Seit der Gründung der Soltecture GmbH (ehemals Sulfurcell GmbH) im Jahr 2001 hatte PHOTON die Firma begleitet und gelegentlich berichtet. 2011 hat die damalige Photon Redakteurin Ines Rutschmann außerdem intensiv recherchiert. In dem Rahmen konnten brisante Sachverhalte bestätigt und ermittelt werden.
Eine im Oktober 2011 von Photon geplante Veröffentlichung unterblieb jedoch genauso wie jegliche spätere Veröffentlichung.
Das Verhalten Photons ist angesichts der Rechercheergebnisse und des großen öffentlichen Interesses sehr erstaunlich. Wesentliche brisante Ergebnisse hat die Journalistin am 9.2.2012 eidesstattlich versichert:
Im Rahmen meiner folgenden Recherchen fand ich heraus, dass der Produktionsprozess von Soltecture problembehaftet war, die ausgelieferten Module zeigten starke Minderleistung. Dies schien die Firma selbst erkannt zu haben und begann Anfang 2009, nach einem veränderten Produktionsprozess zu suchen. Bis Jahresende 2011 wurden die mir bekannten von Minderleistung betroffenen Anlagenbetreiber von Soltecture entschädigt. (Eidesstattliche Versicherung Ines Rutschmann, 9.2.2012, Auszug)
Ein brisanteres Rechercheergebnis ist kaum vorstellbar. Allein mit diesen Aussagen bestätigte die Fachjournalistin vier wichtige Sachverhalte, die bis heute nicht öffentlich bekannt sind. Die Sachverhalte wurden im Rahmen des Insolvenzverfahrens auch dem Insolvenzgericht und den Gläubigern vorenthalten.
Soltecture hatte sich immer wieder als "weltweit führendes" Unternehmen bezeichnet und die angeblich herausragende Qualität seiner Produkte betont. Die Module wurden als "Premiumprodukte" bezeichnet. Damit sollte auch ein überdurchschnittlicher Preis gerechtfertigt werden. Mehrfach wurde mit dem Qualitätssiegel "Made in Germany" geworben. Auch in den Medien ist bisher kein einziges Mal über Qualitätsprobleme berichtet worden.
Tatsächlich hat die Untersuchung ergeben, dass die Solarmodule Soltectures herstellungsbedingt mangelhaft waren, was durch die obige Aussage Rutschmanns bestätigt wird.
Die starke Degradation der Module ist der Firma natürlich nicht verborgen geblieben. Kunden hatten die mangelhafte Leistung teilweise schon kurz nach Inbetriebnahme ihrer Anlagen reklamiert. Entsprechend waren auch die Vertriebspartner informiert und kündigten die Abnahmeverträge.
Wie von Frau Rutschmann bestätigt, plante Soltecture deshalb schon seit einigen Jahren, den "problembehafteten" Herstellungsprozess durch ein anderes Verfahren zu ersetzen. Bis 2012 sind jedoch wissentlich mangelhafte Module produziert und als angeblich einwandfreie Ware verkauft worden.
Nach Kontaktaufnahme durch einen Sachverständigen war Photon ab Januar 2011 mit dem Fall befasst.
Im Juli 2011 wurde die Zusammenarbeit durch Photon ohne nachvollziehbare Begründung abgebrochen. Die eidesstattliche Versicherung bestätigt, dass Photon auch danach noch mit dem Fall befasst war und Geschädigten geholfen hat Ansprüche durchzusetzen.
Bisher wurde nur in einem Internetforum darüber berichtet, dass ein Geschädigter von Soltecture im Sommer 2011 neue Module erhalten hatte. Abgesehen davon ist öffentlich völlig unbekannt, dass Geschädigte Garantieleistungen oder Schadenersatz von Soltecture erhalten haben.
Offenbar sind alle Geschädigten, die mit Frau Rutschmann in Kontakt standen, kurz vor der Insolvenz Soltectures entschädigt worden.
Inzwischen ist ermittelt worden, dass nicht alle geschädigten Kunden Soltectures vor der Insolvenz entschädigt worden sind. Es gibt weitere Geschädigte, die nicht von den Recherchen Photons profitiert haben. Zu diesen benachteiligten Geschädigten gehört der frühere Vertriebspartner IBC Solar, der im Insolvenzverfahren als Gläubiger eine erhebliche Forderung geltend gemacht hat. Aus der Forderungsanmeldung geht hervor, dass es um Schadenersatzleistungen und um künftig zu erwartende Schadenersatzforderungen geht.
Offenbar sind auf Druck von Photon nur die Geschädigten entschädigt worden, die mit Frau Rutschmann in Kontakt standen. Insofern scheint die unterlassene Berichterstattung noch fragwürdiger.
Es ist nicht nachvollziehbar, dass Photon einigen Kunden und Vertriebspartnern Soltectures geholfen hat, andere jedoch noch nicht einmal durch eine allgemeine Berichterstattung auf die ermittelten Sachverhalte aufmerksam gemacht worden sind.
Auch die Gläubiger dürften sich dafür interessieren, warum kurz vor der Insolvenz bestimmte Ansprüche Geschädigter befriedigt worden sind und andere nicht. Durch eine rechtszeitige Berichterstattung hätten auch Lieferanten und Gläubiger gewarnt werden können und müssen.
Nicht zuletzt hat die Allgemeinheit Anspruch darauf zu erfahren, was hier passiert ist, denn Soltecture hatte seine Existenz ausschließlich der weitreichenden Förderung mit öffentlichen Mitteln zu verdanken.
Über den Ablauf der von Photon 2011 durchgeführten Recherchen wird demnächst detailliert zu berichten sein.
7.7.2013 / Letzte Änderung: