Die dynamische Entwicklung der Photovoltaik in den letzten Jahren war politisch gewünscht und wurde durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) gefördert. Durch die möglichst zügige Industrialisierung und Professionalisierung sollten die Preise für Solaranlagen sinken, damit solar erzeugter Strom konkurrenzfähig werden kann. Die Finanzindustrie unterstützte diesen Trend bis 2008 durch die Bereitstellung von Risikokapital und Kredite. Somit wurde massiv in die "normale" marktwirtschaftliche Entwicklung eingegriffen.
Es versteht sich von selbst, dass eine derartige Entwicklung genau überwacht werden muss, damit Auswüchse und die Verschwendung öffentlicher Mittel möglichst verhindert werden können. Es gehört zur Verantwortung der Subventionsgeber, die Verwendung der bereitgestellten Mittel zu überwachen.
Ohne ausreichende Datengrundlage kann eine solche Entwicklung weder eingeschätzt noch sinnvoll gelenkt werden. Am Beispiel der Dünnschichtphotovoltaik wird dies überdeutlich. Die Zeitschrift Neue Energie stellte schon 2011 in dem Bericht Rettungsreifen Forschung fest, dass die Technologieförderung nicht gezielt genug erfolgte. Die Dünnschichtphotovoltaik wurde nicht ihrem Marktanteil entsprechend gefördert. Offenbar wurden Fördermittel teilweise als Rettungsreifen missbraucht, um nicht überlebensfähige Unternehmen über Wasser zu halten.
Die in dem Bericht vertretene Meinung wird hier geteilt. In der jetzigen Entwicklungsphase dürfen Fördermittel nicht ungezielt oder nach dem Gießkannenprinzip vergeben werden. Fördermittel müssen gezielt dazu verwendet werden, erfolgversprechende Konzepte und überlebensfähige Unternehmen zu fördern.
Zu den wichtigsten Kennzahlen zählt die Produktionsmenge gemessen in Megawatt (MW). Damit lassen sich alle Solarmodulhersteller weltweit vergleichen. Trotz ihres Stellenwerts ist es schwierig, eine Übersicht über die Entwicklung der Produktionsmengen zu bekommen. Teilweise halten die Firmen die Daten zurück, in vielen Fällen scheinen die veröffentlichten Zahlen zweifelhaft. Immerhin erstellte Photon jährlich eine Produktionsstatistik. Die Daten wurden offenbar regelmäßig bei den Unternehmen erfragt.
Die Zuverlässigkeit der jährlichen Statistik ist inzwischen jedoch zweifelhaft. Einerseits hat sich der Verlag durch die bekannt gewordenen und oben zusammen gefassten Machenschaften selbst diskreditiert. Nunmehr scheint klar, dass im Hause Photon wie schon lange vermutet kommerzielle Interessen die redaktionelle Tätigkeit beeinflusst haben. Für die Energiewende ist das fatal, da die Photon Produktionsstatistik vielfach zitiert und offenbar auch von der Politik als Grundlage für die Einschätzung der Entwicklungen in der Photovoltaik genutzt worden ist. Unbedingte Voraussetzung für eine vernünftige Lenkung der Energiewende ist jedoch eine zuverlässige Datengrundlage.
Zudem hat Photon im Fall Soltecture (vormals Sulfurcell) definitiv unrichtige Zahlen verbreitet. Die tatsächlich erreichte Produktionsleistung der Jahre 2010 und 2011 wurde um ein vielfaches zu hoch angegeben. Die von Photon veröffentlichten Zahlen lauten:
2010: 18 MW (Photon, 1 / 2011 und 4 / 2011; Photon International, 3 / 2011)
2011: 30 MW (Photon, 1 / 2012 und 4 / 2012)
Die vorliegenden Beweise belegen, dass die tatsächliche Produktionsmenge weit geringer und sogar rückläufig war:
2010: ca. 4,5 MW (80.000 Module)
2011: ca. 3,5 MW (60.000 Module)
Die Unterschiede sind sehr erheblich und in ihrer Bedeutung kaum zu überschätzen. Die von Photon genannten Daten übertreffen die tatsächlichen Werte um das 4- bzw. 8,5-fache. Wer den Photon Zahlen glauben schenkt, der muss zu dem Schluss kommen, dass sich die Firma nahezu planmäßig entwickelt und 2011 nahe der Kapazitätsgrenze von 35 MW gearbeitet hat. Tatsächlich ist die Fertigung 2010 jedoch erst verspätet und kaum ansatzweise in Betrieb genommen worden. Allein die 2011 rückläufige Leistung ist alarmierend und zeigt, dass die Firma große Probleme gehabt haben muss.
Es ist davon auszugehen, dass Photon bekannt war, dass die veröffentlichen Produktionszahlen Soltectures nicht stimmen konnten. Durch eigene Recherchen war Photon bestens über die Firma informiert. Abgesehen davon reicht ein einfacher Abgleich mit den geringen und weit hinter Plan liegenden Umsatzzahlen aus um zu erkennen, dass die von Photon genannten Zahlen viel zu hoch angesetzt sein müssen.
Außerdem wurde Photon fünf Mal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die veröffentlichten Zahlen nicht der Wahrheit entsprachen. Entsprechende Belege wurden vorgelegt.
Alle Mitteilungen sind unbeantwortet geblieben. Bisher hat Photon die unzutreffenden veröffentlichten Zahlen auch nicht korrigiert.
Hier das Schreiben vom 3.10.2012, mit dem Photon nochmals auf die tatsächlichen Produktionszahlen hingewiesen wurde:
Damit ist erneut erwiesen, dass in der Photon Redaktion wissentlich oder fahrlässig verantwortungslos gearbeitet wurde. Insgesamt ist festzustellen, dass die von Photon in den letzten Jahren veröffentlichten Produktionsstatistiken unglaubwürdig und damit unbrauchbar waren.
Das ist fatal, denn die Bedeutung derartiger Übersichten ist kaum zu überschätzen. Die Entwicklung der Branche und einzelner Segmente kann nicht eingeschätzt werden, wenn selbst elementare Daten wie die Produktionsleistungen nicht vorliegen oder zweifelhaft sind. Damit fehlt auch eine wichtige Grundlage für die Vergabe von Subventionen.
12.5.2013 / Letzte Änderung: