Die Firma Showa Shell Solar scheint für photovoltaik zunächst nicht interessant gewesen zu sein. Bis November 2010 wurde der Dünnschichtmodulhersteller in der Berichterstattung praktisch ignoriert.
Mit der Umbenennung Showa Shells in Solar Frontier im Jahr 2010 erwachte offenbar auch das Interesse der photovoltaik Redaktion. Obwohl photovoltaik im Oktober 2010 über den Ausstieg des Anlagenbauers Applied Materials und andere Krisenanzeichen im Dünnschichtsektor berichtet hatte, wurde Solar Frontier ab November 2010 mehrfach im besten Licht präsentiert.
In der photovoltaik Ausgabe November 2010 durfte Solarr Frontier sich mit gleich zwei größeren Beiträgen inszenieren. Einerseits wurde über den Bau einer neuen Fabrik in Japan berichtet. Danach folgte ein ausführliches Interview mit Wolfgang Lange, dem Geschäftsführer Solar Frontier Deutschlands.
In der Ausgabe 11 / 2010 berichtete photovoltaik unter der Überschrift Mehr Alternativen bei der Modulwahl zunächst oberflächlich über die CIS-Photovoltaik. Es wird auf den angeblichen Erfolg der Firma Solar Frontier in den USA hingewiesen. Es bleibt jedoch unklar, inwiefern die Firma erfolgreich gewesen sein soll. Wie alle anderen Hersteller von CIS-Solarmodulen hat auch Solar Frontier bisher nur Verluste erwirtschaftet. Das gilt auch für die deutschen Unternehmen Solibro und Avancis, die in dem Bericht als "sehr aktiv" bezeichnet werden.
Verschwiegen wird, dass zahlreiche Krisenanzeichen zu der Zeit schon offensichtlich waren. Das CIS-Segment war den ursprünglichen Erwartungen nie gerecht geworden. Die Unternehmen hatten regelmäßig ihre selbst gesteckten Planziele verfehlt. Weiter wurden die Nachteile und Qualitätsprobleme verschwiegen. Es hätte außerdem erwähnt werden müssen, dass der CIS-Pionier Würth Solar ursprüngliche aggressive Expansionspläne verworfen hatte und damit de facto gescheitert war. Stattdessen wird in dem Bericht wieder einmal auf angeblich vielversprechende Laborergebnisse verwiesen. Tatsächlich ist die Übertragbarkeit von Laborergebnissen in die industrielle Praxis jedoch grundstäzlich zweifelhaft. Die Übertragung von Laborergebnissen ist eine Frage der Verfahrenstechnik. Im Fall monolithischer CIS-Solarmodule ist die Übertragbarkeit grundsätzlich nicht gegeben, da die Skalierung der Ergebnisse auf größere Flächen sehr problematisch ist.
In dem Interview "Der größte Sprung in der Photovoltaik" stellt der Geschäftsführer Solar Frontiers Wolfgang Lange sein Unternehmen vor. Die Firma plante eine erhebliche Kapazitätsausweitung. Wiederum wird von ambitionierten Plänen berichtet, die Wirkungsgrade zu erhöhen. Lange nennt hauptsächlich maximale Wirkungsgrade. Das ist jedoch nicht seriös. In einer Serienfertigung sind die Prozessstabilität, die Ausschussquoten und die durchschnittlich erzielten Werte relevant. Entsprechend ist davon auszugehen, dass der durchschnittlich erreichte Wirkungsgrad 2010 noch bei unter 10 Prozent lag. Immerhin wurde das Problem der breiten Verteilungen bedingt durch die komplexen Herstellungsprozesse in dem Interview zumindest angesprochen.
Interessant sind die Ausführungen Langes hinsichtlich der Modulleistungen. Demnach werden die Module nach der Herstellung nicht korrekt mit dem Standardtestverfahren vermessen und entsprechend gekennzeichnet. Die korrekten Modulleistungen sind also nicht ersichtlich. Lange möchte dies als Vorteil und zusätzlichen "Kunden Benefit" verkaufen. Er behauptet, dass die tatsächliche Leistung um acht Prozent über dem von Solar Frontier gemessenen Wert läge. Das wird jedoch nicht garantiert.
Tatsächlich ist diese Vorgehensweise ein Taschenspielertrick und vollkommen unseriös. Da kein Ausgangswert bekannt ist, kann bei einer Nachmessung somit keine Degradationsrate festgestellt werden. Für die Anlagenbetreiber ist dies fatal, da die Moduldegradation zu den größten Betreiberrisiken zählt. Gerade bei Dünnschichtmodulen ist es wichtig, schon frühe Anzeichen für eine verstärkte Degradation zu erkennen, um ggf. Garantieransprüche geltend machen zu können, was jedoch durch die Vorgehensweise Solar Frontiers praktisch unmöglich gemacht wird.
Die unseriöse Strategie Solar Frontiers hat beispielsweise zur Folge, dass eine Degradation der Module im Bereich von 5 bis 10 Prozent innerhalb der ersten Betriebsjahre nicht nachgewiesen werden kann. Eine Degradation in dieser Größenordnung wäre jedoch ein ernstes Warnsignal, auf das schnell reagiert werden müsste. Es ist deshalb unbedingt ratsam, die tatsächliche Leistung der Module vor der Installation zumindest stichprobenartig feststellen zu lassen, damit die Degradation im Zeitverlauf durch weitere Messungen erfasst werden kann.
Abgesehen von diesem "Kundenvorteil" konzentriert Lange sich auf die Aufzählung irrelevanter Sachverhalte wie die angebliche Unempfindlichkeit der Module bei Teilverschattung.
Gänzlich unseriös äußert sich Lange zur Dauerhaltbarkeit im Vergleich mit kristallinen Modulen:
Daran erkennt man einen weiteren Vorteil gegenüber kristallinen Modulen. Die CIGS-Module fallen über 20 Jahre lediglich um 0,2 bis 0,5 Prozent per annum in ihrer Leistung ab, während es bei kristallinen Modulen zwischen 0,5 und 2,5 per annum sind. Unsere Wirkungsgrade sind also über Jahre stabil, was für die Wirtschaftlichkeit auch sehr wichtig ist. (photovoltaik 11 / 2010, Seite 42)
Die Dauerhaltbarkeit von CIS-Modulen ist bedingt durch die inhärente Instabilität der Zellen jedoch grundsätzlich fragwürdig. Das ist einer der wesentlichen Nachteile der CIS-Photovoltaik. Zahlreiche Qualitätsprobleme mit CIS-Modulen sind bekannt geworden und werden im Internet diskutiert. Im Gegensatz dazu sind professionell hergestellte waferbasierte Siliziummodule robust. Entsprechend attestierte das Fraunhofer-Institut für Solar Energiesysteme (ISE) der kristallinen Photovoltaik eine sehr gute Dauerhaltbarkeit. Es ist erstaunlich, dass ein Fachmagazin wie photovoltaik eine derartige gravierende Falschaussage kommentarlos abgedruckt hat.
2010 hatte Solar Frontier seine Produktionskapazitäten auf angeblich 1000 MW erhöht. Angesichts der ernüchternden Entwicklung des Dünnschichtsektors und der Nachteile der CIS-Dünnschichtphotovoltaik waren Vertriebsprobleme vorprogrammiert. Offenbar sollten größere Mengen über den Projektierer Belectric abgesetzt werden. Im April 2011 berichtete photovoltaik:
Solar Frontier hat mit Belectric einen Dreijahresvertrag über den Vertrieb von Solar-Frontier-Modulen unterzeichnet. Belectric vertreibt und installiert die von Solar Frontier entwickelten CIS-Module zunächst mit einem Volumen im dreistelligen Megawatt-Bereich. (photovoltaik 4 / 2011)
Belectric ist auf die Entwicklung größerer Freiflächensolarkraftwerke spezialisiert. Weiteres über die Hintergründe und Begründung dieser Zusammenarbeit mit Solar Frontier ist jedoch nicht bekannt. Die Nachteile und gravierenden Risiken der CIS-Dünnschichtphotovoltaik müssten einer Firma wie Belectric natürlich bekannt sein.
Entsprechend erstaunt äußerte sich auch der Moderator des Photovoltaikforums "Weidemann" 2012 in einer Mitteilung über die Zusammenarbeit Belectrics mit First Solar und Solar Frontier und fragte nach möglichen Hintergründen. Der Betreiber und die Moderation des Photovoltaikforums sind allgemein sehr gut über Trends und Probleme mit den unterschiedlichen Modultypen informiert. Diese Vertriebspartnerschaft konnten sich die erfahrenen Praktiker des Photovoltaikforums jedoch offenbar nicht erklären.
2012 war der Dünnschichtsektor endgültig abgestürzt. Die Bank Sarasin sah Ende 2012 mit First Solar und Solar Frontier nur noch zwei Überlebende. Auch photovoltaik hatte mehrfach über Warnsignale berichtet.
Allen Fakten und Warnsignalen zum Trotz verbreitete photovoltaik 2013 dennoch wiederum Optimismus und machte sich damit zum Handlanger der letzten CIS-Solarmodulhersteller. Insbesondere in der Ausgabe Juli 2013 wurde der unzutreffende Eindruck verbreitet, dass der CIS-Sektor mit polykristallinen Solarmodulen konkurrieren könnte. Tatsächlich war der Rückstand der CIS-Dünnschichttechnologien auf die kristalline Photovoltaik auch 2013 weiter angewachsen.
Mit dem Beitrag "Optimal für schwierige Dächer" durfte Solar Frontier sich sogar selbst in Szene setzen und weitere Desinformationen in dem selbsternannten "Leitmedium der Photovoltaik im deutschsprachigen Raum" verbreiten.
Wiederum versuchte ein Mitarbeiter Solar Frontiers, Mohamed Ali Bouattour, die irreguläre Leistungsmessung Solar Frontiers als Vorteil darzustellen. Die Vorgehensweise ist jedoch wie oben beschrieben schlicht eine dreiste Täuschung zum Nachteil der Anlagenbetreiber.
Wiederum wurde auch auf angebliche Vorteile verwiesen (zum Beispiel "Hohe Toleranz bei Verschattung" oder angebliche relative Vorteile bei Schwachlicht), die praktisch jedoch nicht relevant oder tatsächlich nicht gegeben sind. Dafür blieben wie gewohnt wesentliche Nachteile der CIS-Dünnschichtphotovoltaik unerwähnt.
Zwei Monate später gab der Chefredakteur Heiko Schwarzburger dem Geschäftsführer Solar Frontiers Wolfgang Lange die Gelegenheit, seine neue Vertriebsstrategie zu präsentieren. Offenbar war es Solar Frontier selbst mit der Hilfe von Belectric und anderer Vertriebspartner nicht gelungen, die hergestellten Mengen abzusetzen. Deshalb versuchte man es nun mit einem neuen Marketingargument. Laut Lange könne die Leistung bei kleineren Anlagen durch besonders abgestimmte "Solar Sets" gesteigert werden. Dies entspreche angeblich den "Kundenbedürfnissen".
Wiederum gibt sich Schwarzburger in dem Interview wie ein naiver, unkritischer Gesprächspartner. Er wirft Lange lediglich die Bälle zu, damit dieser seine Marketingargumente vortragen kann. Dagegen unterlässt Schwarzburger jegliche kritische Anmerkung oder Nachfrage, obwohl es dazu mehr als genug Anlass gegeben hätte.
30.7.2013 / Letzte Änderung: 8.10.2013