Anders als verlautbart, bestand im CIS-Dünnschichtbereich keine exklusive Forschungspartnerschaft zwischen der Soltecture GmbH und dem HZB. Diesbezüglich liegen zahlreiche Belege vor. Insbesondere hat das HZB auch mit den CIS-Solarmodulherstellern AVANCIS, Bosch Solar, Würth Solar, Centrotherm, Solibro und Solarion zusammen gearbeitet. Nachfolgend werden einige Belege angeführt.
Es liegt eine Übersicht des HZB über die sonderfinanzierten Projekte (sofi-Projekte) vor:
Aus der Aufstellung geht hervor, dass der HZB Wissenschaftler Schock federführend mit dem BMU-Projekt HT-CIGS (Laufzeit: 1.10.2010 bis 31.12.2012) befasst war, von dem die HZB-Ausgründung Soltecture profitieren sollte. Gleichzeitig war Schock verantwortlich für ein FuE-Projekt mit Soltecture zur Entwicklung einer selenbasierten CIS-Technologie (1.1.2011 bis 31.12.2013).
Weiter verweist die Aufstellung auf FuE-Verträge mit mehreren Dünnschichtsolarmodulherstellern, darunter mit Solibro ein direkter Konkurrent Soltectures.
Eine weitere Übersicht vom 9.1.2013 listet alle bestätigten Kooperationen:
Die Aufstellung enthält wiederum Belege für die Zusammenarbeit des HZB mit Dünnschichtmodulherstellern. Konkret werden unter anderem die Firmen Inventux, Sulfurcell, Bosch Solar CISTech und Centrotherm genannt.
Zur Herstellung von CIS-Solarmodulen werden auch sogenannte nasschemische Prozessschritte benötigt. Ahmed Ennaoui ist am HZB Gruppenleiter Nasschemie des Instituts Heterogene Materialsysteme. Sein Tätigkeitsbereich wird wie folgt beschrieben (Auszug):
He is in charge of scaling up wet chemical processing for Cadmium free buffer CIS and CIGS absorbers provided by different industry partners: Sulfurcell, Avancis (ATHLET project) and Bosch Solar, Manz (NeuMas project) with “PVcomB - Kompetenzzentrum Dünnschicht- und Nanotechnologie für Photovoltaik Berlin”. [...]
He is working on high efficiency Cu-chalcopyrite (Cu(In,Ga)(S,Se)2 thin film solar cells. and nanosynthesis of Cu-Kesterite Cu2ZnSn(S,Se)4 nanoparticles (NPs) for printing PV technology.
Entsprechend ist bestätigt, dass PVcomB auch zusammen mit HZB Mitarbeitern und Industriebetrieben an Projekten zur Weiterentwicklung von CIS-Technologien gearbeitet haben.
Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein staatliches Foschungszentrum in dieser Art und Weise einerseits mit einer eigenen Ausgründung und andererseits mit mehreren direkten Konkurrenten dieser Ausgründung zusammenarbeitet. Diese Kooperationen waren sicher nicht im Interesse Soltectures und auch nicht im Interesse der anderen Unternehmen. Die Belege bestätigen auch, dass zahlreiche öffentliche Verlautbarungen nicht der Wahrheit entsprachen.
Es wird weiter deutlich, dass das HZB und seine Arbeitsgruppe PVcomB nicht strukturell getrennt waren, wie dies behauptet wurde. Offenbar gab es auch personell erhebliche Überschneidungen. Sachlich betrachtet ist diese Art der Zusammenarbeit sicher verständlich. Es stellt sich jedoch die Frage, warum die angebliche Trennung von HZB und PVcomB mehrfach deutlich betont wurde.
Wahrscheinlich wurde mit dieser Arbeitsweise gegen vertragliche Verpflichtungen verstoßen. Außerdem könnte diese Form der Zusammenarbeit als versteckte Subventionierung der beteiligten Industriebetriebe betrachtet werden.
21.9.2013 / Letzte Änderung: