Über den Werdegang von Dr. Ralf Köpke ist im Internet aktuell so gut wie nichts zu finden. Die Hompage von Energie & Management (E & M) teilt nur mit, dass der studierte Politologe der Redaktion seit mehr als zehn Jahren als "Chefreporter" angehört. Es ist wohl kein Zufall, dass weiteres verschwiegen wird. Der unter "mehr Informationen" abrufbare Hinweis, dass Köpke zu den wenigen Vollbartträgern der Redaktion gehört, ist auch nur wenig informativ. Stattdessen hätte an dieser Stelle etwa erwähnt werden können, dass Köpke die Deutsche Journalistenschule in München absolviert hat.
Hinzuzufügen wäre auch, dass Köpke ein Lobbyist und Strippenzieher ist, der das hier beschriebene allgemeinschädliche Netzwerk maßgeblich mitbegründet hat. Ein erster Schritt war Köpkes Autorentätigkeit für Neue Energie ab August 1996. Im April 1997 wurde Köpke erstmals im Impressum als Redaktionsmitglied genannt. Aus zuverlässiger Quelle ist außerdem bekannt, dass Köpe bei Neue Energie ab 1997 alle Texte komplett korrigiert hat, auch im Hinblick auf Struktur, Duktus und Stil.
Im Juni 2003 übernahm Köpke auch offiziell die Redaktionsleitung von Christian Hinsch, der zur Firma Juwi wechselte. Gleichzeitig startete Hanne May als Kochefin der Redaktion ihre Laufbahn bei Neue Energie. Schließlich wechselte Köpke 2004 zu E & M und überließ May die Redaktionsleitung.
Die langjährige Mitgliedschaft in den Redaktionen von Neue Energie und E & M hielt Köpke keineswegs davon ab, auch für andere Medien zu schreiben. So kann der "Journalist" inzwischen auf eine erstaunliche Fülle von Texten zurückblicken, die bei den unterschiedlichsten Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind. An dieser Stelle seinen nur beispielhaft die taz, der Berliner Tagesspiegel, der Bonner General Anzeiger, die Frankfurter Rundschau, die Financial Times Deutschland, Zeit Online, Top Agrar und die Badische Zeitung genannt. Texte Köpkes wurden auch in den Publikationen der Photon-Gruppe, namentlich Photon, Photon International sowie Haus & Energie, veröffentlicht.
Abgesehen davon hat Köpke wohl auch schon früh seine Stellung im eigenen Interesse genutzt und Mitgliederakquise für seinen damaligen Arbeitgeber, den Bundesverband Windenergie (BWE), betrieben. So findet sich in einem Bericht über eine Hauptversammlung der Wind 7 AG vom Dezember 2000 der Hinweis, dass Köpke als Aktionär der Versammlung beigewohnt und beantragt hatte, dass die Gesellschaft dem BWE beitreten möge.
Entsprechend passt ins Bild, dass Köpke nur wenige Wochen später Klaus-Dieter Lietzmann, einen der Wind7 Gründungsgesellschafter, mit mindestens einer Veröffentlichung in ein ausgesprochen positives Licht gerückt hat. Diese Titelgeschichte war für Litzmann und seine Firmen sicher eine wirksame Werbeaktion.
Inzwischen wurden über 4300 Veröffentlichungen von Ralf Köpke untersucht und vorläufig ausgewertet. Damit ist offensichtlich, dass Köpke die Methode der "erneuerbaren Textproduktion" entwickelt und bei Neue Energie gleich mit seiner ersten Veröffentlichung im August 1996 eingeführt hat. Dieses erste Plagiat basierte auf einem Originaltext, der am 22.6.1996 bei der Frankfurter Rundschau erschienen war.
