Olga Papathanasiou kann einen interessanten Lebenslauf vorweisen und verfügt offensichtlich über viele Stärken. 2005 hat sie ihr Studium mit der Promotion am damaligen Hahn-Meitner-Institut, heute Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB), abgeschlossen.
Dem HZB ist die Physikerin außerdem privat verbunden. Seit einigen Jahren ist sie mit Niklas Papathanasiou, der bis Januar 2014 als "Manager CIGS Photovoltaics" der Arbeitsgruppe PVcomB fungierte, verheiratet.
Nach eigenen Angaben war Olga Papathanasiou für die Dünnschichtmodulhersteller Johanna Solar und PVflex tätig. Inzwischen nennt sich die Physikerin "Photovoltaik-Beraterin".
Auf der Homepage der TU Berlin wird Papathanasiou auch als Dozentin des Master-Studiengangs GPE Solar genannt.
Dokumentiert ist weiter eine Tätigkeit im Rahmen einer Veranstaltung der Solarpraxis AG. Im Programm des Thin-Film Industry Forum 2011 wird Papathanasiou als Moderatorin genannt.
Besonders bemerkenswert erscheint Papathanasious Tätigkeit als PHOTON-Redakteurin bis etwa Mitte 2009. Auf ihrer Homepage behauptet Papathanasiou "unabhängige Artikel über Entwicklungen in Wirtschaft und Wissenschaft" verfasst zu haben.
Die Berichterstattung über die Dünnschichtphotovoltaik muss jedoch als mindestens dubios bewertet werden. Einerseits wurde eine Firma wie Nanosolar heftig kritisiert, andererseits wurde die Firma Solibro ohne ausreichende Begründung ausgesprochen positiv beurteilt. Es ist offensichtlich, dass die Berichterstattung Papathanasious nicht objektiv und interessengeleitet war. Außerdem hat Papathanasiou der Allgemeinheit und den PHOTON-Lesern wichtige Informationen über die HZB-Ausgründung Soltecture vorenthalten.
Papathanasiou scheint sich nicht bewusst zu sein, dass sie ihre Ausbildung und ihren Status der Gesellschaft, in der sie lebt, zu verdanken hat. Die Allgemeinheit hat ihr ein Studium ermöglicht und finanziert. Im Gegenzug glaubte die HZB-Absolventin jedoch, die Allgemeinheit sogar unter dem Deckmantel einer angeblich unabhängigen Fachzeitschrit desinformieren und ihr außerdem wichtige Informationen vorenthalten zu dürfen. (8.1.2014 / Letzte Änderung: 11.2.2014)
Der Titel von Papathanasious Dissertation lautet "MOCVD-ZnSe-Schichten als Puffer in CuInS2-Solarzellen". Gutachterin war auch Professor Martha Lux-Steiner, die zu den Initiatoren der HZB-Ausgründung Soltecture (früher Sulfurcell) gehörte.
Thema der Dissertation war eine spezielle Frage der von Soltecture ursprünglich favorisierten "Schwefeltechnologie". Die damalige Doktorandin behauptete zunächst, dass in der Schwefelvariante eine vielversprechende Alternative zu selenbasierten CIS-Technologien zu sehen gewesen wäre:
Chalkopyrit-Solarzellen mit CuInS2-Absorber, welcher eine Bandlücke von 1,54 eV aufweist, sind eine vielversprechende Alternative zu Cu(In,Ga)Se2-Solarzellen. (Olga Papathanasiou, Dissertation, S. 5)
Papathanasiou ist deshalb wohl schon seit ihrer Promotion eine ausgewiesene CIS-Spezialistin und insbesondere mit der von Soltecture ursprünglich favorisierten Technologie vertraut.
Wie von Papathanasiou in ihrer Dissertation beschrieben, besteht eine CIS-Solarzelle aus vier Schichten. Auf einem Rückkontakt wird der Absorber aufgetragen. Danach folgt eine sogenannte Pufferschicht und schließlich der Frontkontakt. Der Frontkontakt und die Pufferschicht müssen transparent sein, damit möglichst viel Licht den Absorber erreichen kann, der für die eigentliche Umwandlung des Lichts in Strom zuständig ist.
Die genaue Funktion der Pufferschicht ist noch nicht geklärt. Papathanasiou diskutiert in ihrer Promotion verschiedene Möglichkeiten (Seite 11). Klar ist jedoch, dass die Pufferschicht für die Funktion der Zelle unerlässlich ist.
Die industrielle Herstellung schwefelbasierter CIS-Solarmodule war und ist mit zahlreichen gravierenden Problemen verbunden. Zu den problematischen Verfahrensschritten gehörte auch die Herstellung der Pufferschicht. Üblicherweise wurde dazu Cadmiumsulfid (CdS) verwendet. Die Schicht wurde mit Hilfe eines aufwändigen nasschemischen Prozesses hergestellt. Ein weiterer Nachteil ist das verwendete Cadmium:
Für eine breite Anwendung der Solarzellen soll jedoch das umweltbedenkliche Cadmium durch ein weniger belastendes Material ersetzt werden. (Olga Papathanasiou, Dissertation, S. 10)
Dabei sei angemerkt, dass die Anwendung nasschemischer Verfahren und giftiger Stoffe, neben Cadmium auch Zyankali, vom HZB wie auch von Soltecture weitgehend verschwiegen wurden. Hinsichtlich der Verdunkelung dieser und anderer Sachverhalte hat sich insbesondere auch der Mitgründer Soltectures Nikolaus Meyer hervorgetan.
Der Ersatz von Cadmiumsulfid als Puffermaterial ist schon lange eine drängende Forschungsfrage. Dazu finanzierte die EU auch von 2003 bis 2005 das internationale Forschungsprojekt "New buffer layers for efficient chalcopyrite solar cells" (NEBULES). Federführend waren das HMI und die Professorin Martha Lux-Steiner. In dem Rahmen war wohl auch die Promotion Papathanasious angesiedelt.
Wie der Dissertation weiter zu entnehmen ist, waren die Forschungsanstrengungen jedoch erfolglos:
Die Interdiffusion beeinflusst die Wirkungsweise der CuInS2-Solarzellen mit ZnSe-Puffer. Die Solarzellen mit optimierten, wenn auch unvollständigen ZnSe-Puffer zeigen im Gegensatz zu CdS-Referenzsolarzellen kein Durchbruchverhalten bei negativer Vorspannung. Sie erreichen 82% des Wirkungsgrads der Referenzsolarzellen mit CdS-Puffer. (Olga Papathanasiou, Dissertation "Kurzfassung").
Demnach war es nicht gelungen, das Cadmiumsulfid durch einen trockenen Prozess und die Verwendung von Zinkselenid (ZnSe) zu ersetzen. Offenbar gab es bei der Verwendung von Zinkselenid prozesstechnische Probleme und die erreichbaren Wirkungsgrade lagen deutlich unter jenen, die mit Cadmiumsulfid erzielt werden konnten.
Entsprechend wurde auch bei Soltecture notgedrungen bis zur Insolvenz das nasschemische Verfahren mit Cadmiumsulfid zur Herstellung der Pufferschicht verwendet. Bisher scheint es mit Solar Frontier nur einem Hersteller von CIS-Dünnschichtmodulen gelungen zu sein, ein Verfahren zur Herstellung einer cadmiumfreien Pufferschicht in einer Serienfertigung einzuführen.
Nachfolgend eine Übersicht der derzeit recherchierten Artikel. Einige dieser Berichte bietet Papathanasiou derzeit auf ihrer Homepage zum Abruf an. Dort verzichtet die Autorin allerdings darauf, die jeweiligen Koautoren zu nennen.
Datum | Autor(en) |
Thema |
Titel |
11 / 2007 |
Papathanasiou |
|
Phoenix Solar unterzeichnet Vertrag für erstes Megawatt-Projekt in Griechenland |
11 / 2007 |
Papathanasiou |
|
IBC Solar gründet Tochter in Griechenland |
12 / 2007 PHOTON Int. |
Papathanasiou | Wafer etching facts and trends | |
2 / 2008 PHOTON |
Papathanasiou, Kreutzmann | Recycling |
Schrott im grünen Mäntelchen - Was die Solarindustrie tut, damit ihre Produkte nicht unter die Elektroschrottrichtlinie fallen |
5 / 2008 PHOTON |
Papathanasiou, Siemer | Solarindustrie in Griechenland |
Sonne auf verbrannter Erde - Auf Peloponnes sollen in den kommenden zwei Jahren fünf Solarfabriken entstehen |
5 / 2008 PHOTON Int. |
Papathanasiou, Siemer | Solarindustrie in Griechenland |
Sun over scorched earth - Five PV factories will be built on the Peloponnese peninsula over the next two years |
8 / 2008 PHOTON |
Papathanasiou, Schmela | Oerlikon Solar |
Kriegserklärung aus der Schweiz - Oerlikon verklagt den Dünnschichtproduzenten Sunfilm - um den Konkurrenten Applied Materials zu treffen |
8 / 2008 PHOTON Int. |
Papathanasiou, Schmela |
Oerlikon Solar |
A declaration of war from Switzerland |
10 / 2008 PHOTON Int. |
Papathanasiou |
Forschung NREL |
The first 20-percent thin-film cell |
11 / 2008 PHOTON |
Papathanasiou |
Forschung NREL |
Neuer Weltrekord für Dünnschichtzelle - NREL-Forscher erreichen 20 Prozent Wirkungsgrad bei CIGS-Zellen |
11 / 2008 PHOTON Int. |
Papathanasiou |
Forschung HZB, Stangl | Toward Cd-free CIS modules - Stangl to offer a new less toxic system for buffer developed at Berlin-based institute (3) |
1 / 2009 PHOTON |
Papathanasiou |
Solyndra |
Solyndra: Innovation um jeden Preis |
1 / 2009 PHOTON Int. |
Papathanasiou |
Solyndra |
Solyndra: Pushing innovation at any price |
1 / 2009 PHOTON |
Papathanasiou, Schmela |
Q-Cells |
Q-Cells: Und da waren's nur noch vier (1) |
1 / 2009 PHOTON Int. |
Papathanasiou, Schmela |
Q-Cells |
Q-Cells: Only four horses left in the race |
1 / 2009 PHOTON |
Rutschmann, Papathanasiou |
AVA Solar |
AVA Solar: Cadmiumtellurid-Module wie bei First Solar - nur günstiger (1) |
1 / 2009 PHOTON Int. |
Rutschmann, Papathanasiou |
AVA Solar |
AVA Solar: Cadmium tellurid-Modules just like First Solar - only cheaper |
1 / 2009 PHOTON |
Papathanasiou |
Nanosolar |
Nichts Neues vom Ankündigungsweltmeister - Wie Nanosolar einen Haufen Geld sammelt und auf dem Papier die Modulproduktion revolutioniert (1) |
30.3.2009 Berliner Zeitung |
Spang |
Nanosolar |
Der Sonnenstromer |
5 / 2009 PHOTON |
Papathanasiou | Oerlikon Solar | Ein guter Tag für Frau Schönefeld-Schnuck - Das Europäische Patentamt widerruft Oerlikon-Patent für Dünnschichtmodule |
5 / 2009 PHOTON Int. |
Papathanasiou | Oerlikon Solar | A good day for Ms. Schönefeld-Schnuck |
5 / 2009 PHOTON Int. |
Papathanasiou |
Centrotherm Roth & Rau |
Razor thin and efficient - More and more manufacturers are offering "alternative" turnkey lines for CdTe- and CIGS-based thin-film modules (3) |
(1) Der Bericht ist auf der Homepage Papathanasious nicht gelistet
(2) Der Bericht ist wahrscheinlich nur in PHOTON und nicht in PHOTON International erschienen
(3) Der Bericht ist wahrscheinlich nur in PHOTON International und nicht in PHOTON erschienen
Bemerkenswert ist insbesondere die Tätigkeit der Physikerin als Mitglied der PHOTON-Redaktion. Die Zusammenarbeit endete offenbar im Juni 2009. Bis dahin wurde Papathanasiou im Impressum der Zeitschrift PHOTON als Redaktionsmitglied genannt. Über die Gründe der Beendigung der Zusammenarbeit ist bisher nichts bekannt.
Angesichts ihrer fachlichen Qualifikation war es sicher kein Zufall, dass Papathanasiou sich als PHOTON Mitarbeiterin vor allem mit der Dünnschichtphotovoltaik beschäftigte.
Es ist nicht überraschend, dass Papathanasiou auch mit Redaktionskolleginnen und Kollegen zusammen gearbeitet hat. So liegen mehrere Artikel vor, die die Physikerin nicht alleine erstellt hat. Einen Bericht über das Startup AVA Solar hat Papathanasiou offenbar zusammen mit Ines Rutschmann verfasst (AVA Solar: Cadmiumtellurid-Module wie bei First Solar - nur günstiger, PHOTON 1 / 2009).
Die Zusammenarbeit bot sich auch deshalb an, weil Rutschmann ebenfalls in Berlin wohnhaft war. Es darf wohl davon ausgegangen werden, dass die Kontakte Papathanasious zur PHOTON Redaktion auch nach 2009 weiter bestanden.
2011 hatte Rutschmann intensiv im Fall Soltecture recherchiert und in dem Rahmen auch über ein Gespräch mit einem "CIS-Experten" berichtet:
Ich hatte gestern ein sehr gutes Gespräch mit dem CIS-Experten. Er sagte, dass 2001 für die Fachwelt unverständlich war, warum Sulfurcell gegründet wurden, da jeder um die prozesstechnischen Probleme wusste. Dass Sulfurcell zehn Jahre lang Geld verbrannt hat, ist der CIS-Gemeinschaft bekannt. (Ines Rutschmann, schriftliche Mitteilung, 28.4.2011)
Rutschmann wollte bisher den Namen ihres Gesprächspartners nicht mitteilen. Es scheint jedoch sehr naheliegend, dass sich die Journalistin in dem Fall an Papathanasiou als ehemalige Redaktionskollegin und Spezialistin für die Sulfurcell-Technologie gewandt hatte. Die oben genannte Experteneinschätzung der Sulfurcell Technologie ist deshalb wohl Papathanasiou zuzuschreiben.
Ein Highlight besonderer Art für die Verquickung unterschiedlichster Interessen bei gleichzeitiger Vernebelung der Hintergründe dürfte der Bericht "Toward Cd-free CIS modules" sein, der im November 2008 wahrscheinlich nur in PHOTON International erschienen ist.
Hier berichtete die HZB-Absolventin inkognito über die Arbeit des HZB-Wissenschaftlers Christian-Herbert Fischer. Es ging um die bereits erwähnte Pufferschicht, die für die Funktion von CIS-Solarmodulen sehr wichtig ist. Damit kam Papathanasiou auf ihr Promotionsthema zurück, was dem amerikanischen Leser jedoch vorenthalten wurde.
Am HZB war weiter daran gearbeitet worden, ein besseres Verfahren für die Herstellung einer Pufferschicht zu entwickeln. Fischer bestätigte zunächst die Nachteile der meistens verwendeten Kadmiumsulfidschicht:
Of course, large amounts of the carcinogen thiourea [Thioharnstoff] and hazardous cadmium are undesirable. On top of that, according to buffer expert Christian-Herbert Fischer, a senior scientist at Helmholtz Center Berlin (HZB), "Often just a small window for process parameters, like pH-Value, concentration, temperature and reaction time, allows useful results. Additionally, thiourea from various suppliers and even different batches from the same supplier can lead to CdS layers with different material properties." (Olga Papathanasiou, Toward Cd-free CIS modules, PHOTON International November 2008)
Laut Fischer war es angeblich gelungen, mit dem sogenannten ILGAR-Verfahren ein alternatives Verfahren zur Herstellung der Pufferschicht zu entwickeln. Entsprechende Produktionsanlagen sollten von der Firma Stangl hergestellt und vertrieben werden. Offensichtlich sollte mit dem Artikel Werbung für den Anlagenhersteller in den USA gemacht werden.
Nach bisher vorliegenden Unterlagen ist der Artikel nicht in PHOTON in deutscher Sprache erschienen. Der Hintergrund ist ebenfalls naheliegend. Es war kaum bekannt, dass zur Herstellung von CIS-Modulen giftige Chemikalien und Kadmium benötigt wurden. Nach Ansicht PHOTONs und Papathanasious sollte das wohl auch so bleiben, und deshalb verzichtete PHOTON wohl auf die Veröffentlichung dieses Artikels in Deutschland. (11.2.2014)
In der PHOTON Ausgabe 1 / 2009 berichtete Papathanasiou über den Dünnschichtmodulhersteller Nanosolar. Die 2002 gegründete amerikanische Firma wollte in Deutschland Fuß fassen. Im Brandenburgischen Luckenwalde sollten eine Fertigung sowie eine größere Freiflächensolaranalage errichtet werden. Die Projekte kamen jedoch nicht wie erhofft voran und waren mehrfach verschoben worden.
Dem Artikel ist anzumerken, dass er von einer Fachfrau verfasst worden ist. Es ist deutlich erkennbar, dass Papathanasiou die technologischen Schwierigkeiten und Fallstricke erkannt hatte. Der von Nanosolar verfolgte Ansatz einer CIS-Technologie, die im sogenannten Tintendruckverfahren ohne Vakuumprozesse auskommen sollte, erschien verlockend. Andererseits wies Papathanasiou zu Recht auf große Schwierigkeiten hin, die Nanosolar offenbar noch nicht bewältigt hatte.
Befremdlich erscheint jedoch, dass Papathanasiou auch sehr persönlich und unsachlich gegen Nanosolar und den Gründer Martin Roscheisen angeschrieben hat. Beispielhaft seien hier einige Aussagen aus dem PHOTON Artikel zitiert:
Nichts Neues vom Ankündigungsweltmeister - Wie Nanosolar einen Haufen Geld sammelt und auf dem Papier die Modulproduktion revolutioniert.
Der Hersteller von Dünnschichtmodulen Nanosolar ist mittlerweile [...] Ankündigungsweltmeister.
Doch bislang ist Nanosolar seit seiner Gründung im Jahre 2002 über Ankündigungen nicht hinausgekommen.
Noch halten die Kapitalgeber still, die Röscheisen in den vergangenen Jahren mit Spielgeld in Höhe von fast 500 Millionen Dollar (394 Millionen Euro) ausstatteten.
Immerhin, die Aussagen mehrerer gut informierter Quellen sind nahezu deckungsgleich. Ihr Tenor: "Nanosolar hat keinen funktionierenden Produktionsprozess". (Olga
Papathanasiou, Nichts Neues vom Ankündigungsweltmeister, PHOTON Januar 2009)
Die Solarzellen der Firma nannte Papathanasiou außerdem "phantomartig". Angesichts ihrer guten Argumente in der Sache stellt sich die Frage, warum Papathanasiou Nanosolar derart aggressiv angegangen hat. Praktisch alle Dünnschichtmodulhersteller standen vor unüberwindbaren Problemen und konnten keine wirklich taugliche, geschweige denn konkurrenzfähige Technologie vorweisen. Überall verzögerten sich die Projekte.
Außerdem verschwieg Papathanasiou einen wesentlichen Vorteil des Nanosolar-Konzepts. Nanosolar setzte wie die kristallinen Modulhersteller auf einen nicht-monolithischen Modulaufbau. Die Zellherstellung konnte also unabhängig von der Modulherstellung optimiert werden. Dieser wesentliche verfahrenstechnische Vorteil muss Papathanasiou bewusst gewesen sein.
Es ist naheliegend, dass Papathanasiou Nanosolar als direkten Konkurrenten anderer CIS-Firmen empfand, denen sie näher stand. Papathanasiou war wie oben erläutert eine Absolventin des Hahn-Meitner-Instituts (HMI), das mit mehreren CIS-Unternehmen in Deutschland kooperierte und mit Sulfurcell eine eigene Firma ausgegründet hatte. Für diese Firma und das HMI wäre es tatsächlich ein Desaster gewesen, wenn Nanosolar ausgerechnet vor der eigenen Haustür in Brandenburg erfolgreich gewesen wäre. Dagegen meinte Papathanasiou wohl, mit Unterstützung des angeblich unabhängigen PHOTON-Magazins anschreiben zu müssen.
Der Eindruck der voreingenommenen Berichterstattung bestätigt sich bei Betrachtung des Artikels "Q-Cells: Und da waren's nur noch vier", den Papathanasiou zusammen mit Michael Schmela verfasste und der ebenfalls in der PHOTON Ausgabe 1 / 2009 erschienen ist.
In dem Bericht wird die Firma Solibro ausgesprochen positiv bewertet:
Dennoch: Unter all den CIS- und CIGS-Start-ups, die derzeit unterwegs sind, hat Solibro auch dank der ausgezeichneten Technologen vom Angström-Center mit die besten
Chancen. (Papathanasiou, Schmela, Q-Cells: Und da waren's nur noch vier, PHOTON Januar 2009)
Es ist jedoch nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet Solibro aus dem Kreis der Dünnschichtsolarunternehmen derart herausgehoben wurde. Bis heute hat kein CIS-Solarmodulhersteller Gewinne erwirtschaften können. Wie andere Dünnschichtmodulhersteller stand auch Solibro vor enormen ungelösten Problemen.
Wie nebenstehender Abbildung zu entnehmen ist, verwendete auch Solibro eine Pufferschicht aus Cadmiumsulfid (CdS). Papathanasiou, die sich wie oben beschrieben in ihrer Dissertation speziell mit diesem Thema beschäftig hatte, muss klar gewesen sein, dass es auch Solibro noch nicht gelungen war, eine Alternative zu entwickeln.
Papathanasiou erwähnte zwar in der nebenstehenden Übersicht, dass Solibro eine Ausgründung des schwedischen Angström-Centers war, andererseits hat die Autorin wohl planmäßig verschwiegen, dass auch eine Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB, früher Hahn-Meitner Institut) bestand bzw. angestrebt wurde. So wie andere Dünnschichtsolarfirmen, kämpfte auch Solibro schon 2009 ums Überleben und war dringend auf jegliche Hilfe angewiesen.
Inzwischen ist das Desaster bei Solibro überdeutlich geworden. Auch in dem Fall wurden die Planziele regelmäßig verfehlt. Offenbar wurden qualitativ minderwertige und nicht konkurrenzfähige Solarmodule ausgeliefert. Wie hier auch weiterhin zu dokumentieren sein wird, häufen sich die Reklamationen und Qualitätsprobleme.
Wie an anderer Stelle noch zu berichten sein wird, haben die allgemeinen Medien die PHOTON-Berichterstattung häufig aufgegriffen. So hat auch die Berliner Zeitung am 30.3.2009 mit dem Artikel "Der Sonnenstromer" auf Papathanasious kritischen Bericht über Nanosolar Bezug genommen. Offenbar hatte die Zeitung für diesen Bericht auch mit der Physikerin Rücksprache genommen:
Die Konkurrenz verfolgt die Ambitionen Roscheisens zuweilen mit Missgunst. "Keine Nachrichten vom Weltmeister im Nebelkerzen-Zünden", lästerte Kritikerin Olga Papathanasiou in einem Fachmagazin über die zurückhaltende Präsentation Roscheisens beim Photon-Kongress im Dezember in San Francisco. Bisher sei von den insgesamt 500 Millionen Dollar, die Nanosolar bei MDV, den Google-Erfindern Sergey Brin und Larry Page sowie den beiden SAP-Gründern Klaus Tschira und Dietmar Hopp mobilisiert habe, nicht viel zu sehen. Noch weiß man nicht, ob Nanosolar "ihnen so viel Freude bereitet, wie der TSG 1899 Hoffenheim".
Manch einen Wettbewerber wurmt gewiss, wie die US-Presse Roscheisen feiert. Das Time-Magazin nahm ihn 2008 in die Liste der 50 wichtigsten jungen Vordenker unter 40 Jahren auf; das einflussreiche Magazin Politico wittert einen "grünen Bill Gates". (Berliner Zeitung, Der Sonnenstromer, 30.3.2009)
Die Berliner Zeitung hatte Papathanasiou offenbar problemlos und korrekt als "Kritikerin" der Firma Nanosolar eingestuft. Allerdings wurde den Lesern verschwiegen, dass Papathanasiou außerdem Physikerin und Absolventin des HMI und darüber hinaus PHOTON-Redakteurin war. Über diese Hintergründe und Verstrickungen unterschiedlichster Interessen hätte jedoch berichtet werden müssen. Die Unterlassung muss entsprechend als schwerwiegender journalistischer Fehler bewertet werden. Am 23.1.2014 wurde die Berliner Zeitung deshalb mit einer Mail auf diese Internetseite hingewiesen. (23.1.2014)
Die Berichterstattung Papathanasious in PHOTON und PHOTON International war klar interesssengeleitet. Unter dem Deckmantel der angeblichen Unabhängigkeit einer Fachzeitschrift hat Papathanasiou insbesondere positiv über Firmen berichtet, die mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) geschäftlich verbunden waren. Dazu gehörten die Firmen Centrotherm, Roth & Rau, Stangl und Solibro.
Gegen Firmen, die in Konkurrenz zum HZB standen, hat Papathanasiou offenbar gezielt Stimmung gemacht. Dazu gehörten unter anderem die Firmen Oerlikon Solar, Solyndra und Nanosolar.
Außerdem sind den Lesern wichtige Informationen, zum Beispiel über die HZB-Ausgründung Soltecture, vorenthalten worden. Den Interessierten in Deutschland sind offenbar auch gezielt Informationen über die Verwendung giftiger Substanzen bei der Herstellung von CIS-Solarmodulen vorenthalten worden. (11.2.2014)
8.1.2014 / Letzte Änderungen: 11.11.2015, 11.2.2014