Nebenstehende Aufstellung des Insolvenzverwalters Hartwig Albers aus einem "Gutachten" vom 31.7.2012 gibt Auskunft über die Gesellschafter zum Zeitpunkt der Insolvenz Soltectures.
Einige Gesellschafter werden nicht namentlich genannt. So fungierte der Anwalt Walter Rust auch als Treuhänder für weitere nicht genannte Investoren. Mit einem Schreiben vom 9.9.2013 wurde Rust auf diese Internetseite aufmerksam gemacht und gebeten, die von ihm betreuten weiteren Gesellschafter entsprechend zu informieren.
Hinter dem Gesellschafter "Soltecture GmbH" verbergen sich wahrscheinlich Mitarbeiter Soltectures, die Anteile gehalten haben. Weitere Einzelpersonen haben in Fonds investiert.
Offensichtlich wollen einige Akteure im Hintergrund bleiben. Das scheint beispielsweise für das Bankhaus Lampe zu gelten. Ein Fonds, in den "vermögende Kunden" der Bank eingezahlt haben, wird von der Ventegis Capital AG verwaltet.
Es ist weiter davon auszugehen, dass mehrere Gesellschafter vor der Insolvenz ihre Anteile zumindest teilweise abgegeben haben. Es wurde jedoch nur beiläufig über den Fall des Ausstiegs des Gründungsgesellschafters M+W Zander GmbH im Jahr 2008 berichtet.
2008 war auch deshalb ein Einschnitt, weil ausgerechnet einige dubiose Investoren wie Prior Capital und Wölbern Capital an die Stelle des Schlüsselgesellschafters M+W Zander getreten sind.
Ventegis Capital gehört zu den Gründungsgesellschaftern Soltectures. Im Rahmen einer Finanzierungsrunde hatte Ventegis 2008 weitere Mittel akquiriert. Wie das VC-Magazin am 29.8.2008 berichtete, wurde auch ein spezieller Fonds für Kunden des Bankhauses Lampe eingerichtet:
Eine zweite Lösung sind Beratungserlöse in Form einer Management Fee. Wir haben, wie Herr Haesen eben schon angedeutet hat, gerade im Rahmen der Sulfurcell-Transaktion einen eigenen Fonds für vermögende Privatanleger aufgelegt und daneben für das Bankhaus Lampe einen parallelen Fonds geschaltet, den wir ebenfalls managen, wodurch wir eine kleine, aber planbare Management Fee erhalten. (Ventegis Capital, Dr. Stephan Beyer)
Ab 7.4.2010 wurde Lampe Corporate Finance mit mehreren Einschreiben über wichtige Sachverhalte informiert. Es wurden auch aussagekräfte Belege vorgelegt. Mit einem Schreiben vom 8.3.2013 wurde Lampe Corporate Finance auch eine 109seitige Zusammenfassung zugeschickt. Die Bank wurde mehrfach aufgefordert die Kunden zu informieren, die an Soltecture beteiligt waren. Bisher blieben jedoch alle Schreiben unbeantwortet.
Mit einem Schreiben vom 28.9.2013 wurde die Bank Lampe auf diese Internetseite hingewiesen.
M+W Zander war der wichtigste Gründungsgesellschafter Soltectures und der einzige Investor mit Industriehintergrund. Der Gesellschafter sollte zunächst eine Pilotfertigung für CIS-Dünnschichtmodule planen, errichten und in Betrieb nehmen.
Diese Schlüsselrolle wurde von M+W Zander in einer Vorstandssitzung der JENOPTIK Group laut nebenstehender Abbildung wie folgt beschrieben:
In its capacity as main contractor, M+W Zander was responsible for the overall planning as well as for the conceptual, preliminary and detailed design and the construction of the CIS solar module production. M+W Zander was also responsible for the construction management and the hook-up of the process equipment.
Als weiteres Ziel nannte die Ventegis Capital AG in ihrem Geschäftsbericht 2002 die Vermarktung schlüsselfertiger Fabriken für Dünnschichtsolarmodule zusammen mit M+W Zander:
Ziel der Sulfurcell ist, gemeinsam mit dem Kooperationspartner und Gesellschafter M+W Zander Facility Engineering GmbH zum ersten Anbieter schlüsselfertiger Fabriken für Dünnschichtsolarmodule zu werden. (Ventegis Capital AG, Geschäftsbericht 2002)
Dieses wesentliche Ziel wurde jedoch verfehlt. M+W Zander beendete die Zusammenarbeit mit Soltecture offenbar schon 2006. Zwei Jahre später stieg der Gesellschafter aus. Diese wichtigen Sachverhalte wurden nicht öffentlich verlautbart und offenbar planmäßig verschwiegen. Soltecture berichtete nur beiläufig und viel zu spät im Geschäftsbericht 2008 über das Ausscheiden des Schlüsselpartners aus dem Gesellschafterkreis:
[...]; lediglich die M+W Zander Facility Engineering GmbH, die den Verkauf ihres Anteils aus unternehmensinternen Gründen bereits seit 2006 angestrebt hatte, schied als Gesellschafter aus. (Sulfurcell Solartechnik GmbH, Jahresabschluss 2008)
Das Ausscheiden M+W Zanders war ein deutlicher Einschnitt und Strategiewechsel. Die Sachverhalte hätten unbedingt erläutert werden müssen. Es wird zu klären sein, wie es zu dem Abgang dieses Schlüsselinvestors gekommen ist.
Zeitgleich mit dem Ausstieg M+W Zanders beteiligte sich die Prior Capital AG des dubiosen Journalisten Egbert Prior an der Sulfurcell GmbH:
Im Juni 2008 ging die Prior Capital AG eine mittelbare Beteiligung an der Solarfirma Sulfurcell Solartechnik GmbH ein. Sulfurcell ist eine Ausgründung der Technischen Universität Berlin und gilt als eines der führenden Unternehmen in der Fertigung innovativer Dünnschicht-Solarmodule. [...] Der Börsengang von Sulfurcell ist für 2011 geplant, wir erwarten eine hohe Wertsteigerung auf unseren Kapitaleinsatz in Höhe von 250 TEUR. Im Februar 2009 war der erste Spatenstich für eine Fabrik, die schon 2010 Solarmodule im Wert von 50 Millionen Euro produzieren soll. (Prior Capital, Geschäftsbericht 2008)
Allein dieses kurze Zitat enthält mehrere unrichtige Aussagen. Sulfurcell war keine Ausgründung der TU Berlin, sondern des Helmholtz-Zentrums Berlin. Sulfurcell war auch kein führender Hersteller "innovativer Dünnschicht-Solarmodule". Die Firma war unbedeutend und noch nicht einmal führend im eigenen Segment der CIS-Dünnschichtphotovoltaik. Es ist davon auszugehen, dass bei Prior Capital bekannt war, dass die Module Sulfurcells ausgesprochen leistungsschwach und mangelhaft waren.
Schon kurz darauf war das Investment notleidend und musste zu 75% abgeschrieben werden:
Im Jahresabschluss 2009 wurde die Beteiligung der Gesellschaft an der „Thinfilm Solar Fonds GmbH & Co. KG“ von € 250.000,00 um € 187.500,00 auf € 62.500,00 abgeschrieben. Die geschäftliche Tätigkeit der Thinfilm beschränkt sich auf das Halten einer Beteiligung an der Sulfurcell Solartechnik GmbH, Berlin. Die wirtschaftliche Entwicklung der Sulfurcell blieb bisher hinter den Erwartungen zurück. Das Eigenkapital der Sulfurcell ist zu mehr als einem Drittel aufgebraucht, mit einer Aufholung dieser Verluste ist mittelfristig nicht zu rechnen. Ausschüttungen der Sulfurcell an ihre 16 Anteilseigner sind nicht absehbar. Ungeachtet entsprechender Bemühungen der Gesellschaft ist eine Veräußerung der Beteiligung derzeit nicht möglich. Da nach dem Lagebericht der Sulfurcell auch für die kommenden beiden Jahre mit Jahresfehlbeträgen zu rechnen ist, wurde im Rahmen der Bilanzaufstellung eine Wertberichtigung von 75% vorgenommen. Der Abschlussprüfer und der Aufsichtsrat halten diese Maßnahme für sachgerecht. (Prior Capital AG, Jahresabschluss 2009, November 2010)
Allerdings hatte die Leitung Soltectures der Öffentlichkeit und sogar dem Landgericht Berlin in mehreren eidesstattlichen Versicherungen noch bis 2013 eine planmäßige und erfolgreiche Geschäftsentwicklung vorgetäuscht. Im Gegensatz zur Darstellung Prior Capitals hatte der Geschäftsführer Nikolaus Meyer dem Landgericht Berlin 2011 versichert, dass die Gewinnzone demnächst erreicht würde:
Wir rechnen derzeit damit, dass die Produktion der Sulfurcell Solartechnik GmbH ab dem Jahr 2012 profitabel sein wird. (Nikolaus Meyer, eidesstattliche Versicherung, 1.2.2011)
Mit dieser und weiteren unwahren eidesstattlichen Versicherungen sollten rechtsmissbräuchliche Angriffe begründet werden, um weitere Recherchen zur Dünnschichtphotovoltaik zu verhindern.
Die Excalibur Capital AG hatte die Beteiligung Prior Capitals an Soltecture nach eigenen Angaben "geerbt". In einem Bericht zur Hauptversammlung vom 22.5.2012 erklärte Excalibur, dass diese Beteiligung vollständig abgeschrieben werden musste.
Aus vorliegenden Unterlagen, die inzwischen nicht mehr im Internet abrufbar sind, geht hervor, dass die Wölbern Private Equity GmbH seit Juni 2008 in Soltecture (früher Sulfurcell) investiert hatte.
Wölbern scheint schon seit einigen Jahren in dubiose Machenschaften verstrickt zu sein. Es existiert eine Schutzgemeinschaft für Wölbern Invest Anleger, die in bestimmte Fonds investiert haben.
In einem Bericht teilt die Schutzgemeinschaft mit, dass die Hamburger Staatsanwaltschaft am 23.9.2013 die Geschäftsräume der Wölbern Invest KG durchsucht und den Geschäftsführer Heinrich Maria Schulte festgenommen hat.
28.9.2013 / Letzte Änderung: 1.10.2013