Photon

Photon erschien ab März 1996 zunächst im Aachener Solar-Verlag. Der Verlag expandierte und gründete in der Folge diverse Tochterunternehmen. Nach turbulenten Zeiten und einigen Insolvenzen wurde Photon zunächst von der Photon Europe GmbH und schließlich der Photon International GmbH herausgegeben. Bis 2012 war Photon das bekannteste Fachblatt der Solarbranche in Deutschland.

Selbstbild

Bescheidenheit gehörte sicher nicht zu den Photon-Tugenden. Immer wieder bezeichnete sich PHOTON selbst als "renommiert" oder "unabhängig". Besonders stolz war man bei PHOTON offenbar auf die weltweiten Niederlassungen und eine angeblich außergewöhnliche und mitarbeiterfreundliche Firmenkultur.

PHOTON sucht Redakteure, PHOTON März 2009
PHOTON sucht Redakteure, PHOTON März 2009

Das Selbstverständnis PHOTONs wird vielleicht am besten durch die nebenstehende Stellenausschreibung umrissen, mit der 2009 Redakteure gesucht worden sind:

 

Zitat: Wir sind ein renommierter und unabhängiger Zeitschriftenverlag, der sich dem kritischen Journalismus verschrieben hat. Wir unterhalten als einziger Verlag der Branche ein eigenes Testlabor und ein ständig wachsendes internationales Netz von Redaktionsbüros in Aachen, Berlin, Boston, Hongkong, Hyderabad, Madrid, Rom, New York und San Francisco.

 

Wir bieten unseren Mitarbeitern umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten und großzügige Urlaubsregelungen, bieten Sport- und Freizeitmöglichkeiten und bemühen uns um ein angenehmes Arbeitsumfeld mit großzügigen Büros, bester Informationstechnologie und einer kostenlosen Verpflegung auf hohem Niveau den ganzen Tag über. (PHOTON sucht Redakteure, PHOTON März 2009)

Annegret Kreutzmann

Offenbar ist die oben zitierte Stellenausschreibung ein Dokument aus besseren Zeiten. Inzwischen ist viel passiert. Seit 2011 geriet die gesamte Firmengruppe immer weiter in Schieflage, mehrere Gesellschaften und die Photon Holding mussten Insolvenz anmelden.

 

Wie konnte es zu diesem fast beispiellosen Aufstieg und Fall eines Fachmagazins kommen? Die Geschichte ist eng mit der Person Anne Kreutzmanns, der mehrfachen Chefredakteurin und Geschäftsführerin, verbunden.

 

Eine eingehende Betrachtung offenbart Verblüffendes. Inzwischen ist klar, dass Photon nie ein unabhängiges Fachmagazin war. Im Gegenteil, Photon kann nur als eine Art Ausgründung der Tageszeitung taz betrachtet werden. Das Projekt wurde anfangs breit von anderen Medien, der Politik und der Solarbranche unterstützt und instrumentalisiert. Der SPD-Politiker Hermann Scheer fungierte dabei sogar als persönlicher Mentor Kreutzmanns.  (20.3.2017)

Expertise

Der Verlag verfügte zweifellos über große Expertise auch im Bereich der Dünnschichtphotovoltaik. Mit Olga Papathanasiou gehörte der Redaktion zeitweilig sogar eine Wissenschaftlerin und Absolventin des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) an. Doch meistens berichtete PHOTON nicht das, was die Allgemeinheit hätte erfahren müssen. Insbesondere im Bereich der Dünnschichtphotovoltaik wurden wichtige Informationen zurück gehalten.

 

Doch zumindest einmal ließ die Chefredakteurin Anne Kreutzmann durchblicken, dass man bei PHOTON bestens über die tatsächlichen Sachverhalte und die Aussichten der Dünnschichtphotovoltaik informiert war:

 

Um es gleich vorweg zu nehmen: First Solar wird kaum einen wahrnehmbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten. [...] Die Welt retten werden dann die Solarworlds dieser Welt, die vernünftigerweise mit Silizium auf einen deutlich häufigeren Rohstoff für ihre Solarmodule setzen. (Anne Kreutzmannn, EDITORIAL, PHOTON Ausgabe März 2009)

 

Die Einschätzung hat sich als weitsichtig und richtig erwiesen. First Solar war der einzige Modulhersteller im Dünnschichtsektor, der zumindest kurzfristig Gewinne erzielen konnte. Schon 2012 ernannte die Bank Sarasin First Solar und Solar Frontier jedoch zu den letzten Überlebenden ihrer Art. Hätte man doch früher auf Frau Kreutzmann gehört, es wäre der Branche und der Energiewende viel Schaden erspart geblieben.

 

Eine Zusammenfassung zur Berichterstattung über die Dünnschichtphotovoltaik zeigt schon auf den ersten Blick, dass PHOTON nicht sachgerecht berichtet hat. Eine Aufarbeitung der insbesondere ab 2010 katastrophalen Entwicklung unterblieb vollständig.

Die PHOTON-Methode

PHOTON ist insbesondere auch durch eine teilweise sehr kritische und sogar aggressive Berichterstattung aufgefallen. Von unabhängiger Berichterstattung kann in vielen Fällen sicher nicht die Rede sein.

PHOTON: Kritische Berichte gegen Modulhersteller (vorl. Auswertung 2006-13)
PHOTON: Kritische Berichte gegen Modulhersteller (vorl. Auswertung 2006-13)

Die nebenstehende Tabelle zeigt eine vorläufige Auswertung der kritischen Artikel über Solarmodulhersteller. Es ist deutlich zu erkennen, dass die deutschen Hersteller keinen Grund haben, sich über eine zu kritische Berichterstattung zu beklagen. Hingegen sind ausländische Firmen vielfach massiv von PHOTON angegangen worden. Insbesondere sind auch Firmen wie First Solar, Nanosolar und Solyndra angegriffen worden, die in direkter Konkurrenz zum HZB-Netzwerk standen.

 

Begleitet wurden die Angriffe auch von Drohungen, die wohl beispiellos sein dürften. So wurde weiterer Druck auf die französische Firma Photowatt angekündigt:

 

Und vermutlich bleibt dies so lange der Fall, bis der Druck auf Photowatt von allen Beteiligten so gesteigert wird, dass dem Unternehmen nichts übrig bleibt, als zu dem Verarbeitungsfehler zu stehen und eine Rückrufaktion einzuleiten. (Ines Rutschmann, PHOTON November 2009)

 

Der chinesischen Firma Jinko wurden Untersuchungen durch das hauseigene Labor angedroht:

 

Daher habe ich jetzt erst einmal einen Schwung von Jinko-Steckern bestellt. [...] Zum anderen hat das PHOTON-Labor angeboten, sie in den nächsten Steckertest einzubeziehen. Jinko sollte sich warm anziehen, wenn sich die neuen Stecker nicht als ebenbürtig gegenüber denen von ZJRH erweisen. (Ralf Heuser / Christoph Podewils, PHOTON Juni 2011)

 

Eine "weltweit führende" deutsche Solarindustrie sollte eigentlich nicht auf eine derartige unverschämte und verzerrte Berichterstattung angewiesen sein. Diese PHOTON-Methode ist vielmehr beschämend und mehr als das. Auf einem solchen mit Desinformationen und Halbwahrheiten gedüngten Boden wächst letztlich auch Fremdenfeindlichkeit.

Produktionsstatistik und Ertragsmessungen

Auch die von Photon jährlich erstellte Produktionsstatistik muss mittlerweile als unglaubwürdig und unbrauchbar betrachtet werden.

 

Es scheint dringend angeraten, dass eine erneute Erhebung der tatsächlichen Produktionszahlen der Industrie der vergangenen Jahre von unabhängiger Seite durchgeführt wird. Andernfalls ist eine objektive Einschätzung der Branchenentwicklung und somit auch die sachgerechte Vergabe von Fördermitteln nicht möglich.

 

Auch die jährlich veröffentlichten Ertragsmessungen und Bewertungen der Solarmodule des Photon Testfelds sind sehr skeptisch zu betrachten. Die Aussagekraft scheint insgesamt sehr gering.

 

Im Rahmen der Untersuchung ist bekannt geworden, dass eine geplante Veröffentlichung über einen Produktfehler von Wechselrichtern der Firma SMA unterlassen worden ist. Die Hintergründe dieser unterlassenen Berichterstattung müssen aufgeklärt werden.

25.5.2013 / Letzte Änderung: 20.3.2017, 24.2.2014

Freiheit stirbt immer zentimeterweise:

Typologie der PV-Module:

Typologie der Herstellungsverfahren für Solarmodule

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