Schon ab 1997 hat Köpke bei Neue Energie alle Artikel korrigiert und kontrolliert, und bei der Gelegenheit offenbar geeignete Autoren in seine Arbeitsweise eingewiesen. Entsprechend wurden die Plagiate weiterer Autoren, wie Bernward Janzing, Dierk Jensen und Sascha Rentzing, nach einheitlichem Strickmuster angefertigt. Die Quelltexte wurden teilweise vielfach manipuliert, oft wurden Begriffe schlicht durch synonyme Ausdrücke ersetzt. Manchmal wurden jedoch auch inhaltliche Manipulationen vorgenommen. Von dieser "Überarbeitung" blieben oft auch wörtliche Zitate nicht verschont.
Die Texte von Sascha Rentzing wurden schon weitgehend recherchiert, darüber wird ausführlich hier berichtet. Über die Veröffentlichungen und die Arbeitsweise von Ralf Köpke wird nachfolgend zunächst zusammenfassend berichtet. Die Veröffentlichung von detaillierten Aufstellungen der recherchierten Texte ist in Vorbereitung.
Schon der erste im August 1996 bei Neue Energie erschienene Bericht Köpkes ("Wind vom Meer") zeigt die typische Machart der Plagiate. Jeglicher Hinweis auf den am 22.6.1996 erschienenen Originaltext der Frankfurter Rundschau fehlte.
Die Artikel berichteten über den damaligen Stand der Offshore-Windenergie. Das Original wurde mehrfach manipuliert und durch einige Erweiterungen ergänzt. Bestimmte Informationen sollten der Allgemeinheit offenbar vorenthalten werden, denn Neue Energie war bis 2005 als Verbandszeitschrift nicht im Zeitschriftenhandel erhältlich. Aufschlussreich ist insbesondere der letzte hinzugefügte Absatz. Schon diese Zeilen Köpkes machen deutlich, dass bestimmte aus Insiderkreisen stammende Informationen nur den "Insidern" des Branchenverbands vorbehalten bleiben sollten:
Zitat: Wann diese Zukunft in der Bundesrepublik beginnt, ist noch nicht absehbar. Den von SKY 2000 und der Niedersächsischen Energieagentur genannten Betriebsbeginn 1998 halten Insider für nicht realisierbar.
Angesichts dieser perfiden Vorgehensweise ist kaum noch erwähnenswert, dass schon in diesem ersten Fall auch drei Zitate manipuliert worden sind und selbst auf die Zahlenangaben Köpkes keinerlei Verlass war. So kam eine dänische Studie laut Frankfurter Rundschau zu dem Schluss, dass die Offshore-Windenergie eine Kapazität von 7000 Megawatt ermöglichte. Dagegen nannte Neue Energie einen Wert von nur 4000 Megawatt.
Sicher kann davon ausgegangen werden, dass man bei der Frankfurter Rundschau nichts von dem manipulierten Plagiat wusste und die Veröffentlichung auch keinesfalls genehmigt hätte. Andererseits hatte Köpke sich mit diesem ersten dreisten Betrug wohl schon für höhere Aufgaben im BWE und bei Neue Energie qualifiziert.
Text 1 |
Text 2 |
Typ | Kommentare |
Frankfurter Rundschau: Frischer Wind vom Meer soll Geschäfte der Anlagenbauer ankurbeln (22.6.1996) |
Neue Energie: (8 / 1996) |
P-1/75 |
Eigenplagiat: manipuliert, 3 manipulierte Zitate: Kohler (5/5, 6/6), Simonis/Euler (6/6), Inkonsistenz (7/8: "7000 / 4000") |
Typ: P: Plagiat |
Im Dezember 1996 erschien der zweite Text Köpkes im Verbandsmagazin Neue Energie ("Quo vadis Bürgerwindräder?"). Wiederum ging es um die Windenergie, diesmal jedoch handelte es sich bei dem Bericht vermutlich um einen Originaltext.
Erneut erstellte Ralf Köpke ein Plagiat, das knapp fünf Monate später von der taz veröffentlicht wurde. Der Ausgangstext wurde mehrfach manipuliert, dabei wurde auch ein Zitat verändert. Inhaltlich sind die beiden Versionen jedoch fast identisch. Wiederum erfuhren die Leser des Plagiats jedoch nicht, dass ihnen veraltete "Informationen" vorgesetzt worden waren.
Text 1 |
Text 2 |
Typ | Kommentare |
Neue Energie: (12 / 1996) |
taz: (19.4.1997) |
P-5/98 |
Eigenplagiat: manipuliert, gekürzt, 1 manipuliertes Zitat: Kynast (6/9) |
Typ: P: Plagiat |
2007 und 2008 berichtete Ralf Köpke mit mindestens vier Berichten, die in Photon, der Berliner Zeitung, der FTD und von E & M veröffentlicht wurden, über eine belgische Forschungsstation in der Antarktis. Der Originaltext könnte der Photon-Bericht vom August 2007 sein ("Passivhaus in der Antarktis"). Bei den anderen Veröffentlichungen handelt es sich um manipulierte und unwesentlich ergänzte Versionen des Photon-Textes.
Die nachfolgenden Textvergleiche zeigen wiederum die typische Arbeitsweise. Auffällig ist, dass in dem Artikel der Berliner Zeitung vergleichen mit dem Photon-Bericht gleich fünf Zitate manipuliert oder anderen Personen zugeschrieben worden.
Dieser Fall belegt außerdem die offenbar gute Einbindung Photons in das von Köpke maßgeblich mit aufgebaute Netzwerk.
Text 1 |
Text 2 |
Typ | Kommentare |
Photon: Passivhausbau in der Antarktis (8 / 2007) |
Berliner Zeitung: Saubere Klimaforschung in der Antarktis (28.9.2007, Link) |
P-2/80 |
Eigenplagiat: manipuliert, 5 manipulierte Zitate: De Coninck/Philippe (3/ ), Hubert (5/ ), Noirot (6/ ), De Coninck/Noirot (9/), De Coninck (10/) |
Berliner Zeitung: Saubere Klimaforschung in der Antarktis (28.9.2007, Link) |
Financial Times Deutschland: Antarktis-Forscher wohnen warm und umweltfreundlich (16.4.2008) |
P-7/90 |
Eigenplagiat: manipuliert, gekürzt, 1 manipuliertes Zitat: Philippe/De Coninck (1/1) |
Typ: P: Plagiat |
Die folgende Tabelle enthält weitere Beispiele für die Arbeitsweise von Ralf Köpke.
Nr. |
Text 1 |
Text 2 |
Typ | Kommentare |
1 |
General Anzeiger: Solarkollektoren als Schattenspender (23.1.1999) |
Neue Energie: (4 / 1999) |
P-2/70 |
Passiv-Solar-Häuser Eigenplagiat, manipuliert, inhaltlich erweitert, 1 manipuliertes Zitat: Brausem (5/3) |
2 |
Zeit Online: (3.5.2001, Link) |
Energie & Management: (15.11.2001) |
P-5/95 |
Pläne von Solarworld zur Solarsiliziumproduktion Eigenplagiat: manipuliert, 1 manipuliertes Zitat: Woditsch (7/14) |
3 |
Der Tagesspiegel: Altbauten auf Energiesparen getrimmt (27.9.2003, Link) |
General Anzeiger: "Die Zeit ist reif für eine neue Fenstergeneration" (18.10.2003) |
P-1/90 |
Altbausanierung Eigenplagiat: manipuliert, gekürzt, 2 manipulierte Zitate: Kaufmann (4/3, 6/4) |
4 |
Zeit Online: (26.4.2004, Link) |
Energie & Management: (17.12.2004, Link) |
P-8/50 |
Emissionsfreie Kohlekraftwerke Eigenplagiat: manipuliert |
5 |
Energie & Management: (10.1.2005, Link) |
Financial Times Deutschland: Kleine Hersteller mit großem Selbstbewusstsein (20.9.2005) |
P-8/85 |
Neue Windturbinenhersteller Eigenplagiat: manipuliert, gekürzt, 3 manipulierte Zitate: Z: Krogsgaard (3/3), Martinez (4/4), Twele (6/6) |
Typ: P: Plagiat |
24.5.2016 / Letzte Änderung: 4.11.2019, 8.3.2017