In keiner anderen Sache berichtete PHOTON derart intensiv wie im Fall der Solartechnics Gruppe. Selbst für die Verhältnisse einer Ines Rutschmann war die Berichterstattung nicht nur kritisch, sondern mitunter ausgesprochen aggressiv. Auffällig ist auch die Art und Weise, wie angeblich persönlich Verantwortliche hier an den Pranger gestellt wurden.
Die Journalistin Ines Rutschmann berichtete wie hier dargelegt mindestens 16 mal mit teilweise umfangreichen Artikeln. Außerdem veröffentlichte PHOTON mehrere Leserbriefe, die sich kritisch mit SN Solartechnics befassten. Schon in den Titeln wurde dem Leser das von der PHOTON Redaktion gefällte Urteil unmissverständlich übermittelt:
Schmutzige Geschäfte - SN Solartechnics schummelt beim Verkauf von Modulen und schädigt so Firmen und Betrieber (April 2011)
Weiterhin unter Verdacht - SN Solartechnics bläst zur Gegenoffensive, doch jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft (Juni 2011)
Der Abgrund reißt weiter auf - Hat SN Solartechnics auch Anleger geprellt? (Januar 2012)
Razzia im Umfeld von SN Solartechnics (Februar 2013)
Schon vor der Lektüre der eigentlichen Berichte wird klar, dass PHOTON sich hier in einen "Fall" verbissen hatte. Es wurde nicht sachlich berichtet, sondern Krieg geführt. Am deutlichsten wird dies in der Überschrift des Berichts vom Juni 2011. Offenbar betrachtete PHOTON selbst die eigene Strategie als "Offensive", die den selbst erklärten Gegner angeblich zu einer "Gegenoffensive" veranlasst hatte.
Im Laufe dieser Auseinandersetzung verbreitete PHOTON immer weitere Vorwürfe. Der letzte Bericht vom Februar 2013 war sogar noch mit dem Namen Rutschmanns abgezeichnet, obwohl diese angeblich schon im Dezember 2012 die Redaktion verlassen hatte. Im Januar 2014 legte Rutschmann, inzwischen einzige Redakteurin des Photovoltaikforum "Magazins", mit einem weiteren Bericht nach.
Schon im ersten Bericht vom April 2011 mit dem Titel Schmutzige Geschäfte verbreitete PHOTON die steile These, dass SN Solartechnics in betrügerischer Absciht Dünnschichtsolarmodule des Herstellers GS-Solar umetikettiert hätte, um so zusätzlichen Profit zu ergaunern. Dass es hier um einen Betrug ging stand für PHOTON von Anfang an fest.
Dass dieser Schwindel aufgedeckt wurde, dazu hat es vielleicht die schlecht montierte Anlage von [...] gebraucht (PHOTON April 2011, S. 138)
PHOTON glaubte auch schon früh zu wissen, dass es angeblich um eine größere Anzahl betrogener Kunden ging:
Zahl betrogener Kunden ungeklärt (PHOTON April 2011, S. 146)
Von Beginn an stellte Ines Rutschmann den Geschäftsmann Kai Zimmer als angeblich Hauptverantwortlichen in den Mittelpunkt ihrer Recherchen. Dieser sei dafür verantwortlich gewesen, dass den Kunden von SN Solartechnics mit den gefälschten Aufklebern höhere Modulleistungen vorgegaukelt worden wären.
Harte Beweise bleibt Rutschmann dem Leser jedoch schuldig. Angeblich wollten "viele Gesprächspartner" nicht namentlich genannt werden. Stattdessen wurde SN Solartechnics als "klagewütig" diffamiert.
Andererseits wurde das Verhalten des Modulherstellers GS-Solar zunächst überhaupt nicht hinterfragt. Rutschmann beließ es dabei, die Firma unbegründet in ein positives Licht zu rücken:
Anders jedoch GS-Solar: Der Modulhersteller unterstützt die Aufklärung des Sachverhalts (PHOTON April 2011, S. 142)
Bei den von SN Solartechnics verwendeten Modulen der Firma GS-Solar, über die PHOTON ab April 2011 berichtete, handelte es sich um recht leistungsschwache Dünnschichtsolarmodule. Als Fachjournlistin war Ines Rutschmann zu der Zeit längst bekannt, dass es insbesondere in dem Segment häufig zu Qualitätsproblemen und gravierenden Leistungsverlusten kam.
Ines Rutschmann recherchierte seit Januar 2011 im Auftrag der Redaktionsleitung auch im Fall des Dünnschichtmodulherstellers Soltecture (früher Sulfurcell). In dem Fall war sie von einem Sachverständigen mit Industrieerfahrung ausführlich informiert worden. Der Informant legte Rutschmann etwa 200 Seiten relevanter Unterlagen vor, die gemeinsam durchgesprochen worden sind. Die Journalistin konnte wesentliche Unregelmäßigkeiten leicht bestätigen. Insbesondere konnte PHOTON verifizieren, dass in diesem Fall schon in den ersten Jahren von einem jährlichen produktionsbedingten Leistungsverlust im Bereich von zehn Prozent auszugehen war.
Vor diesem Hintergrund wird noch unverständlicher, dass sich Rutschmann im Fall SN Solartechnics auf die These festgelegt hatte, dass die GS-Solar Module von SN Solartechnics in betrügerischer Absicht umgelabelt worden sein mussten. Der Frage, ob die Module produktionsbedingt übermäßig degradierten, wurde zumindest anfänglich gar nicht nachgegangen. Eine solche Vorgehensweise einer Fachjournalistin muss sicher als unseriös bezeichnet werden.
Insgesamt muss hier wohl nicht von den angeblich "schmutzigen Geschäften" der Firma SN Solartechnics, sondern von "schmutzigem PHOTON-Journalismus" gesprochen werden.
Vorbehaltlich der Ergebnisse weiterer Untersuchungen war die Vorgehensweise von PHOTON hier zumindest unseriös, anmaßend und sicher geschäftsschädigend für SN
Solartechnics.
Es fällt auf, dass drei der besonders aggressiven Rutschmann-Berichte über SN Solartechnics und die Nachfolgerin Reri im Internet auf der Seite www.photovoltaikforum.com frei abrufbar sind. Die Artikel sind auch für nicht registrierte Mitglieder des Forums auffindbar und über diese Links abrufbar:
Schmutzige Geschäfte / Weiterhin unter Verdacht / Spielwiese Solarmarkt
Die Dokumente sind sogar mit dem Wasserzeichen "photovoltaikforum.com" offenbar als angebliches Eigentum des Forums gekennzeichnet.
Der naheliegende Hintergrund ist wohl die hier beschriebene freundschaftliche Verbundenheit des von Jürgen Haar betriebenen Photovoltaikforums mit PHOTON. Seit November 2013 wird Rutschmann von Jürgen Haar als Redakteurin für das neue Photovoltaikforum Magazin beschäftigt. Offenbar wäscht hier eine Hand die andere. Schon deshalb darf von Ines Rutschmann hier wohl auch weiterhin keine unabhängige sachliche Berichterstattung, geschweige denn seriöser Journalismus erwartet werden.
22.12.2013 / Letzte Änderung: 18.2.2014