaft spiegelt sich diese katastrophale Firmenentwicklung jedoch in keiner Weise wider.
Stattdessen berichtete die Helmholtz-Gemeinschaft im Stil einer Marketingagentur nur oberflächlich und unzutreffend über die Firma. Offensichtlich wurde jeglicher wissenschaftliche Anspruch über Bord geworfen. Die Berichterstattung kann insgesamt nur als planmäßige und kriminelle Desinformation der Allgemeinheit betrachtet werden.
Nachfolgend wird eine Übersicht zur Berichterstattung der Helmholtz-Gemeinschaft zum Fall Soltecture gegeben. Die Auszüge machen deutlich, dass hier eine Wissenschaft entstanden ist, die sicher nicht im Dienst und zum Wohl der Allgemeinheit tätig war. Diese Wissenschaft hat im Gegenteil die Gesellschaft, von der sie getragen wird, verraten und ausgebeutet.
2007 berichtete die Helmholtz-Gemeinschaft über die Gründung Sulfurcells:
In den neunziger Jahren begannen Forscher am Hahn-Meitner Institut, die Herstellung von Schichten aus den Elementen Kupfer, Indium und Schwefel zu erforschen. 1998 gelang der
Durchbruch. Die Wissenschaftler haben eine Prozessreihe entwickelt, mit der die Zellen schnell und energiesparend hergestellt werden können. Dadurch sind sie verhältnismäßig
preisgünstig. Inzwischen nutzt die Firma Sulfurcell – eine Ausgründung des Hahn-Meitner Instituts – die Technologie zur Produktion von Solarzellen. (Die Strategie der
Helmholtz-Gemeinschaft, Januar 2007)
Schon dieser Bericht muss als unzutreffend bewertet werden. Am Hahn-Meitner Institut gelang 1998 kein "Durchbruch". Es wurden nur bestimmte Experimente im Labormassstab durchgeführt. Der später von Sulfurcell verfolgte Ansatz war nicht erfolgversprechend, was den Beteiligten bewusst war. Der Wissenschaftler Hans-Werner Schock, der 2004 von der Universität Stuttgart an das Hahn-Meitner Institut wechselte, hatte den vom HMI und Sulfurcell propagierten Ansatz schon 2002 in einem Bericht des Fachmagazins PHOTON (Jochen Siemer, Jetzt oder nie, PHOTON April 2002) als unterlegen bewertet.
In dem 112 Seiten umfassenden Geschäftsbericht 2009 wurde wie folgt berichtet:
Durch das Instrument „Helmholtz Enterprise“, das aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds des Präsidenten finanziert wird, sind vier Jahre nach seiner Einführung inzwischen 45 Ausgründungsvorhaben mit einer Gesamtfördersumme von rund 4,1 Mio. Euro unterstützt worden. Ein besonders erfolgreiches Beispiel ist die Ausgründung Sulfurcell Solartechnik GmbH aus dem Helmholtz- Zentrum Berlin für Materialien und Energie. (Helmholtz-Gemeinschaft, Geschäftsbericht 2009, S. 92)
Weitere Informationen über Sulfurcell erhält der Leser dieser Schrift nicht.
Sulfurcell war jedoch in keiner Weise "erfolgreich". Da die Helmholtz-Gemeinschaft diese Firma als "besonders erfolgreich" bewertet, so ist wohl dringend angeraten, die anderen geförderten Ausgründungsvorhaben einer eingehenden Überprüfung zu unterziehen.
2010 berichtete die Helmholtz-Gemeinschaft in einer 40-seitigen Broschüre über das Thema "Wissens- und Technologietranser". Mit dem nebenstehenden Beitrag "Strom aus der Sonne" wurde über Sulfurcell berichtet.
Der Bericht ist jedoch oberflächlich und weitgehend unzutreffend. Der Ansatz Sulfurcells war keineswegs "besonders vielversprechend", sondern im Gegenteil absehbar aussichtslos. Die Firma war auch zu keinem Zeitpunkt "weltweit führend". Geradezu grotesk ist die Aussage, dass der Nachteil der geringeren Wirkungsgrade durch die "Bedeckung größerer Flächen" ausgeglichen werden kann, denn damit wird ausgeblendet, dass damit erhebliche Mehrkosten verbunden sind.
Der dürre Artikel enthält keinen einzigen Beleg für den angeblichen Erfolg der Firma. Stattdessen wird darauf verwiesen, dass Sulfurcell Mitglied in einer vom englischen Guardian veröffentlichten Liste "Europe's hottest 100 clean technology companies" gewesen sei. Warum dies eine "Auszeichnung" gewesen sein soll, bleibt schleierhaft.
Im März 2011 behauptete die Helmholtz-Gemeinschaft in dem nebenstehenden Artikel:
Sicherlich kann nicht jede Helmholtz-Ausgründung einen derart schnellen Unternehmenserfolg vorweisen wie die SULFURCELL Solartechnik. (Helmholtz-Gemeinschaft, Ausgründungen aus Helmholtz-Zentren, März 2011)
Die Behauptung wurde mit keinem einzigen Argument belegt und ist als glatte Lüge zu bewerten. Alle wesentlichen Fakten wurden dem Leser vorenthalten. So hatte Sulfurcell kein einziges wesentliches Planziel erreicht und war 2010 endgültig zusammen gebrochen. Vertriebspartner hatten die Abnahme weiterer Module verweigert, mit Centrotherm hatte Sulfurcell 2010 den wichtigsten Maschinenlieferanten verloren. Die geplanten Umsatzziele waren nicht annähernd erreicht worden, stattdessen häufte die Firma immer höhere Verluste an.
Die nebenstehende Meldung vom Februar 2012 markiert einen weiteren Gipfel der Unverfrorenheit. Die Helmholtz-Gemeinschaft erklärte Soltecture nochmals zu einer der "erfolgreichsten Helmholtz-Spin-offs".
Tatsächlich ließ das Helmholtz-Zentrum Berlin die eigene Ausgründung schon im März 2012 fallen und gab seine Beteiligung vollständig auf. Im Mai 2012 folgte die Insolvenz Soltectures.
Offenbar hat sich hier eine Wissenschaft entwickelt, die nicht mehr im Dienste der Allgemeinheit steht, sondern diese im Gegenteil desinformiert, belügt, betrügt und ausbeutet.
20.2.2014 / Letzte Änderung: