Berichterstattung über die CIS-Dünnschichtphotovoltaik

Spätestens 2008 war eine gravierende Branchenkrise absehbar und unvermeidlich. Die Deutsche Bank erläuterte die Entwicklung und sagte eine "brutale" Marktbereinigung voraus. Auch andere Branchenexperten wie die LBBW oder Lux Research warnten entsprechend. Außerdem war der monolithische Aufbau der Dünnschichtmodule ohnehin nicht erfolgversprechend. Weitere Nachteile der CIS-Dünnschichtphotovoltaik waren bekannt. Über diese Sachverhalte wurde jedoch kaum berichtet.

 

Vor diesem Hintergrund ist die Berichterstattung von photovoltaik und Solarpraxis über die CIS-Dünnschichtphotovoltaik sehr auffällig. 2009 standen in der Branche alle Ampeln auf rot. Wie angekündigt hatte die Finanzbranche den Geldhahn zugedreht und die weitere Unternehmensfinazierung praktisch eingestellt. Doch gerade ab diesem Jahr berichtete photovoltaik offenbar verstärkt mit teilweise ausführlichen Artikeln. Die kritische Branchenentwicklung und die Nachteile der Dünnschichtphotovoltaik wurden dabei jedoch weitgehend ausgeblendet.

 

Es scheint notwendig, die Berichterstattung eingehender zu untersuchen. Nachfolgend wird deshalb eine Übersicht zur Berichterstattung des Fachmagazins über die CIS-Dünnschichtphotovoltaik seit 2008 gegeben. In weiteren Abschnitten wird über die Berichterstattung photovoltaiks über die CIS-Modulhersteller Soltecture und Solar Frontier berichtet.

2 / 2009: "CIS: Die nächste Etappe"

Im Februar 2009 berichtet photovoltaik in einer Spezialausgabe CIS: Die nächste Etappe über den Stand der CIS-Dünnschichtphotovoltaik. Die Ausgabe ist nach wie vor auf der Homepage des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW) abrufbar.

 

Insgesamt erstreckte sich die Berichterstattung über die CIS-Dünnschichttechnologien in dieser Ausgabe über 24 Seiten. Schwerpunkte waren auch Berichte über die Firman Avancis, Solyndra, Global Solar und PVflex. Der Beitrag Einstieg der Global Player über Avancis wurde von dem heutigen Chefredakteur Heiko Schwarzburger verfasst.

"Die Nachzügler kommen"

Schon der Titel des Leitbeitrags Die Nachzügler kommen betont, dass es im CIS-Segment trotz mancher vollmundiger Ankündigung noch nicht gelungen war, nennenswerte Herstellungskapazitäten aufzubauen. Mit den Nachzüglern war nämlich das gesamte Segment gemeint. So wird weiter ausgefüht:

 

Produziert wurde dieser Typ Solarzellen bisher aber erst wenig.

 

Doch was in der Theorie unbestritten ist, scheint in der Praxis noch Probleme zu machen, sonst wäre CIS nicht so ins Hintertreffen geraten, [...]

 

Eine Grafik der Standorte der Firmen, die zumindest schon eine Pilotfertigung betrieben, zeigt die damalige Situation sehr anschaulich:

Photovoltaik: Die Nachzügler kommen, Februar 2009
Photovoltaik: Die Nachzügler kommen, Februar 2009

Laut Bericht lag die gesamte Produktionsmenge 2008 bei weniger als 150 MW. Im Gegensatz dazu bezeichnete photovoltaik die Prognosen der künftigen Kapazitäten als schwindelerregend. Allein die in der Abbildung verzeichneten Firmen hatten bis 2010 den Aufbau von Kapazitäten in Höhe von etwa 1,7 GW angekündigt.

 

Nicht zuletzt ist die Verteilung der Standorte auf der obigen Weltkarte aufschlussreich. Fast alle Unternehmen hatten ihren Sitz in Deutschland und in den USA. Auch ausländische Forscher hatte es nach Deutschland gezogen, um dort ihre Projekte zu realisieren. So stammte der Ansatz Solibros aus Schweden und der von Johanna Solar aus Südafrika. Es ist klar ersichtlich, dass die Ansiedlungen nicht nach sachlchen Kriterien errichtet worden waren, sondern eine Konsequenz der deutschen Förderpolitik gewesen sind.

 

Die angekündigten künftigen Produktionsmengen bzw. Kapazitäten können nur als aus der Luft gegriffen und unseriös bezeichnet werden.

"In der Industrie zählt dieser Maximalwirkungsgrad nichts"

Immerhin wurden in dem Bericht auch einige der tatsächlichen Nachteile der CIS-Technologien genannt. So wies photovoltaik zutreffend darauf hin, dass meist die maximal erreichten Wirkungsgrade publiziert wurden, die jedoch praktisch nicht relevant sind. Tatsächlich wurde hier ausnahmsweise einmal erwähnt, dass Maximalwirkungsgrade für die industrielle Fertigung im Fall von Dünnschichtmodulen keine Bedeutung haben, da die Prozesse schwer zu kontrollieren sind und sehr breit streuen:

 

An wissenschaftlichen Instituten geben die Forscher immer den Wirkungsgrad ihrer besten Zelle an, den sie vielleicht nur einmal erreicht haben. In der Industrie zählt dieser Maximalwirkungsgrad nichts. Dort kommt es darauf an, ganze Module mit einem gleichbleibend hohen Wirkungsgrad möglichst schnell zu produzieren. Ein Maß dafür ist der durchschnittliche Modulwirkungsgrad.

 

In dem Beitrag wurde weiter darauf verwiesen, dass wichtige Fragen noch gar nicht geklärt waren. So benötigen CIS-Zellen eine sogenannte Pufferschicht, deren Funktion noch nicht ergründet war:

 

Die Experten bezeichneten die Cadmiumsulfidschicht gerne als Pufferschicht - und verschleiern damit teilweise ihr Nichtwissen. Genau weiß vermutlich niemand, wozu man sie wirklich braucht, klar ist nur, es geht nicht ohne.

"Aurubis stellt CIS-Forschung zum Jahresende ein" (28.10.2013)

Mit nebenstehendem Artikel berichtete photovoltaik am 28.10.2011 über das Ende des CIS-Entwicklungsprojekts Aurubis. Ursprünglich sollten über die Tochter CIS-Solartechnik Dünnschichtsolarmodule vermarktet werden.

 

Wichtige Entwicklungsziele konnten jedoch nicht erreicht werden. So konnte auch keine ausreichend hohe Prozessausbeute erreicht werden:

 

Ein zweiter entscheidender Kostenfaktor ist die Prozessausbeute. Hier wären in den nächsten Monaten noch Verbesserungen notwendig gewesen.

 

Es ist nicht überraschend, dass keine Investoren für den Aufbau einer Serienfertigung gefunden werden konnten. Entsprechend wurde im Juli 2012 auch die Homepage der CIS-Solartechnik GmbH & Co. KG stillgelegt. Der Bericht gehört zu den Unterlagen, die inzwischen aus dem Internet entfernt worden sind.

"Forscher vom ZSW stellen effiziente flexible Solarzelle her" (3.9.2013)

Einerseits wurden wichtige Informationen über die CIS-Dünnschichtphotovoltaik von der photovoltaik Homepage entfernt, andererseits werden nach wie vor Desinformationen verbreitet. Ein weiteres Beispiel ist die Berichterstattung über das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) vom 3.9.2013.

 

In dem Artikel wird über den Abschluss eines Forschungsprojekt berichtet. Es ging um die Entwicklung einer CIS-Solarzelle auf einem flexiblem Stahlträger. Offensichtlich soll der Eindruck erweckt werden, dass der Ansatz aussichtsreich wäre. Über die gravierenden Nachteile der CIS-Dünnschichtphotovoltaik und des monolithischen Ansatzes wird jedoch nicht berichtet. Im Mittelpunkt steht stattdessen ein angeblich eindrucksvoller Laborwirkungsgradrekord von "über 18 Prozent". Wie von photovoltaik selbst schon im Februar 2009 berichtet wurde, zählen Laborwerte und Maximalwirkungsgrade im Fall der monolithischen Dünnschichtphotovoltaik jedoch nicht zu den relevanten Informationen.

"ZSW steigert Effizienz von CIGS-Zellen" (23.10.2013)

Am 23.10.2013 veröffentliche photovoltaik erneut einen Bericht von Sven Ullrich über das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW). Diesmal wurde sogar in der Überschrift auf einen Laborwirkungsgradrekord hingewiesen.

 

Der gemeldete Rekordwert bezieht sich auf eine Fläche von nur 0,5 cm². Die Streuung ist jedoch schon bei diesen Laborversuchen indiskutabel groß. Erneut unterbleibt auch in diesem Fall jeglicher Hinweis auf die Irrelevanz der Information. Es ist offensichtlich, dass es photovoltaik mit dieser Veröffentlich lediglich darum ging den unrichtigen Eindruck zu verbreiten, dass der CIS-Photovoltaik gute Zukunftsaussichten zuzuschreiben wären.

 

Entsprechend spricht photovoltaik auch von angeblich "Verbesserten Chancen am Markt". Entscheidend für die Umsetzbarkeit und die Marktchancen sind jedoch ganz andere Faktoren. Die Nachteile der CIS-Dünnschichtphotovoltaik sind gravierend und teilweise grundsätzlicher Art. Es versteht sich von selbst, dass sich die Marktchancen nicht ändern können, solange grundsätzliche Probleme weiter bestehen oder wie hier K.-o.-Kriterien festgestellt werden müssen.

"Solibro und Solar Frontier mit neuen Rekorden" (8.4.2014)

Das Magazin photovoltaik veröffentlicht weiter unsinnige und irreführende Meldungen über die Dünnschichtphotovoltaik. Die Redaktion will offensichtlich nicht die elementaren Zusammenhänge verstehen, mit denen die einzelnen Ansätze und Firmen leicht bewertet werden können.

 

Aktuell ist eine Meldung erschienen, mit der gleich zwei sogenannte Wirkungsgradrekorde der Firmen Solibro und Solar Frontier mitgeteilt werden. Es kann wiederum wie oben schon erläutert nur festgestellt werden, dass derartige Nachrichten völlig irrelevant sind.

 

Stattdessen verweigert photovoltaik weiter die Veröffentlichung der wirklich wichtigen Sachverhalte. Die Mitteldeutsche Zeitung hatte schon am 17.9.2013 berichtet, dass der Neustart der Firma offensichtlich misslungen war und die Fertigung Solibros nur noch auf Sparflamme lief. Von den zahlreichen Qualitätsproblemen sollte man auch bei photovoltaik schon gehört haben. Über die Auslastung der Fertigung Solar Frontiers ist überhaupt nichts bekannt. Warum fragt die Redaktion bei den Firmen nicht nach den wesentlichen Kennzahlen? Es wird immer deutlicher, dass photovoltaik nicht sachlich angemessen berichten will, sondern den Firmen bei der Verschleierung der wahren Sachverhalte behilflich ist. (10.4.2014)

 

Tatsächlich ist davon auszugehen, dass die Fabriken Solar Frontiers und Solibros noch in diesem Jahr weiter heruntergefahren werden oder ganz stillgelegt werden. (10.4.2014)

30.7.2013 / Letzte Änderung: 10.4.2014

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