Der Jahresabschluss 2011 des HZB erscheint besonders aufschlussreich. Dem Lagebericht ist zu entnehmen, dass der wisenschaftliche Geschäftsführer Wolfgang Eberhardt am 6.6.2011 vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung von seinen Pflichten entbunden worden ist. Eberhardt war für für das Geschäftsfeld "Energie" verantwortlich. Der kaufmännische Geschäftsführer Ulrich Breuer ist zum 31.12.2011 aus dem HZB ausgeschieden. Damit verblieb in der Geschäftsführung nur noch Anke Kaysser-Pyzalla als Sprecherin und wissenschaftliche Geschäftsführerin im Amt.
Der Lagebericht wurde am 26.4.2012 von Kaysser-Pyzalla und dem am 1.1.2012 eingesetzten kommisarischen kaufmännischen Geschäftsführer Thomas Frederking unterzeichnet.
Dem Lagebericht sind zwei Ausführungen über das Kompetenzzentrum Dünnschicht- und Nanotechnologie für Photovoltaik Berlin (PVcomB) zu entnehmen:
Unter Federführung des HZB ist am Standort Adlershof das "Kompetenzzentrum Dünnschicht- und Nanotechnologie für Photovoltaik Berlin (PVcomB)" entstanden, das die Lücke zwischen Grundlagenforschung und Industrie auf dem Feld der Dünnschicht-Photovoltaik schließt. Der noch andauernde Aufbau wird seit 2009 im Rahmen des Programms "Spitzenforschung und Innovationen in den neuen Ländern" für fünf Jahre gefördert. Das Kompetenzzentrum dient der Erforschung, dem Wissenstransfer und der Weiterentwicklung von Solarzellen in enger Kooperation mit der Industrie. (HZB, Lagebericht 2011, S. 2f)
Der Aufbau des Kompetenzzentrums für Dünnschicht- und Nanotechnologie für Photovoltaik (PVcomB) wurde weiter erfolgreich vorangetrieben. Der Fokus der Arbeiten lag auf der Vervollständigung der Baseline Prozesse, mit der nicht nur die Möglichkeiten der externen Kooperation im Sinne des Technologietransfers erweitert werden, sondern auch eine sehr solide Basis die für die laufenden und zukünftigen POF Programme im Forschungsbereich Erneuerbare Energien entsteht. (HZB, Lagebericht 2011, S. 5)
Weiter wurde für PVcomB dieses strategische Ziel genannt:
Der Ausbau des regionalen "Kompetenzzentrums Dünnschicht- und Nanotechnologie für Photovoltaik Berlin" (PVcomB) als Bindeglied zwischen Zentrum, den Berliner Universitäten und Hochschulen, der Universität Potsdam und der Industrie für die Entwicklung und Produktion innovativer Solarzellen und die Ausbildung qualifizierten Personals (HZB, Lagebericht 2011, S. 11)
Diese Berichterstattung über PVcomB kann jedoch nur als unzureichend und nicht korrekt bewertet werden. PVcomB hatte sich keineswegs erfolgreich entwickelt, sondern als Flop erwiesen. Zu den angestrebten Industriekooperationen ist es nicht gekommen. PVcomB konnte nicht wie geplant durch Drittmittel finanziert werden.
Der Lagebericht sagt außerdem nichts über den geplanten Umzug des PVcomB in das Zentrum für Photovoltaik (ZPV). Ursprünglich sollte PVcomB Hauptmieter des ZPV werden und 4000 m² der 8000 m² Fläche des ZPV belegen. Wie inzwischen ersichtlich geworden ist, hat sich auch das ZPV als überflüssig erwiesen. Die Pläne eines Umzugs des PVcomB in das ZPV sind offensichtlich klammheimlich zu den Akten gelegt worden.
Der Lagebericht verschweigt außerdem eine weitere weitreichende Entscheidung, die kurz nach der Abberufung des verantwortlichen Geschäftsführers Wolfgang Eberhardt getroffen worden ist. Wie einem Protokoll vom 20.7.2011 entnommen werden kann, hat die Geschäftsführung am 12.7.2011 die Eingliederung des PVcomB in das HZB bestätigt:
Organisation des HZB, Eingliederung PVcomB in den Bereich E
Die Geschäftsführer haben der Eingliederung des PVcomB als Abteilung in den Bereich E zugestimmt. (Themen aus der Geschäftsführersitzung 2011-12 am 12.7.2011)
Damit wurde eine gravierende Änderung der ursprünglichen Planungen bestätigt. Wie hier nachzulesen ist, war ausdrücklich eine strukturelle Trennung des HZB und PVcomB geplant.
Über die Ausgründung Soltecture GmbH berichtet der Lagebericht wie folgt:
Das HZB hat sich im Jahr 2004 mit einem Nominalwert von 348 T€ an der Soltecture GmbH (ehemals Sulfurcell Solartechnik GmbH), beteiligt. Im Vorjahresabschluss des HZB wurde eine Wertberichtigung auf 50% des Beteiligungsbuchwertes vorgenommen.
Im Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2011 der Soltecture GmbH wird ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 24,6 Mio. € (Vorjahr 22,3 Mio. €) ausgewiesen. Die Verluste resultierten aus dem anhaltenden Preisverfall für Solarzellen, dem Pilotcharakter der Fertigung mit ihrem hohen Fixkostenanteil sowie der Einführung einer neuen Solarzellentechnologie auf Selen-Basis.
Aufgrund der Kapitalmaßnahmen im Jahr 2011 , an denen sich das HZB nicht beteiligt hat, haben sich die Beteiligungskonditionen im Vergleich zu den übrigen Gesellschaftern weiter
verschlechtert. Die andauernden Verluste machen weitere Kapitalerhöhungen notwendig, so dass nun über den Verkauf des Unternehmens oder die Einbindung eines großen strategischen Investors mit
Mehrheitsbeteiligung verhandelt wird. Interessenten sind im asiatischen Raum angesiedelt. ln Folge einer weiteren Kapitalerhöhung würde der Anteil des HZB an Soltecture zu vermutlich sich
erneut verschlechternden Bedingungen weiter zurückgehen.
Da sich die Gesamtsituation nach Einschätzung des HZB in absehbarer Zukunft nicht grundlegend ändern wird und der wissenschaftliche Zugewinn für das HZB, angesichts der Umstellung der von Soltecture verwendeten Technologie auf SelenBasis nicht mehr wie erwartet gegeben ist, hat der Aufsichtsrat im März 2012 beschlossen, seine Beteiligung an Soltecture vollständig aufzugeben. (HZB, Lagebericht 2011, S. 9)
Das HZB hatte sich also als Gründungsgesellschafter und angeblich wichtigster Forschungspartner noch vor der Insolvenz Soltectures im Mai 2012 von seiner Beteiligung getrennt. Die Ausführungen sind in keiner Weise nachvollziehbar oder auch nur annähernd ausreichend.
Die Ausführungen über PVcomB und Soltecture sind völlig ungenügend, unvollständig und weitgehend unzutreffend. Es ist offensichtlich, dass das HZB hier versucht hat zwei Misserfolge zu vertuschen.
Mit der Unterzeichnung dieses Lageberichtes hat die HZB-Geschäftsführung klar pflichtwidrig und verantwortungslos gehandelt. Die Allgemeinheit und die Mitarbeiter des HZB haben einen Anspruch darauf, vollständig und wahrheitsgemäß über Soltecture und PVcomB unterrichtet zu werden.
11.1.2014 / Letzte Änderung: