Solyndra

Die kalifornische Firma Solyndra verfolgte einen speziellen Ansatz zur Herstellung selenbasierter CIS-Dünnschichtsolarmodule. Die zylinderförmigen Zellen wurden zu Modulen zusammengesetzt, die sich besonders für den Einsatz auf großen Flachdächern eignen sollten.

 

Eine Vorstellung der Firma und der Modulbauweise in deutscher Sprache ist nach wie vor hier abrufbar.

Zertifizierung durch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE)

ISE: A Yield Prediction Model for Solyndra CIS PV panels
ISE: A Yield Prediction Model for Solyndra CIS PV panels

Interessant ist, dass Solyndra wie auch andere Dünnschichtmodulhersteller mit Zertifikaten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) warben, obwohl das Freiburger Institut auf waferbasierte Photovoltaik spezialisiert ist.

 

Die nebenstehende Abbildung ist der oben verlinkten Präsentation entnommen. Eine Bestätigung des ISE vom 6.11.2008 mit dem Titel "A Yield Prediction Model for Solyndra CIS PV Panels" soll angeblich eine "hervorragende Übereinstimmung mit dem Solyndra-Modell für unterschiedliche Klimabedingungen" belegen. Was damit genau belegt werden soll, bleibt jedoch unklar. Möglicherweise sollte der Eindruck einer guten Dauerhaltbarkeit der Module erweckt werden. 

 

Die Bestätigung des ISE sagt jedoch mit Sicherheit nichts über das wichtige Kriterium der Dauerhaltbarkeit der Solyndra Module aus. Der Präsentation ist jedenfalls nicht zu entnehmen, dass das ISE Aussagen über die Dauerhaltbarkeit gemacht hätte. Wahrscheinlich sollte mit dem Verweis auf das renommierte Freiburger Institut schlicht das Image Solyndras aufpoliert werden.

 

Bemerkenswert scheint schließlich die Bemerkung, dass das ISE auch für Banken tätig gewesen sein soll. Das wird jedenfalls ebenfalls auf der nebenstehende abgebildeten Seite 14 behauptet:

 

Das Fraunhofer-Institut erstellt Energieertragszertifikate für europäische Banken.

 

Offenbar war das ISE auch in wirtschaftlicher Hinsicht und in Segmenten der Photovoltaik vernetzt, auf die das Institut gar nicht spezialisiert war. 

Einschätzung von Lux Research

In einer Studie vom September 2010 bewertete Lux Research Solyndra mit der schlechtesten Note "Strong Caution".

 

In einer Analyse vom 21.4.2011, die im Internet frei abrufbar ist, obwohl sie als "Client Confidential" gekennzeichnet ist, kam Lux Research zu der Bewertung "Caution".

 

Zu der Zeit war Solyndra damit befasst, eine neue Fabrik mit einer Jahreskapazität von 300 MW in Betrieb zu nehmen. Laut Lux Research hatte Solyndra Probleme, die Herstellungskosten schnell genug auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu senken, was die Firma jedoch anders sah. Die Firmenleitung gab sich optimistisch. Planziele für das Jahr 2011 waren eine Jahresleitung von 120 MW und eine Fertigungsrate von 250 MW am Jahresende.

Jon Stewart über die Insolvenz im September 2011

Keine fünf Monate später, im September 2011, musste Solyndra jedoch schon Konkurs anmelden.

 

Am 15.9.2011 berichtete Jon Stewart in seiner Daily Show. Die Sendung ist leider nur auf englisch verfügbar, aber dafür nicht nur unterhaltsam, sondern auch informativ. 

 

Solyndra hatte staatliche Bürgschaften in Höhe von 535 Mio. Dollar zum Ausbau der Produktion erhalten. Sogar Präsident Obama besuchte die Firma und lobte sie als besonders innovativ. Doch schon Anfang September 2011 wurden die 1100 Mitarbeiter entlassen und die Firma vom FBI durchsucht.

 

Wie in dem Beitrag weiter berichtet wird, hatte es frühzeitig Warnungen gegeben. Konkret wurde sogar korrekt vorausgesagt, dass Solyndra im September 2011 das Geld ausgehen würde.

 

Wie ein Branchenexperte berichtet, übertrafen die Herstellungskosten mit 6 Dollar je Watt die Verkaufspreise um das doppelte. In Expertenkreisen wurde das Geschäftsmodell Solyndras von Beginn an als mangelhaft beurteilt.

 

Im kalifornischen Kongress musste der Direktor des staatlichen Beihilfeprogramms Rede und Antwort stehen. Der Kongressabgeordnete Brian Bilbray stellte einige bemerkenswerte Fragen. Er wies darauf hin, dass es im Dünnschichtsolarbereich mehr Unternehmenspleiten gab als in allen anderen Segmenten der Photovoltaik.

 

Insbesondere konfrontierte Bilbray den Direktor des staatlichen Beihilfeprogramms mit der Tatsache, dass sich China fast ausschließlich auf polykristalline Wafertechnologien konzentriert und Dünnschichttechnologien gemieden hatte. Dieser Sachverhalt wird von Marktübersichten bestätigt. Die Unternehmen der Dünnschichtphotovoltaik waren hauptsächlich in den USA und Deutschland angesiedelt.

Aufarbeitung in den USA und in Deutschland

Nicht zuletzt muss darauf hingewiesen werden, dass der Skandal sicher sehr unangenehm für die amerikanische Regierung und Präsident Obama war, der sich persönlich für Solyndra engagiert hatte. Dennoch ist die Sendung der Daily Show von Jon Stewart vom 15.9.2011 nach wie vor im Internet abrufbar.

 

Offenbar unterscheidet sich die Aufarbeitung derartiger Firmenpleiten in den USA und in Deutschland. In den USA wurde der Fall Solyndra umgehend untersucht, die Firma vom FBI durchsucht und der Direktor des staatlichen Förderprogramms musste sich im kalifornischen Kongress stellen. Die Medien berichteten entsprechend und diese Berichte sind nach wie vor im Internet abrufbar.

 

Anders wurde dagegen in Deutschland etwa im Fall der Pleiten der Berliner Solarunternehmen Soltecture, Solon, Inventux oder Global Solar verfahren. Bisher musste sich die Berliner Senatsverwaltung noch keiner einzigen kritischen Frage stellen. Einen Hinweisgeber versuchte man mundtot zu machen, und die Berliner Medien berichteten kaum ansatzweise. Abgesehen davon entfernten öffentlich-rechtliche Sender wie der RBB und die Deutsche Welle außerdem Beiträge von ihren Internetseiten, die für eine Aufklärung der Sachverhalte von großer Bedeutung wären.

 

16.6.2013 / Letzte Änderung:

Freiheit stirbt immer zentimeterweise:

Typologie der PV-Module:

Typologie der Herstellungsverfahren für Solarmodule

Eine herzliche Bitte:

Fundamentaler Fehler:

Für Hinweisgeber:

Warnungen für Hinweisgeber