Solarpark Ammerland

Der Projektierer GP Joule hat auf seiner Internetseite eine Sammlung von Medienmitteilungen über den Solarpark Ammerland  zusammen gestellt. Demnach ist die Anlage für Solibro ein besonderes Projekt.

 

Laut Solibro Geschäftsführer Engelmann ist der Solarpark in Niedersachsen ein "Leuchtturmprojekt im Bereich CIGS-Dünnschichttechnologie, der das Leistungspotential und die Vielseitigkeit unserer Q.SMART Module unter Beweis stellt."

 

Als Investitionsvolumen wurden in den Medien 45 Millionen Euro genannt.

Beteiligte Unternehmen

GP Joule: Projektleitung

Aquila Capital: Investor

Module24: Auswahl der "Premiumprodukte" von Q-Cells sowie aller beteiligten Unternehmen.

Technische Daten

Modultyp: Solibro Q.Smart SL2

Anzahl Module: 196.000

Nennleistung: 20,836 MW

Mittlere Modulleistung: 106 Watt

Mittlerer Modulwirkungsgrad: 11,27 %

Wechselrichter: RefuSOL 20K

Inbetriebnahme: Juni 2011

Eröffnung: Oktober 2011

Politische Bedeutung

Der Medienberichterstattung kann entnommen werden, dass das Projekt politisch von großer Bedeutung war. Der Solarpark wurde in Anwesenheit des niedersächsischen Ministerpräsidenten McAllister eröffnet. Offensichtlich war die Anlage zu der Zeit das größte Solarkraftwerk in Niedersachsen.

 

Die Medienberichte erscheinen teilweise geradezu überschwänglich. Es ist sogar vom "größten CIGS-Dünnschicht-Solarkraftwerk weltweit" die Rede. Immer wieder wird die angeblich kurze Bauzeit erwähnt. Offenbar soll auch mit Zahlen beeindruckt werden. Genannt werden wiederholt die Anzahl der installierten Module, die Gesamtleistung, die Anzahl der verbauten Pfosten und sogar das Gesamtgewicht der verwendeten Schrauben. Angeblich kann das Kraftwerk 6000 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen. Damit werden 14.300 Tonnen CO2 vermieden.

 

Nur eine Zahl wird in den vorliegenden Berichten über das Projekt überhaupt nicht genannt: der mittlere Modulwirkungsgrad, der rechnerisch bei etwa 11,2 Prozent liegen sollte.

Schlussfolgerungen

Offenbar war das Projekt hauptsächlich politisch motiviert. Es ist kein Grund ersichtlich, warum in diesem Fall leistungsschwache und dubiose CIS-Dünnschichtmodule verwendet worden sind.

 

Die Leistungsangaben erscheinen außerdem nicht stimmig. Selbst der rechnerisch geringe Wirkungsgrad von 11,2 Prozent scheint unglaubwürdig. Die Zeitschrift neue energie berichtete im Januar 2012, dass industriell gefertigte CIS-Module noch immer bei einem mittleren Modulwirkungsgrad von 10 Prozent "dümpelten" (neue energie, 1 / 2012, Seite 49).

 

Die verwendeten Module sind in diesem Fall mit einer Fläche von 0,94 m² relativ groß. Damit ist prozesstechnisch bedingt ein weiterer Wirkungsgradverlust verbunden. Deshalb dürfte in diesem Fall der tatsächliche mittlere Wirkungsgrad der Module unter 10 Prozent liegen.

 

Angesichts der vorliegenden Untersuchungsergebnisse ist mit einem relativ schnellen Leistungsverlust der Module zu rechnen, der derzeit wahrscheinlich schon erheblich und messbar sein dürfte. Dafür spricht auch, dass sich aktuell vermehrt Anlagenbetreiber im Internet melden, die von Leistungsverlusten ihrer Solibro-Module berichten und inzwischen zumindest teilweise erfolgreich Ansprüche gegen Solibro geltend gemacht haben. Außerdem ist mit weiteren Defekten, wie etwa Glasbruch, zu rechnen.

 

Die Kosten scheinen mit etwa 2,16 Euro je Watt sehr hoch. Gemessen an der Anlagengröße wäre 2011 ein Anlagenpreis von unter 1,50 Euro zu erwarten gewesen. Außerdem haben die Dünnschichtmodulhersteller schon immer damit geworben, sehr preisgünstige Module anbieten zu können.

Fragen

Insbesondere stellen sich diese Fragen:

  • Wie ist es zu der Entscheidung gekommen, in diesem Fall CIS-Dünnschichtmodule der Firma Solibro einzusetzen?
  • Sind Vergleichsangebote von anderen Modulherstellern eingeholt worden und falls ja, mit welcher Begründung ist die Entscheidung für Solibro gefallen?
  • Wie ist die hohe Investitionssumme gemessen an der Anlagenleistung zu erklären?
  • Ist das Projekt mit öffentlichen Mitteln gefördert worden und falls ja, in welcher Höhe sind öffentliche Mittel zugesagt worden?
  • Sind spezielle Vorkehrungen, wie etwa die Erdung der Anlage, getroffen worden, um die Module vor schneller Degradation zu schützen?
  • Kann der mittlere Wirkungsgrad der eingesetzten Module von etwa 11,2 Prozent bestätigt werden?
  • Wie ist die Qualität der gelieferten Module überprüft worden?
  • Sind die Leistungsdaten der Module vor der Installation (z.B. stichprobenartig) überprüft worden und falls ja mit welchem Ergebnis?
  • Sind die Leistungsdaten der Module seit der Installation (z.B. stichprobenartig) überprüft worden und falls ja mit welchem Ergebnis?
  • Sind seit der Inbetriebnahme Schäden an den Modulen aufgetreten und falls ja welche?
  • Welche monatlichen Erträge hat die Anlage bisher geliefert?
  • Warum werden die Ertragsdaten nicht veröffentlicht?

Information von GP Joule über diese Seite

Mit einem Schreiben vom 4.7.2013 ist GP Joule auf diese Internetseite hingewiesen und um die Beantwortung der oben formulierten Fragen gebeten worden.

4.7.2013 / Letzte Änderung:

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